CONF 24.07.2001

"Wege zur Renaissance" Köln, 27./28.9.01

Stephan Hoppe

Sigurd Greven-Colloquium
zur Renaissanceforschung:

Wege zur Renaissance
Beobachtungen zu den Anfaengen neuzeitlicher Kunstauffassung im
Rheinland und den Nachbargebieten um 1500

27. und 28. September 2001

Universitaet zu Koeln, Albertus-Magnus-Platz
Hoersaalgebaeude, Hoersaal E

Zu den erfolgreichsten Methoden der Kunstgeschichte gehoert die
Stilanalyse. Es mag jedoch gerade dieser Erfolg gewesen sein, der
immer wieder dazu verleitet hat, Stilphaenomene direkt und
ausschliesslich zur Definition von Kunst- und Geschichtsepochen
heranzuziehen. So werden z.B. immer noch Gotik mit Mittelalter und
Renaissance mit frueher Neuzeit sowie umgekehrt gleichgesetzt - und
das nicht nur im Laienverstaendnis.

Allerdings ist der Renaissancebegriff als Inbegriff des Neuen seit
dem 19. Jahrhundert vor allem mit Blick auf die italienische
Kunstentwicklung und ihre Antikennaehe formuliert worden. Es ist
deshalb in der kunsthistorischen Praxis die Regel, den formalen und
expliziten Bezug auf die Antike als Massstab neuzeitlicher Kunst
heranzuziehen. Dies waere nicht so problematisch, wenn nicht durch
diese Sichtweise lange Zeit viele innovative Phaenomene und
Entwicklungen der Kunst noerdlich der Alpen im 15. und fruehen 16.
Jahrhundert als vermeintlich mittelalterliche Spaetphaenomene eine
eher stiefmuetterliche kunsthistorische Behandlung erfahren haetten.

Hier zu beobachtende "Modernitaet", deren innerer Zusammenhang mit
Phaenomenen der italienischen Renaissance jenseits offenkundiger
Formverwandtschaft wurden bis jetzt nur wenig gewuerdigt. "Gotik" und
"Renaissance" wurden jedoch in den Augen der Zeitgenossen keineswegs
derart als einander ausschliessende Haltungen wahrgenommen, wie es
eine Analyse ausschliesslich der formalen Mittel suggeriert. Erst
langsam wird deutlich, dass unser klassizistisch und archaeologisch
geschulter Blick auf die Antike kunsthistorische Grenzen zieht, die
vormals Verwandtes und in Bezug zueinander Stehendes unangemessen
trennen.

Das hier angekuendigte Kolloquium moechte dazu aufrufen, die
Kunstentwicklung des Nordens am Beginn der Neuzeit wieder
unvoreingenommener zu betrachten und von neuem die vielfaeltigen
Strategien zu ueberdenken, mit denen Kuenstler auf die
Herausforderungen einer veraenderten Lebenswirklichkeit reagierten.
Im Zentrum des Blickes steht eine Region, in der sich am Beginn der
Neuzeit vielfaeltige kuenstlerische wie gesellschaftliche Einfluesse
kreuzten; jedoch wird der Betrachtungsradius auch die Nachbarregionen
Mitteleuropas mit einbeziehen.

PROGRAMM

Donnerstag, 27. 09. 2001 Vormittag
9.00 h
Begruessung
Manfred vom Stein,
Sigurd Greven-Stiftung Koeln
Prof. Dr. Norbert Nussbaum,
Universitaet zu Koeln

9.45 h
Einfuehrungsvortrag
Die ersten Schritte in die Neuzeit. Gedanken zum Beginn der
Renaissance noerdlich der Alpen Prof. Dr. Hubertus Guenther,
Universitaet
Zuerich

