Kunst sammeln – Kunst handeln
Internationales Symposium in Wien
Mittwoch, 23.– Freitag, 25. März 2011
Kommission für Provenienzforschung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur
Seit 1998 untersuchen die Mitglieder der Kommission für Provenienzforschung des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur in Wien die Provenienzen der in den Bundesmuseen und Sammlungen befindlichen Objekte gemäß den Kriterien des österreichischen Kunstrückgabegesetzes von 1998. Als besonderes Desiderat erwies sich in diesem Zusammenhang die Erforschung der Rolle des mitteleuropäischen Kunsthandels. Es kann inzwischen als Tatsache gelten, dass der Kunsthandel tief in den nationalsozialistischen Kunst- und Kulturgutraub verstrickt gewesen ist – der wiederum als Teil der nationalsozialistischen Verfolgungs-, Vertreibungs- und schließlich Vernichtungspolitik betrachtet werden muss. Kunst- und Antiquitätenhandlungen sowie Antiquariate in jüdischem Eigentum wurden arisiert, entzogen oder zwangsweise aufgelöst, Warenbestände veräußert und Sammlungen zerschlagen. Verfolgte Jüdinnen und Juden sahen sich gezwungen, privaten Kunstbesitz und Bibliotheken weit unter dem tatsächlichen Wert an Händler und Händlerinnen regelrecht zu verschleudern, um ihre Flucht oder diskriminierende Steuern bezahlen zu können. Der Kunsthandel zählte zu den großen Profiteuren dieser gewaltsamen rassistischen Umverteilungsmaßnahmen. Ziel der Tagung ist es, die Schlüsselrolle des Kunsthandels in diesem Prozess zu beleuchten und den Voraussetzungen bzw. den Folgen dieser Entwicklungen bis zur Gegenwart nachzuspüren.
Konzept: Gabriele Anderl, Eva Blimlinger, Katja Fischer, Christina Gschiel, Monika Mayer, Marta Riess, Anita Stelzl-Gallian
Wissenschaftlicher Beirat: Gabriele Anderl (Wien), Ilsebill Barta (Wien), Eva Blimlinger (Wien), Monika Mayer (Wien), Esther Tisa Francini (Zürich), Vanessa Voigt (München), Harald Wendelin (Wien)
Organisation: Christoph Bazil, Eva Blimlinger, Monika Mayer, Heinz Schödl, Anita Stelzl-Gallian
Tagungsorte
Festvortrag:
BMUKK – Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
1010 Wien, Minoritenplatz 5, Audienzsaal
Symposium:
MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst
1010 Wien, Stubenring 5, Eingang: Weiskirchnerstraße 3,
Vortragssaal
Anmeldung und Information
Die Teilnahme ist kostenlos, um Anmeldung wird gebeten.
Aufgrund der beschränkten Sitzplätze wird für den Festvortrag
um verbindliche Anmeldung ersucht.
Anmeldung:
Tel. +43-1-53415- DW 165 und
kunsthandelkhm.at
Die Vorträge sind in Deutsch oder Englisch und werden nicht übersetzt.
Programm:
Mittwoch, 23. März 2011
BMUKK, Audienzsaal
18.00 Uhr
Begrüßung
Sektionschef Dr. Michael P. Franz, Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
Einleitende Worte
Mag. Eva Blimlinger, Kommission für Provenienzforschung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur
Festvortrag
Univ. Prof. Dr. Sebastian Schütze, Universität Wien
Sammler, Agenten, Kunsthändler: Akteure des frühneuzeitlichen Kunstbetriebes und ihre Handlungsspielräume
Donnerstag, 24. März 2011
MAK, Vortragssaal
9.00 – 10.45 Uhr
Kunst sammeln – Kunst handeln. Jüdische SammlerInnen und die Profiteure in Österreich und Deutschland
Chair: Eva Blimlinger, Wien
Museen und Mäzene – Jüdisches Mäzenatentum und die Österreichische Galerie 1903 bis 1938
Monika Mayer, Wien
Die Beschlagnahmung jüdischer Sammlungen 1938 in München. Ein Forschungsprojekt der Staatlichen und Städtischen Museen in München zum Schicksal jüdischer Kunstsammler und Kunsthändler.
