CONF 17.02.2011

Manifesto Collage

Berlinische Galerie. Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, 25.02.2011
Anmeldeschluss: 21.02.2011

Diana Brinkmeyer

Collage und Montage sind paradigmatische Darstellungsformen der Klassischen Moderne. Doch gerade im letzten Jahrzehnt ist eine Renaissance der Collage-Technik als bedeutende Praxis in der zeitgenössischen Kunst zu beobachten. Die Berlinische Galerie und About Change, Collection laden ein zum Manifesto Collage, um die Collage in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen als Signum auch des 21. Jahrhunderts zu diskutieren. Teilnehmen werden Experten aus den Fachbereichen Kunst, Literatur, Musik und Wissenschaft, unter ihnen Prof. Dr. Werner Spies, Prof. Dr. Horst Bredekamp (Humboldt Universität zu Berlin) und Martha Rosler (Künstlerin, Kritikerin, Essayistin, New York).

Bereits in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts integrierten Kubisten, Futuristen, Dadaisten und Surrealisten, auch Konstruktivisten Wirklichkeitsfragmente in ihre Kunst. Sie bereiteten damit den Grund für zukünftige Künstlergenerationen, Kunst und Wirklichkeit in Deckungsgleichheit zu bringen. Von den Fluxus-Protagonisten bis hin zu den Pop-Artisten war der Realbezug, der gleichsam handfeste Umgang mit der Wirklichkeit, Ausdruck eines fundamental gewandelten Kunstverständnisses.

Collage beinhaltet per definitionem Fragmente, Bruchstücke und arbeitet mit Gegensätzen und Spannungen. Wir leben in einem Zeitalter, das nicht nur schier unendlich verfügbares Material an Bild und Information bereit hält, sondern auch unzählige Möglichkeiten und Techniken, diese zu sortieren, zu manipulieren und unsere Welt (-Vorstellung) daraus zusammenzusetzen. Collagieren ist längst zu einem probaten Mittel der Realitätswahrnehmung und Wirklichkeits(de)konstruktion geworden. Die Bedeutung der Collage hat sich im digitalen Zeitalter nicht nur verändert, sondern potenziert. Mit dem unbegrenzten Zugriff auf Visuelles und Geschriebenes und deren Verarbeitung unterliegen auch Begriffe wie der des „Originals“ und des „Zitats“ einem Bedeutungswandel: „Cut & Paste“ wird zur allgegenwärtigen Methode.

Gerade in der Vielfalt heutiger Denk- und Handlungsmöglichkeiten, die schon die Postmodernisten konstatierten, spiegelt sich das Prinzip Collage wider: sei es im Multikulturalismus, im Sampling und Mixing von Codes (Mode und Musik), im gesellschaftlichen Leben (Patchwork-Familien) oder in der individuellen Repräsentanz (Schönheitschirurgie als Mittel, sich das eigene Wunsch-Aussehen „zusammen zuschneiden“).

Es ist an der Zeit, den Begriff der Collage zu überdenken. Die Collage als Signum des 21. Jahrhunderts begegnet uns in so unterschiedlichen Ausprägungen, dass eine Definition kaum mehr möglich scheint. Woher kommt aber gleichzeitig das vermehrte Interesse an der (klassischen) Collage in der zeitgenössischen Kunst? Worin liegt die anscheinend nach wie vor ungebrochene Sprengkraft dieses künstlerischen Prinzips?

Ort: Berlinische Galerie
Termin: 25. Februar 2011, 10-20 Uhr
Eintritt: frei

Ausführliche Informationen zum PROGRAMM und ANMELDUNG unter http://www.berlinischegalerie.de/index.php?id=1148&L=0 oder unter collageberlinischegalerie.de

Quellennachweis:
CONF: Manifesto Collage. In: ArtHist.net, 17.02.2011. Letzter Zugriff 25.04.2024. <https://arthist.net/archive/933>.

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