CONF 21.06.2001

Foucault-Rezeption (Inst. f. Sozialforschg., Frankfurt a.M., 27.-29.09.01)

Martin Saar

27.-29.09.01)

X-POST: HUMANITIES - SOZIAL- UND KULTURGESCHICHTE
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de

Pressemitteilung & Programm
zur internationalen Konferenz

Michel Foucault
Zwischenbilanz einer Rezeption
Institut fuer Sozialforschung, Frankfurt am Main
27. bis 29. September 2001

Das Werk des franzoesischen Philosophen Michel Foucault hat nicht erst seit
seinem Tod im Jahre 1984 international in den unterschiedlichsten
Disziplinen zu einer Vielzahl von produktiven Fortbildungen und Neuerungen
gefuehrt; ob nun im Bereich der politischen Theorie, der philosophischen
Ethik, der Soziologie, Kulturtheorie oder der Wissenschaftsgeschichte, auf
all diesen Gebieten sind Anregungen aus seinen Schriften aufgenommen und
haeufig bis hin zu Paradigmenaenderungen weiterentwickelt worden. Es duerfte
kaum einen Autor in den letzten Jahrzehnten im Bereich der
Humanwissenschaften gegeben haben, dessen Werk so schnell bestimmende
Sichtweisen oder herrschende Begrifflichkeiten zu aendern vermocht hat;
laengst werden etwa in der Gesellschaftstheorie zum Begriff der
Modernisierung die gegenlaeufigen Prozesse einer sozialen Disziplinierung
stets hinzugedacht, laengst finden auch in der Wissenschaftsgeschichte die
herrschaftsbedingten Zaesuren in der systematischen Produktion von Wissen
eine wesentlich groessere Beruecksichtigung und laengst werden in der
politischen Theorie die dezentralen Mechanismen der Machtausuebung und
-erhaltung viel genauer untersucht als noch vor 25 Jahren.

Zu dieser international enorm fruchtbaren Wirkung steht die deutschsprachige
Rezeption des Werkes von Foucault in einem eigentuemlichen Missverhaeltnis.
Eine Bilanz der unterschiedlichen Effekte, Kritiken und Aneignungen ist
ueberfaellig. Die internationale, vom Frankfurter Institut fuer
Sozialforschung in Kooperation mit dem Institut fuer Philosophie der Johann
Wolfgang Goethe-Universtaet und dem Suhrkamp Verlag ausgerichtete Konferenz
verfolgt den Zweck, die ersten Schritte zu unternehmen, um diese eklatante
Luecke zu schliessen.

In vier groesser angelegte Plenarveranstaltungen werden vier zentrale Themen
seiner Schriften, Disziplinen und Schauplaetze Ihrer Wirkung behandelt: die
neuere Wissenschaftsgeschichte, die politische Theorie, die Kulturtheorie im
weitesten Sinn und die philosophischen Ethik.
Sechs thematischen Workshops sollen in einem kleineren Kreis von Fachleuten
und Interessierten folgende Schwerpunkte behandeln: unter dem Titel
"Subjektivierung als Kontrolle" den anhaltenden Einfluss Foucaults auf die
Diskussion innerhalb der politischen Theorie und Soziologie um die
Entstehung
neuer Macht- und Kontrolltechniken; in "Genealogie als Kritik" die seit
einigen Jahren gefuehrte sozialphilosophische Diskussion um den
systematischen Charakter und normativen Gehalt verschiedener Kritikformen;
Foucaults teilweise indirekten Einfluss auf die Kunstgeschichte; die Wirkung
auf die Kriminologie und die Frage nach dem Strafsystem; editorische Fragen
(Uebersetzungen, die Rolle des Nachlasses, Besonderheiten der deutschen
Rezeption); schliesslich Foucaults Einfluss auf die Geschichtsschreibung und
Geschichtstheorie.

Eroeffnet wird die Konferenz am ersten Abend mit auch fuer ein breiteres
Publikum attraktiven Ueberblicksvortraegen von Prof. Axel Honneth (Institut
fuer Sozialforschung) und Prof. Paul Veyne aus Paris, einem der bekanntesten
franzoesischen Historiker, der mit Foucault befreundet war und
zusammengearbeitet hat. Nach dem Vortragsprogramm des zweiten Tages ist eine
Vorfuehrung von Filmen und Videos mit einer biographischen Einfuehrung
geplant (Programm und Ort werden noch bekanntgegeben); am letzten Tag wird
ein in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag veranstalteter Abend mit
Lesungen deutschen Schriftsteller (Namen werden noch bekanntgegeben), die
ihre Arbeit in einen Kontext der Themen und Aesthetik Foucaults stellen
koennten, das Programm beschliessen.

Besonders hervorzuheben sind auch die Hauptvortraege der vier amerikanischen
Gaeste: Prof. Arnold Davidson aus Chicago, ein renommierter
Foucault-Forscher und Wissenschaftstheoretiker, ausserdem Herausgeber der
wichtigen kulturwissenschaftlichen Zeitschrift "Critical Inquiry"; Prof.
Nancy Fraser aus New York, eine der bekanntesten politischen und
feministischen Philosophinnen, die sich schon frueh auf Foucault bezogen
haben; Prof. Judith Butler aus Berkeley, eine der international sicher
bekanntesten Philosophinnen und Kulturtheoretikerinnen; Prof. Alexander
Nehamas aus Princeton, dessen auch ins Deutsche uebersetzten Buecher zur
Philosophie als Lebenskunst einen entscheidenden Beitrag in der Diskussion.
um Foucaults Spaetwerk geleistet haben.

