ANN 02.06.2002

Vortragsreihe "I promise it's political" (Mus Ludwig, Koeln)

Iris Maczollek

Vortragsreihe anlaesslich der Ausstellung "I promise it's political"
(21.06.-08.09.2002) am Museum Ludwig, Koeln.

Veranstaltet von den Freunden des Wallraf-Richartz-Museums und des
Museums Ludwig e.V. Unterstuetzt von der Gesellschaft fuer Moderne
Kunst am Museum Ludwig.

Montag 03.06.2002, 19.00 Uhr
I promise it's political Marjorie Jongbloed und Dorothea von
Hantelmann

Einfuehrungsvortrag in der Reihe zur Ausstellung "I promise it's
political" (21.06.-08.09.2002) im Museum Ludwig

Die beiden Kuratorinnen der Ausstellung, Dorothea von Hantelmann und
Marjorie Jongbloed, werden in ihrem Vortrag das Konzept sowie die
Kuenstlerinnen und Kuenstler der Ausstellung vorstellen. Auf
Initiative von "Theater der Welt" entstanden und als
Gemeinschaftsprojekt mit dem Museum Ludwig realisiert, inszeniert "I
promise it's political" eine spezifische Sicht auf die Verbindung von
Kunst und Theater, Politik und Performativitaet. Deren theoretische
Basis moechten die beiden Kuratorinnen erlaeutern und anhand
kuenstlerischer Arbeiten zur Diskussion stellen.

Dorothea von Hantelmann ist Kunsthistorikerin (am Berliner
Sonderforschungsbereich "Kulturen des Performativen") und Kuratorin,
u.a. bei "Wahlverwandtschaften" (Wiener Festwochen 1999) und "I like
Theater &Theater likes me" (Deutsches Schauspielhaus in Hamburg,
2001). Sie lebt in Berlin. Marjorie Jongbloed ist
Kulturwissenschaftlerin und seit 2001 am Museum Ludwig, Koeln als
wissenschaftliche Mitarbeiterin taetig. Sie lebt in Koeln.

Dienstag 11.06.2002, 19.00 Uhr
Theater der Welt nach 20 Jahren wieder in Koeln.
Sinn und Unsinn internationaler Festivals?
Einige Bemerkungen zur Rollenveraenderung von Theater
Matthias Lilienthal

Theater der Welt war in seiner ersten Ausgabe 1981 ein grosser
Erfolg. Das deutsche Theater trat auf der Stelle und eine
internationale Szene stellte sich als das Neue vor. Inzwischen hat
sich internationales Theater professionalisiert. Die Stars der
achtziger Jahre sind verblasst. Das ist die Chance, neue Definitionen
zu bestimmen. In dieser Situation ist das Theater fasziniert vom
Konzeptualismus der Bildenden Kunst und in der Kunst findet der
Moment von Theatralitaet grosses Interesse. Theater behauptet sich
anders in der Medienwelt. Waehrenddessen demonstrieren die
Globalisierungsgegner in Genua und Buenos Aires. Welche Rolle kann
Theater in dieser Situation spielen?

Matthias Lilienthal ist Programmdirektor fuer "Theater der Welt
2002". Nach dreijaehriger Arbeit als Dramaturg unter der Intendanz
von Frank Baumbauer am Theater Basel, wo er u.a. Produktionen mit
Christoph Marthaler, Frank Castorf und Jossi Wieler entwickelte,
wechselte Lilienthal als Chefdramaturg und stellvertretender
Intendant 1991 mit Castorf an die Volksbuehne am Rosa-Luxemburg-Platz
in Berlin. Er etablierte die Volksbuehne als Ort fuer Popkultur,
Avantgarde und provokante politische Diskurse.

