Pflanzenbilder. Visualisierung der Natur in der Frühen Neuzeit
Botanische Illustrationen repräsentieren eine visuelle Ordnung, die zwischen Ästhetik und Wissenschaft angesiedelt ist. Dies gilt insbesondere für die Anfänge der Gattung im 15. Jahrhundert und lässt sich bis weit ins 18. Jahrhundert hinein verfolgen. Das Naturstudium, dessen Erkenntnisse über das Bild vermittelt wurden, lässt sich zunächst in humanistischen Kreisen beobachten. Durch die Entdeckung der „Neuen Welt“ nimmt das Sammlungsinteresse exotischer Pflanzen in Europa deutlich zu und findet mit den Kunst- und Wunderkammern eine höfische Grundlage. Seit etwa Mitte des 16. Jahrhunderts entstehen botanische Handbücher, die die spätmittelalterlichen Herbarien ablösen und damit auch die Kunst der Botanik aus ihrer zunächst primär medizinisch ausgerichteten Funktion befreien. Gleichzeitig mit der Entdeckung immer neuer Pflanzen entsteht ein finanzkräftiger Markt, der den Handel mit botanischen Spezies immer mehr befördert.
Diese soziokulturellen Hintergründe bilden die historische Folie vor der sich die botanische Illustration in der Frühen Neuzeit rasch entfaltet und als Gattung bildspezifische Fragen aufwirft:
1) nach dem Status des wissenschaftlichen Bildes
2) nach der Funktion von Mimesis und Naturabbild
3) den gemeinsamen Wurzeln von Naturerkenntnis, künstlerischer Imagination und phänomenologischer Welterkenntnis, wie sie beispielsweise in der Signaturenlehre praktiziert wurde
4) nach wissenschaftlicher Objektivität und Vorstellungen von Naturmagie, Experiment und Alchemie.
PROGRAMM
14.00 Begrüßung und Einführung
Claudia Steinhardt-Hirsch, München
14.15 Pia Rudolph, München
Kräuter mit allen Sinnen erkunden – Der Gart der Gesundheit (Mainz 1485) als Anleitung zur Pflanzenschau
14.45 Dominic Olariu, Marburg/Berlin
Illustrationen in italienischen Kräuterbuchmanuskripten des 15. und 16. Jahrhunderts – Reaktionen auf eine gestiegene Nachfrage?
15.15 Karin Leonhard, Konstanz
Stilleben – Leben im Übergang
15.45 Pause
16.15 Kärin Nickelsen, München
Zeichner, Stecher, Botaniker – Ein Blick in die Werkstätten botanischer Illustration
16.45 Iris Lauterbach, München
Schwefelgelb – Botanische Netzwerke und der Kaufmann als Wissenschaftler. Johann Christoph Volkamers Hesperidenwerk
17.15 Henriette Müller-Ahrndt, München
Mr. Ehret drawing the Ginseng – Georg Dionysius
Ehret in Netzwerken frühmoderner Naturgeschichte
18.15 Abendvortrag
Robert Felfe, Hamburg
Vegetabilia als Objekte der Darstellung und Konzepte von Bildlichkeit in der Frühen Neuzeit
Die Teilnahme ist kostenlos. Wir bitten um Ihre Anmeldung unter pflanzenzikg.eu
Zentralinstitut für Kunstgeschichte Katharina-von-Bora-Straße 10 D-80333 München 2. OG, Vortragssaal 242 | www.zikg.eu
Reference:
CONF: Pflanzenbilder in der Frühen Neuzeit (München, 9 Mar 16). In: ArtHist.net, Jan 22, 2016 (accessed May 19, 2025), <https://arthist.net/archive/12052>.