Die vorlaeufigen Zeiten entnehmen Sie bitte dem beigefuegten Programm; die
genaue Raum- und Zeitplanung wird rechtzeitig auf Plakaten mitgeteilt.
Veranstaltungsort wird vorwiegend das Institut fuer Sozialforschung und die
Raeumlichkeiten der Johann Wolfgang Goethe-Universitaet in Bockenheim sein.
Die Konferenzsprachen sind Deutsch (ueberwiegend) und Englisch.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Weitere Informationen:

INSTITUT FUER SOZIALFORSCHUNG
an der JOHANN WOLFGANG GOETHE-UNIVERSITAET
Senckenberganlage 26, 60325 Frankfurt am Main
Telefon: 069 - 75 61 83 0 - Telefax: 069 - 74 99 07
http://www.rz.uni-frankfurt.de/ifs
ifsrz.uni-frankfurt.de

Vorlaeufiges Programm
Planungsstand: 12.06.01

Michel Foucault
Zwischenbilanz einer Rezeption
Frankfurter Foucault-Konferenz 2001
27.-29.9.2001

Donnerstag, den 27. September 2001

17.00 - 19.30 Uhr Eroeffnungsveranstaltung

Grussworte

Axel Honneth, Frankfurt a. M.
"Foucault und die Humanwissenschaften.
Der Versuch einer Zwischenbilanz"

Paul Veyne, Paris
"La pensee de Michel Foucault/Michel Foucaults Denken"

Freitag, den 28. September 2001

10.00 - 13.00 UhrWorkshops

1."Subjektivierung als Kontrollstrategie"
(Organisator: Hermann Kocyba, Frankfurt a. M.; Teilnehmer: Ulrich
Broeckling, Konstanz; Manfred Moldaschl, Chemnitz; Klaus Ronneberger,
Frankfurt a. M.)
2."Genealogie als Kritik - Genealogy as Critique"
(Organisator: Axel Honneth, Frankfurt a. M.; Teilnehmer: David Owen,
Southampton; Raymond Geuss, Cambridge; Martin Saar, Frankfurt a. M.)
3."Foucault und die Kunstgeschichte"
(Organisator: Klaus Herding, Frankfurt a. M.; Teilnehmer(innen): Tom Holert,
Koeln; Edda Hevers, Frankfurt a. M.)

14.30 - 16.30 Uhr Plenarveranstaltung I

"Die Ordnungen des Wissens - The Orders of Knowledge"

Vortrag:Arnold Davidson, Chicago
Kommentare:Lorraine Daston, Berlin
Ulrich Johannes Schneider, Wolfenbuettel
Moderation:Wolfgang Detel, Frankfurt a. M.

17.30 - 19.30 Uhr Plenarveranstaltung II

"Analytik der Politik - Analytics of Politics"

Vortrag: Nancy Fraser, New York
Kommentare:Thomas Lemke, Wuppertal
Cornelia Vismann, Frankfurt/O.
Moderation:Sighard Neckel, Frankfurt a. M.

21.00"Foucault live": Filme und Videos
(biographische Einfuehrung: Daniel Defert [angefr.])

Samstag, den 29. September 2001

10.00 - 13.00 UhrWorkshops

4."Kriminologie und Strafjustiz"
(Organisator: Trutz von Trotha, Siegen; Teilnehmer(innen): Susanne Krasmann,
Hamburg; Fritz Sack, Hamburg)
5."Foucault herausgeben/publier Foucault"
(Organisator: Bernd Stiegler/Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M.; Teilnehmer:
Peter Gente/Merve Verlag, Berlin; Fran=E7ois Ewald, Paris)
6."Foucault und die Geschichtswissenschaft"
(Organisator: Werner Plumpe, Frankfurt a. M.; Teilnehmer: Ulrich Brieler,
Leipzig; N.N.)

14.30 - 16.30 Uhr Plenarveranstaltung III

"Macht und Koerper"

Vortrag:Judith Butler, Berkeley
Kommentare:Claudia Honegger, Bern
Reimut Reiche, Frankfurt a. M.
Moderation:Sabine Hark, Potsdam

17.30 - 19.30 Uhr Plenarveranstaltung IV

"Aesthetik der Existenz - Aesthetics of Existence"

Vortrag:Alexander Nehamas, Princeton
Kommentare:Christoph Menke, Potsdam
Heidrun Hesse, Heidelberg
Moderation:Klaus Guenther, Frankfurt a. M.

21.00"Foucault und die Literatur"
Lesungen

Veranstalter:
Institut fuer Sozialforschung, Frankfurt a. M.
in Kooperation mit:
Suhrkamp Verlag
Institut fuer Philosophie, Johann Wolfgang Goethe-Universitaet

Gefoerdert durch:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
Stadt Frankfurt - Dezernat fuer Kultur und Freizeit
Hessisches Ministerium fuer Wissenschaft und Kunst
Stiftung zur Foerderung der internationalen wissenschaftlichen Beziehungen
der Johann Wolfgang Goethe-Universitaet
Franzoesische Botschaft
etc.

Informationen:
INSTITUT FUER SOZIALFORSCHUNG
an der JOHANN WOLFGANG GOETHE-UNIVERSITAeT
Senckenberganlage 26, 60325 Frankfurt am Main
Telefon: 069 - 75 61 83 0 - Telefax: 069 - 74 99 07
http://www.rz.uni-frankfurt.de/ifs
ifsrz.uni-frankfurt.de

Quellennachweis:
CONF: Foucault-Rezeption (Inst. f. Sozialforschg., Frankfurt a.M., 27.-29.09.01). In: ArtHist.net, 21.06.2001. Letzter Zugriff 28.03.2024. <https://arthist.net/archive/24510>.

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