10.30 h
Antikisch und Antikisierendes im Hofkreis. Adelsarchitektur in den
suedlichen Niederlanden im fruehen 16. Jahrhundert Prof. Dr. Krista De
Jonge, Universitaet Loewen
11.00 h Diskussion
11.30 h Kaffeepause
12.00h
Renaissancearchitektur und Architekturpraxis im staedtischen Bereich
Utrecht 1530-1542 Prof. Dr. Konrad Ottenheym, Universitaet Utrecht
12.30 h
Renaissance vor der Renaissance. Fragen an die gewohnte
Stilzuordnung Dr. habil. G. Ulrich Grossmann, Germanisches
Nationalmuseum Nuernberg
13.00 h
Diskussion
13.30 h Mittagspause

Donnerstag, 27. 09. 2001 Nachmittag
14.30 h
Anfaenge der Renaissance in der Siegelkunst des Rheinlandes
Prof. Dr. Toni Diederich,
Historisches Archiv des Erzbistums Koeln
15.00 h
Stilpluralismus und Internationalitaet am Hofe Margarete von
Oesterreichs (1506- 1530) PD Dr. Dagmar Eichberger, Universitaet
Saarbruecken 15.30 h "Fare stupire il mondo": Veit Stoss in Florenz
Dr. Alexander Markschies, RWTH Aachen
16.00 h Diskussion
16.30 h Kaffeepause
17.00 h
Die Tradition als subversive Kraft: Beobachtungen
zur Rezeption italienischer Renaissanceelemente im deutschen und
franzoesischen Schlossbau Dr. Matthias Mueller, Universitaet
Greifswald
17.30 h
Die italienischen Handelsniederlassungen in Bruegge. Gotik
versus Renaissance Dr. Wolfgang Lippmann, Universitaet Zuerich

18.00 h
Stil als Erinnerung. Retrospektive Tendenzen in der deutschen Kunst um
1500 Dr. Klaus Graf, Universitaet Koblenz 18.30 h Diskussion 20.00 h
Abendessen

Freitag, 28. 09. 2001 Vormittag

9.00 h
Humanistengrabmaeler. Antikenrezeption im Norden
Dr. Ute Verstegen,
Universitaet zu Koeln
9.30 h
Der Begriff "Welsch" als Stilbezeichnung in Quellen zur oberdeutschen
Kunst der ersten Haelfte des 16. Jahrhunderts Dr. Thomas Eser,
Germanisches Nationalmuseum Nuernberg
10.00 h
Das Hochaltarretabel in Lorch am Rhein Dr. Holger Simon Universitaet
zu Koeln
10.30 h Diskussion
11.00 h Kaffeepause
11.30 h
Bilder mit doppeltem Boden. Argumentative
Strukturen des Bildersturms in der Fruehen Neuzeit Thomas Hensel M.A.,
Kunsthochschule fuer Medien, Koeln
12.00 h
Romanik als Antike und die
baulichen Folgen. Mutmassungen zu einem vergessenen Diskurs Dr.
Stephan Hoppe, Universitaet Dortmund
12.30 h "Manuelinik" in Portugal. Ein
Exkurs in das Land der Seefahrer Dr. Claudia Euskirchen, Universitaet
zu Koeln
13.00 h Abschlussdiskussion
14.00 h Ende der Tagung

Kontakt
Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der
Universitaet zu Koeln, Albertus-Magnus-Platz, 50923 Koeln

Email
norbert.nussbaumuni-koeln.de
c.euskirchenuni-koeln.de
stephan.hoppeepost.de
holger.simonuni-koeln.de

http://www.uni-koeln.de/phil-fak/khi/aktuelles.html#colloquium

Veranstalter
Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der
Universitaet zu Koeln Prof. Dr. Norbert Nussbaum zusammen mit Dr.
Claudia Euskirchen (Universitaet Koeln) Dr. Stephan Hoppe
(Universitaet Dortmund)Dr. Holger Simon (Universitaet Koeln)

Quellennachweis:
CONF: "Wege zur Renaissance" Köln, 27./28.9.01. In: ArtHist.net, 24.07.2001. Letzter Zugriff 24.04.2024. <https://arthist.net/archive/24545>.

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