[English version below]
Das Kunstmuseum im digitalen Zeitalter – 2021
Bereits zum dritten Mal widmet sich das Belvedere Research Center der digitalen Transformation von Kunstmuseen in einer internationalen Konferenz. Die Schwerpunktsetzung liegt 2021 auf musealen Online-Sammlungen und der Re-kontextualisierung des Museumobjekts im Wirkungsraum des Digitalen.
In Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie und dem generellen lock down wurde der Ruf nach kulturellen Angeboten im digitalen Raum zunehmend lauter. Viele Museen reagierten umgehend, stellten bereits Vorhandenes online und entwickelten zahlreiche Programme für den virtuellen Besuch. Zugleich erfolgte eine Rückbesinnung auf die hauseigenen Bestände und deren Inhalte. So bieten die möglichst tief erschlossenen und multimedial aufbereiteten Online-Sammlungen nicht nur unterschiedlichen Zielgruppen Informationen für die sinnvolle Vorbereitung, Vertiefung und Nachbereitung eines Museumsbesuchs, sondern machen Kunst auch aus der Ferne in erweiterter Form erlebbar. Der Stellenwert des vom Museum bereitgestellten „Contents“ wird sich allerdings daran messen müssen, wie sehr dieser sich vom verwirrenden Überangebot im Netz abhebt und wie vertrauenswürdig er im Vergleich dazu ist.
Unter diesem Aspekt versammelt die zweitägige Veranstaltung interdisziplinäre Beiträge, die vor allem – aber nicht ausschließlich – folgende Themenbereiche reflektieren:
Das Museum als digitaler Wissensspeicher
Den Nucleus eines jeden Museums bildet seine Sammlung, auf welche alle Beschäftigung in dessen Umfeld stets zurückweist. Auch in einer „Welt der virtuellen Kommunikation“ liegt die „museale Authentizität […] unverdrossen im materiellen Artefakt“, postuliert der Medientheoretiker Wolfgang Ernst 2012. Deren Digitalisierung verfolgt daher das Ziel, Museumsobjekte als digitale Surrogate langfristig und nachhaltig zu sichern, sowie die Möglichkeit zu schaffen, sie zeit- und ortsungebunden einem breiten Publikum verfügbar zu machen. So wandelt sich die Sammlung zum echten Informationsspeicher, wird Bildungsinstrument und fungiert als Ausgangspunkt für ein breites Angebot an digitalen Formaten.
Mögliche Fragestellungen zu diesem Themenkomplex können die digitale Vermittlung musealer Inhalte sowie die Chancen und Herausforderungen von digitalen Strategien betreffen. Auch Analysen und Fallbeispiele zu den vielfältigen Möglichkeiten und methodischen Herangehensweisen der Digitalisierung, Visualisierung und Dynamisierung von Sammlungen, Dokumentation, Erschließung, Kontextualisierung, Annotation und Archivierung im Digitalen sind willkommen. Welche Rolle spielen interaktive Formate bei der Publikumsbindung? Wird der Gebrauch digitaler Medien als Behinderung der ästhetischen Wahrnehmung des Originals vor Ort angesehen? Auch Bild-Betrachter-Beziehungen wären diesbezüglich näher zu untersuchen. Inwiefern unterscheiden sich die Wahrnehmungsqualitäten von Originalen, ihren digitalen Surrogaten sowie möglicher virtueller Erweiterungen? Ist ästhetisches Erleben von Kunstwerken im digitalen Raum überhaupt möglich? Welche Optionen und Grenzen sind der Wissensformation gesetzt? Können kulturelle Phänomene und historische Prozesse mittels Datenbanken am Ende sichtbar gemacht werden? Wo liegt das Potential digitaler Sammlungen bzw. ihrer virtuellen Präsentationen?
Die Sammlung Online – Eine Frage des Zugangs
Die digitale Dokumentation des kulturellen Erbes kann als Grundlage für ein universales Gedächtnis verstanden werden, insbesondere, wenn deren virtuelle Verfügbarkeit gegeben ist. So bedingt die Digitalisierung der Sammlungsbestände zugleich den raschen, unkomplizierten, aber auch freien und offenen Zugang für unterschiedliche Zielgruppen sowie sämtliche Bildungs-, Forschungs- und Kultureinrichtungen. Dabei unterstützen Open Content-Programme „die geistige und kreative Freiheit“ und schaffen „Transparenz, Teilhabe, Resonanz und Wertschätzung“ (Bernhard Maaz, Das gedoppelte Museum, 2020). Um einem zeitgemäßen, vernetzten Informationsaustausch Rechnung zu tragen, kommen neueste Technologien zum Einsatz, die gemeinsame Datenstandards gewährleisten und die digitale Kommunikation zwischen diversen Systemen ermöglichen. Maschinenlesbarkeit, künstliche Intelligenz sowie die effiziente Nachnutzung mittels Endgeräten rücken zwecks diesem Ziel in den Vordergrund.
Einreichungen zu diesem Themenbereich können digitale Workflows, Infrastrukturen, interne und externe Prozesse oder Anwendungen widerspiegeln sowie epistemologische Fragen aufwerfen. Warum bedarf es einer theoretischen Grundlagenarbeit für ein digital offenes Museum? Besteht die Gefahr, dass sich neue Technologien verselbständigen und Inhalte bestimmen? Angesichts des Teilens von Daten und partizipativer Formate: wo beginnt, wo endet der Museumsraum? Was bedeutet dies in rechtlicher Hinsicht? Welche Fragen wirft der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Museumsbetrieb auf? Welche Rolle spielt digitale Barrierefreiheit?
