CONF 22.01.2018

Fingerspitzengefühl. Zwischen Kunst und Wissenschaft (München, 15-16 Feb 18)

Zentralinstitut für Kunstgeschichte / Institut für Kunstgeschichte der LMU, München, 15.–16.02.2018

Thomas Moser

Finger sind sowohl Sinnesorgan als auch Werkzeug. Zum einen können wir mit ihnen die Umwelt ertasten, zugleich gebrauchen wir sie überall dort, wo feinmotorische Fertigkeiten erforderlich sind. Sieht man einmal von seiner metaphorischen Bedeutung ab, so vereint der Begriff „Fingerspitzengefühl“ diese beiden Funktionen, denn er bezieht sich gleichermaßen auf das taktile Gespür der Finger als auf deren Geschicklichkeit.
Der Workshop untersucht die Bedeutung des Fingerspitzengefühls im Bereich der Künste sowie der Wissenschaft. Für die bildenden Künste soll etwa nach der Rolle gefragt werden, die ihm beim Machen von und im Umgang mit Kunstwerken zufällt. Wie wurde über das Fingerspitzengefühl in der Kunsttheorie reflektiert und inwiefern kamen hier wissenschaftliche Fragestellungen zum Tragen? Welcher Anteil fällt dem Fingerspitzengefühl in künstlerischen Erkenntnisprozessen zu? Mit diesen Fragen thematisiert die Tagung sowohl das ästhetische Potential des taktilen Sensoriums als auch die Rolle der Hand in experimentell-kreativen Prozessen.
Der zeitliche Fokus der Tagung liegt auf der Moderne, da der Tastsinn, dem im Quintett der menschlichen Sinne lange nur eine sehr geringe Bedeutung beigemessen wurde, erst seit etwa 1800 eine sukzessive Aufwertung erfuhr. Gleichsam aber auch, weil der Einsatz der Finger zunächst im Zeitalter der Maschine, sodann in dem der Digitalisierung grundlegenden Veränderungen unterzogen wurde.

Programm

Donnerstag, 15. Februar 2018

Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Katharina-von-Bora-Straße 10, Raum 242

ab 15:30
Kennenlernen bei Kaffee und Snacks

16:15
Begrüßung

Moderation: Hubertus Kohle

Andrea Haarer (Stuttgart/Hamburg)
Victor Hugos Bildermachen. Empreinte de dentelle

Isabel Atzl (Stuttgart)
Mit Gefühl. Zur Veränderung der Bedeutung des Tastsinns in Pflege und Medizin

17:30
Kaffeepause

18:15
Musikalischer Beitrag
Gitarrenduett ‚EarPlucked‘

Abendvortrag
Hans Körner (Düsseldorf)
Finger mit Augen - Augen als Finger

20:15
Gemeinsames Abendessen

Freitag, 16. Februar 2018

Institut für Kunstgeschichte der LMU
Zentnerstraße 31, Raum 510

09:00
Moderation: Susanne Thürigen

Sascha Pöhlmann (München)
‚Who touches this touches a man‘. Walt Whitmans haptische Ästhetik

Thomas Moser (München)
Alexandre Bigots ‚lézard‘. Türgriff – Eidechse – Phallus

Marta Smolińska (Poznań / PL)
Was der Inhalt einer Handtasche über Fingerspitzengefühle verrät? Bemerkungen über Erna Rosensteins ‚Handtaschen‘

10:30
Kaffeepause

11:00
Moderation: Andrea Haarer

Katharina Steidl (Wien / AU)
Zur Denkfigur der ‚Hand‘ im Fotogramm. William Henry Talbot und die Konzeption kameraloser Fotografie

Regina Karl (Yale / USA)
Knopfdruck vs. Fingerspitzengefühl. Medienspezifische Überlegungen zur Photographie nach 1900

Franz Hefele (Berlin/München)
‚Nun spannt man ohne Anstrengung den Fingermuskel‘. Fotografieren als Körperpraxis anhand zweier fotografischer Lehrbücher der Wirtschaftswunderzeit

12:30
Mittagspause

14:00
Moderation: Wilma Scheschonk

Sofia Muñoz Carneiro (München/Santiago de Chile / CHL)
From the tips of the fingers. Figures of the haptic in contemporary dance

Daniel Becker (München)
‚Der Mensch der undinglichen Zukunft wird dank seiner Fingerspitzen dasein‘. Über die Nicht-Berührung in elektronischer Kunst

15:00
Abschlussdiskussion

Konzept:
Thomas Moser, Andrea Haarer und Matthias Krüger

Die Teilnahme ist kostenfrei.
Um Anmeldung wird gebeten unter: thomas.mosercampus.lmu.de

Quellennachweis:
CONF: Fingerspitzengefühl. Zwischen Kunst und Wissenschaft (München, 15-16 Feb 18). In: ArtHist.net, 22.01.2018. Letzter Zugriff 28.03.2024. <https://arthist.net/archive/17167>.

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