Kunst und Moral
Interdisziplinäre Tagung der Institute für Kunstgeschichte und Philosophie der Universität Stuttgart.
Wendet man sich der gegenwärtigen bildenden Kunst, ihren Theorien und ihrer Kritik zu, bemerkt man sehr bald, dass sowohl in der Produktion als auch in der Rezeption und Beurteilung künstlerischer Arbeiten moralische Kriterien dominieren. Es scheint selbstverständlich, dass Kunst die im künstlerisch-intellektuellen Milieu vorherrschenden egalitären, linksliberalen und meist auch anti-kapitalistischen Werte nicht nur repräsentieren, sondern aktiv in die Gesellschaft hineintragen soll. Wie etabliert eine solche Haltung ist, zeigt sich besonders deutlich an den internationalen Großausstellungen (Biennalen, Triennalen, documenten), die seit den 1990er Jahren zumindest gesellschaftskritisch, oft (politisch) engagiert und aktivistisch ausgerichtet sind.
Die Tagung „Kunst und Moral“ wird die kunsthistorischen und -theoretischen Voraussetzungen dieser Haltung interdisziplinär untersuchen.
Hierzu soll zuvorderst der Frage nachgegangen werden, ob und wie Kunstwerke moralische Positionen vertreten können? Wenn ja: Könnte sich hieran der künstlerische Wert der Werke festmachen lassen? Fernerhin stellen sich die Fragen, welche Mittel zur moralischen Positionierung einer künstlerischen Arbeit zur Verfügung stünden? Wären diese Mittel mehr als bloße Marker (wie z.B. das Schlauchboot oder die Schwimmweste in der aktuellen Kunst) oder könnten mit ihrer Hilfe differenzierte moralische Positionen ausgedrückt werden? Können überdies Werke der bildenden Kunst moralische Handlungen ihrer Rezipienten beeinflussen? Wie ist es zur heutigen, moralischen Kunstauffassung gekommen? Und woran liegt es, dass es kaum wertkonservative Positionen im öffentlichen Diskurs der bildenden Kunst gibt? Welche Rolle spielen die verschiedenen Akteure und Institutionen der Kunstwelt (z.B. öffentlich finanzierte Museen und Großausstellungen samt ihrer Kurator*innen, private Sammler*innen und Sponsor*innen, Kunstkritik und Kunstgeschichte) bei der Vermittlung des heute dominierenden Begriffs der Kunst als moralische Instanz und ihrer konkreten moralischen Botschaften? Muss gute Kunst heute politisch (links) sein? Welche Rolle spielen dabei ästhetische Entscheidungen und Urteile, inwiefern ist die Form eines Kunstwerks moralisch konnotiert? Gehören zu einer politisch fortschrittlichen Gesellschaft eine moralisierende Kunst und Kunstkritik?
Diesen und weiteren Fragen wollen wir im Rahmen einer interdisziplinären Tagung (Kunstgeschichte, Philosophie, Soziologie und verwandte Fächer) nachgehen. Erbeten sind Vorschläge für 30-minütige Vorträge, besonders auch von Nachwuchswissenschaftler*innen. Bitte senden Sie den Titel und einen Abstract (bis zu 300 Wörter) sowie einem kurzen Lebenslauf bis zum 17.03.2019 an folgende Emailadressen:
magdalena.nieslonyikg.uni-stuttgart.de
jakob.steinbrennerphilo.uni-stuttgart.de
Reise und Unterbringungskosten der ausgewählten Redner*innen werden übernommen.
Konzeption und Organisation: Dr. Magdalena Nieslony (Kunstgeschichte) und Prof. Dr. Jakob Steinbrenner (Philosophie), Universität Stuttgart
Quellennachweis:
CFP: Kunst und Moral (Stuttgart, 24-25 Oct 19). In: ArtHist.net, 21.01.2019. Letzter Zugriff 06.07.2025. <https://arthist.net/archive/19997>.