Wir freuen uns über Ihre Themenvorschläge aus den Bereichen Museum/Museologie, Kunst- und Kulturgeschichte, Medienwissenschaft und Digital Humanities. Bitte senden Sie Ihre Abstracts für einen 20- bis 25-minütigen Vortrag in deutscher oder englischer Sprache (max. 250 Wörter), einschließlich einer kurzen Biographie inklusive vollständiger Kontaktinformationen zusammengefasst als ein PDF-Dokument bis 1. September 2020 an: j.aufreiterbelvedere.at
Als Keynote Speaker wurde Prof. Ross Parry (University of Leicester) angefragt.
Konferenzkomitee: Johanna Aufreiter, Christian Huemer, Ralph Knickmeier, Georg Lechner, (Österreichische Galerie Belvedere, Wien), Koenraad Brosens (KU Leuven)
Konferenzsprachen: Deutsch & Englisch
Konferenzpartner: Museumsbund Österreich, ICOM Österreich
Reise- und Übernachtungskosten können für die Vortragenden in begrenztem Umfang erstattet werden. Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenlos.
Hinweis: Aufgrund der stetig wechselnden Situation durch die Coronavirus-Pandemie wird die Möglichkeit einer Online-Konferenz bei Bedarf in Betracht gezogen.
Hashtag: #digitalmuseum
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The Art Museum in the Digital Age – 2021
The Belvedere Research Center organizes its third international conference on the digital transformation of the art museum. The 2021 edition will focus on online collections and the re-contextualization of the museum object in the digital universe.
During the COVID lock down, the call for online availability of museum objects became louder. Many museums responded immediately by putting existing content online and introducing tools to enable virtual visits. This push again highlights the potential of online collections: they allow both expert and lay audiences to explore and enjoy the collection, either as a goal in itself, or as a means to plan a visit. However, the value, or at least the usability, of the digitized materials (i.e., images and information) in the web’s massive eco-system depends to a large extent on their uniqueness and trustworthiness.
Following this rationale, the two-day event will gather contributions addressing primarily – but not exclusively – the following topics.
The museum as a digital knowledge repository
The museum’s nucleus is its collection. All activities gravitate toward it. Even in a “world of virtual communication,” the “museum’s authenticity [...] lies undaunted in the material artefact,” as media theorist Wolfgang Ernst stressed in 2012. The digitization of museum objects thus aims to generate sustainable surrogates that are accessible 24/7. As a consequence, the collection is transformed into an information repository that can serve multiple purposes for multiple audiences.
Papers can address the digital mediation of museum content as well as the opportunities and challenges of digital strategies. Analyses and case studies on the manifold possibilities and methodological approaches of digitization, visualization and gamification of collections, documentation, indexing, contextualization, annotation, and archiving in the digital realm are also welcome. What role do interactive formats play in audience development? Is the use of digital media seen as an obstacle to the aesthetic perception of the original? Image-viewer-relationships would also need to be examined more closely in this regard. To what extent do the qualities of perception differ from originals, their digital surrogates and possible virtual extensions? Is an aesthetic experience of artworks in the digital space possible at all? What are the options and limits of knowledge formation? Can cultural phenomena and historical processes ultimately be made visible by means of databases? What is the potential of digital collections or their virtual presentations?
The Online Collection - a matter of access
The digital documentation of cultural heritage can be seen as basis for a universal memory, provided it is readily (and freely) accessible. Thus, the digitization of the collection requires at the same time rapid, uncomplicated, but also free and open access for different audiences as well as educational, research and cultural institutions. Open content programs support “intellectual and creative freedom” and create “transparency, participation, resonance and appreciation” (Bernhard Maaz, Das gedoppelte Museum, 2020). In order to become embedded in the semantic web, the latest technologies and data standards are used, enabling links between diverse systems. Machine readability, artificial intelligence and efficient re-use by various platforms and devices are being developed.
Papers can address digital workflows, infrastructures, internal and external processes or applications and may raise epistemological questions. Why is a theoretical foundation for an open digital museum needed? Is there a danger that new technologies will take on a life of their own and determine content? Given the sharing of data and participatory formats: where does the museum space begin and end? What does this mean in legal terms? What kind of questions does the use of Artificial Intelligence in museums raise? What role does digital accessibility play?
We look forward to receiving your proposals for topics in the fields of museum/museology, art and cultural history, media studies and digital humanities. Please send your abstracts for a 20- to 25-minute presentation in German or English (max. 250 words), including a short biography with complete contact information as one PDF document until September 1, 2020 to: j.aufreiterbelvedere.at
Prof. Ross Parry (University of Leicester) was requested as keynote speaker.
Conference Committee: Johanna Aufreiter, Christian Huemer, Ralph Knickmeier, Georg Lechner (Österreichische Galerie Belvedere, Wien), Koenraad Brosens (KU Leuven)
Conference Languages: German & English
Conference Partners: Museumsbund Österreich, ICOM Österreich
Travel and accommodation costs can be reimbursed to a limited extent for speakers. Conference participation is free of charge.
Note: Due to the constantly changing situation caused by the coronavirus pandemic, the possibility of an online conference if required is being considered.
Hashtag: #digitalmuseum
Quellennachweis:
CFP: The Art Museum in the Digital Age (Vienna, 14-15 Jan 21). In: ArtHist.net, 12.07.2020. Letzter Zugriff 14.11.2024. <https://arthist.net/archive/23402>.