Tagung der Isa Lohmann-Siems Stiftung, Warburg-Haus Hamburg "Bekenntnisse: Formen und Formeln"
Bekenntnisse fallen heute leicht. Ein kurzer Tastendruck und schon sind Meinungen geteilt, Freundschaften bestätigt und Urteile gefällt. Die sozialen Medien bringen es auf den Punkt: Sich zu bekennen ist ein elementarer Akt sozialer Kommunikation. Das gilt auch diesseits des Digitalen – like it or dislike it.
In seinem Leben legt jeder Mensch gleich mehrfach Bekenntnisse ab. Manche sind persönlich, wie Eheversprechen, manche sind bewusst formell, wie Eide vor Gericht. Einige fallen schwer, wie Geständnisse, und einige dienen der Unterhaltung, wie all die großen und kleinen Lebensbeichten, die in Talkshows und Boulevardmedien inszeniert werden. Bekenntnisse prägen das Leben auf unterschiedlichste Weise. Sie verbinden Privates und Öffentliches und berühren dabei die Sphären von Religion und Politik ebenso wie jene von Gesundheit und Bildung, Partnerschaft und Sexualität. Vielleicht ist es dieser schier unüberschaubaren Vielfalt geschuldet, dass das Bekenntnis bislang kaum zum Gegenstand der interdisziplinären kulturwissenschaftlichen Auseinandersetzung wurde. Dem möchte das aktuelle Forschungsprojekt der Isa Lohmann-Siems Stiftung begegnen, indem es die Formen und Formeln des Bekenntnisses näher in den Blick nimmt.
Organisation: Christine Bischoff, Carsten Juwig und Lena Sommer
Nähere Informationen finden Sie unter: http://www.isa-lohmann-siems-stiftung.de
Aus dem Programm:
Freitag, 9. Februar 2018
11:00-11:30 Begrußung und Einfuhrung ins Tagungsthema
11:30-13:30 Kulturen des Bekennens: Formen und Formeln
-Hubert Knoblauch (Berlin): Kommunikative Konstruktion, kommunikative Form und Bekenntnis
-Christian Witt (Mainz): Das Christentum als »bekennende Religion«. Überlegungen zu Struktur und Form christlicher Bekenntnisse
13:30-14:30 Mittagspause und Führung durch das Warburg-Haus mit Benjamin Fellmann
14:30-16:00 Institutionen
-Peter Schuster (Bielefeld): Bekenntnisse vor Gericht: Gerechtigkeit und Seelenheil in der Strafjustiz (14.–17. Jh.)
-Lennart May (Berlin): Verhöre, Vernehmungen und Befragungen: Was für Aussagen sind zu erwarten?
16:00-16:30 Kaffeepause
16:30-18:00 Narrative
-Silke Meyer (Innsbruck): Schuld- und Schuldenbekenntnisse. Narrative Muster der Rechtfertigung
-Christine Bischoff (Hamburg): Konversion als Bekenntnis. Zur Bedeutung und Ausgestaltung von Religionswechseln
18:00-19:00 Apéro
Samstag, 10. Februar 2018
10:00-11:30 Performanzen
-Simon Teune (Berlin): Strahlende Sonne und gelbes X. Visuelle Verortungen in der Anti-Atombewegung
-Carsten Juwig (Hamburg): Die Bildlichkeit spätantiker Taufrituale und die Ästhetik des Bekennens
11:30-12:00 Imbiss
12:00-13:30 Materialitäten
-Andreas Plackinger (Munchen/Florenz): »Und achte darauf, ihm die Tavoletta immer nahe an das Gesicht zu halten …« Trösten mit Bildern und erbauliche Hinrichtungen im Italien der Frühen Neuzeit
-Lena Sommer (Hamburg): Tod en miniature: Memento-Särglein als visuelle Anleitungen zur Buße
13:30-14:00 Résumé und Verabschiedung
Quellennachweis:
CONF: Bekenntnisse: Formen und Formeln (Hamburg, 9-10 Feb 18). In: ArtHist.net, 19.01.2018. Letzter Zugriff 10.04.2025. <https://arthist.net/archive/17149>.