Vanessa Voigt, München
Von „Handelnden“ und handelnden Personen
Franz Eder, Salzburg
Der Kunsthändler Adolf Weinmüller (München/Wien) und seine Rolle bei der „einheitlichen Neuregelung des Deutschen Kunsthandels“
Meike Hopp, München
10.45 – 11.15 Uhr Kaffeepause
11.15 – 12.45 Uhr
Geschädigte und Profiteure: KunsthändlerInnen und -sammlerInnen in Österreich
Chair: Susanne Rolinek, Salzburg
Kunsthandlung E. Hirschler & Com
Dieter Hecht, Wien
Die Stunde der Profiteure: Der Wiener Kunsthandel während der NS-Zeit
Gabriele Anderl, Wien
„Die Versicherung ihrer Treue zu mir ... hat mir Hoffnung gegeben dass vielleicht doch noch nicht alles verloren ist.“ (Friedrich Welz an Anton Steinhart, 1946)
Gerhard Plasser, Salzburg
12.45 – 14.00 Uhr Mittagspause
14.00 – 15.30 Uhr
Kunsthandel und Kunstrestitution. Im Spannungsfeld von Metropolen und Provinz am Beispiel der Stadt Linz
Chair: Niko Wahl, Wien
Die „Connection“ Berlin – Bad Aussee – Linz. Kunsthandel mit Folgen
Michael John, Linz
Pariser Flair fürs NS-Büro. Justus Schmidts Einkaufstouren nach Paris im Auftrag von Gauleiter August Eigruber
Friedrich Buchmayr, St.Florian, Linz
„Was übrig blieb war wertloses Gerümpel“ – die „Liquidierung“ des Antiquitätenhandels Töpfer in Linz
Birgit Kirchmayr, Linz
15.30 – 16.00 Uhr Kaffeepause
16.00 – 17.30 Uhr
Salvaged Art, New Repositories. Histories of Collections in Israel
Chair: Ingo Zechner, Wien
Out of Europe: Rescued Art in Israel
Sonia Klinger, Haifa
The Road to Recovery. From the Central Collecting Point to a Safe Haven: The J.R.S.O. Dossier Shlomit Steinberg, Jerusalem
Housing National Collections, Museum Building in Israel
Ron Fuchs, Haifa
17.30 – 17.45 Uhr Kaffeepause
17.45 – 18.45 Uhr
The Dutch Art Market 1930–1945 and
Dutch Restitution Policy Concerning Art Dealers
Chair: Evelien Campfens, Den Haag
The Dutch Art Market from 1930–1945 and Nazi Acquisition Strategies
Floris Kunert, Den Haag
Dutch Restitution Policy Concerning Art Dealers. Some Case Studies
Annemarie Marck, Den Haag
Freitag, 25. März 2011
MAK, Vortragssaal
9.00 – 10.30 Uhr
Alfred Flechtheim „marchand amateur“: seine Galerien, seine Künstler und die Kunst aus der Südsee 1926–1937
Chair: Laurie Stein, Chicago
Das Agieren von Alfred Flechtheim und Alexander Vömel in Düsseldorf 1930 bis 1934 – Zwischen Hoffen und Bangen
Roswitha Neu-Kock, Köln
„Ich bin nicht Beckmanns Kunsthändler“. Alfred Flechtheim und seine Künstlerverträge, erläutert am Beispiel von Max Beckmann
Andrea Bambi, München
Die Rezeption der Kunst aus der Südsee in der Zwischenkriegszeit: Alfred Flechtheim und Eduard von der Heydt
Esther Tisa Francini, Zürich
10.30 – 11.00 Uhr Kaffeepause
11.00 – 12.45 Uhr
Der Handel mit „Entarteter Kunst“ und seine Protagonisten
Chair: Andreas Hüneke, Potsdam
Bernhard A. Böhmer – Ein unbekannter Bildhauer brilliert im NS-Kunsthandel
Meike Hoffmann, Berlin
Karl Buchholz – Ein Saboteur nationalsozialistischer Kunstpolitik
Anja Tiedemann, Hamburg
Ferdinand Möller – Ein unbeugsamer Vertreter der Kunst der Moderne
Katrin Engelhardt, Hamburg
The Irmgard Burchard Tableaux: An Anti-Nazi Dealership in 1930s Switzerland
Lucy Watling, London
12.45 – 14.00 Uhr Mittagspause
14.00 – 15.00 Uhr
Die Bedeutung von kunstgewerblichen Objekten für den Handel und den Aufbau musealer Sammlungen in der NS-Zeit
Chair: Stephanie Tasch, Berlin
The Dealer and the Museum: C. T. Loo (1880–1957), the Freer Gallery of Art and American Asian Art Market in the 1930s and 1940s
Dorota Chudzicka, Washington DC
Zum Kunstgewerbe in den Städtischen Sammlungen Wiens. Erwerbsstrategien und Sammlungsaufbau während der NS-Zeit und Rückgaben nach 1945
Eva-Maria Orosz, Wien
15.00 – 15.15 Uhr Kaffeepause
15.15 – 16.45 Uhr
„Internationale Transfers“: Der nationalsozialistische Kunstraub und seine Folgen
Chair: Christian Huemer, Los Angeles
Pictures of the Past. The Expropriation of the Jewish Collections of Fine Arts and their Transfer to the State Collections during the Slovak State (1939–1945)
Jana Švantnerová, Bratislava
Eve Tucker: An Enforcer of Restitution Policy in U.S. Occupied Austria
Anne Rothfeld, Washington DC
Relics of Nazi-confiscated Cargo from the Port of Trieste in the Collections of the Jewish Museum Vienna
Wiebke Krohn, Wien
16.45 – 17.00 Uhr Kaffeepause
17.00 – 18.00 Uhr
Kunst, Restitution und Recht
Chair: Christoph Bazil, Wien
Zu groß für Einen. Zum An- und Verkauf großer Privatsammlungen durch Konsortien am Beispiel der Sammlung
Dr. Albert Figdor
Lynn Rother, Berlin
Rechtliche Aspekte des Kunsthandels und der Kunstsammlungen im polnischen Kontext Dorota Trzeszczkowska, Lublin
Quellennachweis:
CONF: Kunst sammeln - Kunst handeln. In: ArtHist.net, 24.02.2011. Letzter Zugriff 09.06.2025. <https://arthist.net/archive/972>.