CFP Jan 17, 2017

Kunst u. Katholizismus in der niederländischen Republik (Frankfurt, 15-7 Mar 18)

Frankfurt am Main, Mar 15–17, 2018
Deadline: Feb 20, 2017

Esther Meier

In der Republik der nördlichen Niederlande besaßen Calvinisten seit 1581 zwar den Status der offiziell privilegierten Religion, die reformierte Konfession war jedoch nie Staatsreligion. Andere Konfessionen wurden geduldet, und Katholiken stellten – regional höchst unterschiedlich – im 17. Jahrhundert einen hohen Prozentsatz der Bevölkerung. Verstand die kunsthistorische Forschung die Niederlande lange Zeit als ein rein calvinistisches Gebiet, in dem allein säkulare und moralisierende Gemälde für den privaten Bereich geschaffen wurden, so hat sich in den letzten Jahrzehnten das enge Bildverständnis geweitet.

Der Katholizismus stand bisher hinsichtlich der Ausstattung katholischer Hauskirchen im Mittelpunkt, zudem wurde die Konfession vieler Künstler ermittelt. Einzelne Werke wurden auf ihre katholische Aussage hin untersucht und jüngst wurde die überkonfessionelle Komponente des Bildschaffens von Künstlern wie Rembrandt und Hendrik ter Brugghen herausgearbeitet. Trotz des zunehmenden Bewusstseins für das Kunstschaffen in einer multikonfessionellen Gesellschaft fehlen doch eingehendere Untersuchungen zum Verhältnis von Kunst und Katholizismus.

Die Katholiken konnten als lediglich tolerierte Minderheit ihre Glauben nicht öffentlich ausüben. Sie mussten vielerorts Schutzgelder zahlen, um sich als Gemeinde versammeln zu dürfen und konnten Prozessionen nur in aller Stille und nicht in der Gruppe durchführen. Trotz der Einschränkungen nahm die Mitgliederzahl zu und es bildete sich eine funktionierende Kirche heraus, in der Weltpriester, Ordenshäuser und geistliche Jungfrauen (klopjes) ihre Dienste versahen. Welche Rolle spielten Gemälde und andere Bildmedien bei der Ausprägung einer kollektiven konfessionellen Identität? Dienten Kunstwerke dazu, katholische Überzeugungen zu formulieren und einzuprägen? Gab es eine spezifisch katholische Ikonographie und an wen richtete sie sich? Welche Bilder besaßen ihren Ort innerhalb der Glaubensgemeinschaft, welche richteten sich grundsätzlich an einen konfessionsübergreifenden Rezipientenkreis, und brachten sie kontroverstheologische Themen zur Sprache? Veränderten sich die Kunstgattungen und ihr Gebrauch im Laufe der Zeit?

Die Tagung will das Verhältnis von Katholizismus und Kunst in den nördlichen Niederlanden des späten 16. bis zum ausgehenden 18. Jahrhunderts unter einem möglichst breiten thematischen und methodischen Zugang untersuchen. Der Schwerpunkt liegt auf den klassischen kunsthistorischen Bildmedien, doch sind auch Beiträge mit theologischen, literatur-, theater- oder musikwissenschaftlichen Blickwinkeln willkommen.

Denkbar sind unter anderem Fragen aus den Bereichen:
Bildtheologie
Katholische Andachtsbücher
Paraliturgische Bildwelt
Konfessionsspezifische oder konfessionell verallgemeinernde Ikonografie?
Konfessionelle Netzwerke und interkonfessionelle Beziehungen
Der Oranier-Hof als Ort überkonfessionellen Austauschs
Hauskirchen und deren Ausstattung
Kunst für Ordenshäuser, Beginen und katholische hofjes

Die Tagung wird parallel zur Ausstellung „Rubens’ Metamorphosen“ (Arbeitstitel) im Frankfurter Städel Museum stattfinden, die sich mit dem kreativen Umgang des Malers mit künstlerischen Vorlagen beschäftigt. Konferenzsprachen sind Deutsch, Englisch und Niederländisch. Vorschläge für einen 30minütigen Vortrag sind in Form eines Abstracts von max. 2500 Zeichen bis zum 20.02.2017 zu richten an esther.meiertu-dortmund.de und pollmer-schmidtstaedelmuseum.de

CFP: International Conference of Städel Museum Frankfurt and TU Dortmund
„Art and Catholicism in the Dutch Republic“
Frankfurt am Main, 15.-17.03.2018
Deadline: 20.02.2017

In the Dutch Republic, Calvinism was the officially privileged religion, yet, it never became the state religion. Other denominations were tolerated and a high percentage of the population – the rate varies greatly in different regions – consisted of Catholics. For a long time, art history has considered the Netherlands as an exclusively Calvinist territory having brought forth only secular and moralizing paintings for a private context. However, this narrow understanding of the visual arts has been broadened throughout the last decades.

Until now, Catholicism has been focused on in the context of the furnishings of house churches. In addition, the confession of many artists was determined and individual paintings were analyzed regarding their Catholic message. Recently, the transconfessional element in the works by artists like Rembrandt and Hendrik ter Brugghen was elaborated. Despite a growing awareness of art production in a multi-confessional society, detailed investigations of the relationship between art and Catholicism are still something most desirable.

As a tolerated minority, Catholics could not practice their belief publicly. Often, they had to pay protection money and their processions could only take place secretly and privately. In spite of the restrictions, the number of members increased and a well-functioning church came into existence to which secular and regular clergy as well as spiritual virgins (geestelijke maagden or klopjes) ministered. What was the function of paintings and other visual media in constituting a collective confessional identity? Did they help to formulate and memorize Catholic beliefs? Was there a specifically Catholic iconography and whom was it addressed to? Which images were placed within the religious community, which were generally aimed at a transconfessional group of recipients? Did they address issues of controversial theology? Was there a gradual change in the genres of art and their application?

The conference intends to analyze the relationship between art and Catholicism in the Northern Netherlands from the late 16th until the late 18th century with a thematically and methodically broad approach. Emphasis will be put on visual media, yet, other contributions from the perspective of theology, literary sciences, theater arts, or musicology are welcome.

Papers from the following fields of research are possible:
Theology of image
Catholic devotional books
Paraliturgical imagery
Catholic iconography vs. confessionally “neutral” iconography?
Confessional networks and transconfessional relations
The Orange court as a space of transconfessional exchange
House churches and their furnishings
Art for convents, Beguines, and Catholic hofjes

The conference will take place contemporaneously with the exhibition “Rubens’ Metamorphosis” (working title) in the Städel Museum in Frankfurt, which deals with the artist's creative handling of artistic models. Proposals for a 30-minute paper in German, English or Dutch should be max. 350 words in length and must be submitted to esther.meiertu-dortmund.de and pollmer-schmidtstaedelmuseum.de until Feb. 20th, 2017.

PD Dr. Esther Meier
TU Dortmund
Institut für Kunst und Materielle Kultur
DFG-Projekt „Nach dem Bildersturm: Die Ausstattung katholischer Kirchen in Augsburg, Antwerpen und den nördlichen Niederlanden. Eine komparatistische Studie“
44221 Dortmund

Dr. Almut Pollmer-Schmidt
Städel Museum
Dürerstraße 2
60596 Frankfurt am Main

Reference:
CFP: Kunst u. Katholizismus in der niederländischen Republik (Frankfurt, 15-7 Mar 18). In: ArtHist.net, Jan 17, 2017 (accessed Oct 30, 2025), <https://arthist.net/archive/14527>.

^