Donnerstag 13.06.2002, 19.00 Uhr
Performative Gewalt
Dr. des. Joerg Metelmann

Gewalt ist das Andere der Kommunikation: Wo bei ersterer in der
Reduktion auf Handlung "alles klar" ist, bleiben im vernetzten
Austauschverhaeltnis stets Offenheiten bestehen. In den (westlichen)
Kontrollgesellschaften des 21. Jahrhunderts zeichnet sich jedoch eine
Verschiebung ab. Die Verbrechenspraevention durch ubiquitaere
ueberwachung (von Plaetzen etc., aber auch der Handy/Fon-Gespraeche
und des Email-Verkehrs) wandelt sich die Aufklaerung von Einzeltaten
in einen Universalverdacht gegen alle: Jede/r ist potentielle/r
Delinquent/in.

Wird der Begriff von Gewalt derart durch die Kontroll-Apparate
kontaminiert? Laesst sich nicht umgekehrt die Kommunikation als
gewalthaltige beschreiben? Kann man von einer spezifischen
"Performativen Gewalt" sprechen? Diese Frage will der Vortrag auch
anhand von Film, Photo und Kunstwerken zu eroertern versuchen. Joerg
Metelmann, geboren 1970, studierte Germanistik, Philosophie und
Politikwissenschaften in Freiburg i. Br., Tuebingen und Hamburg.
Promotion (2001) zum Thema "Medien/Gewalt". Seit 1998 freie
Taetigkeit als Kulturjournalist und Wissenschaftsautor. Lebt in
Berlin.

Dienstag 25.06.2002, 19.00 Uhr
No Previous Theater Experience Necessary
Jens Hoffmann

Von Bezuegen zwischen der Bildenden Kunst und dem Theater ist oftmals
dann die Rede, wenn es um bestimmte Formen von Theatralitaet geht,
die in Arbeiten bildender KuenstlerInnen zu finden sind. Dass es
jedoch weitaus komplexere Bezuege gibt, die ueber die Idee der
Theatralitaet hinausgehen und sich im Bereich des Ephemeren, des
Prozesshaften oder des Performativen treffen, wird erst in letzter
Zeit wahrgenommen. Vor diesem Hintergrund beschreibt Jens Hoffmann
eine Koevolution der beiden Disziplinen, die sich in Momenten wie dem
Futurismus, Surrealismus oder Situationismus verdichtete, und die zur
Formierung eines interdisziplinaeren und politischen Begriffs von
Theater und Bildender Kunst im 20. Jahrhundert fuehrte.

Jens Hoffmann, geb. 1972 in San Jose, Costa Rica, ist unabhaengiger
Kurator und Autor. Er lebt zur Zeit in Los Angeles.

Dienstag 09.07.2002, 19.00 Uhr
Dokumente aus den Staaten
Adrian Piper

Vortrag in deutscher Sprache

Die amerikanische Kuenstlerin Adrian Piper (geb. 1948) beschaeftigt
sich seit ueber drei Jahrzehnten mit Rassismus und Xenophobie.
Parallel zu ihrem umfangreichen Werk als Kuenstlerin, das
Performances, Installationen, Videos, Photographien und Zeichnungen
umfasst, absolvierte Piper eine weitere Laufbahn als Philosophin. Sie
publizierte zu verschiedenen Themen, vorwiegend zu Kant und zur
Geschichte der Ethik. Seit einigen Jahren lehrt sie als Professorin
fuer Philosophie am Wellesley College, Massachusetts.

Adrian Piper kuendigt ihren Vortrag im Museum Ludwig mit folgenden
Worten an: "Aufgrund der Unterschiede zwischen der deutschen und der
amerikanischen Geschichte und Gesellschaft kann meine Arbeit am
besten als Ausdruck, Symptom und als Barometer einer spezifisch
amerikanischen Kultur angesehen werden."

Museum Ludwig Eintritt: 2,50 Euro/ ermaessigt 1,50 Euro/ Mitglieder
der Freunde und der Gesellschaft frei

Quellennachweis:
ANN: Vortragsreihe "I promise it's political" (Mus Ludwig, Koeln). In: ArtHist.net, 02.06.2002. Letzter Zugriff 19.04.2024. <https://arthist.net/archive/25075>.

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