CONF 16.02.2011

Buchkulturen des deutschen Humanismus 1430-1530 (Berlin, 9-12 Mar 11)

Staatsbibliothek zu Berlin, 09.–12.03.2011

Katharina Richter

Mit der Entstehung des Buchdrucks werden Verlags- und Publikationswesen im Übergang vom 15. zum 16. Jahrhundert zu einem Kristallisationspunkt für die Herausbildung humanistischer Netzwerke. Die Tagung macht es sich zur Aufgabe, den unterschiedlichen Formen der Zusammenarbeit zwischen Druckern, Verlegern, Künstlern, Gelehrten und Sammlern nachzugehen. Im Zentrum steht dabei die Frage, inwiefern hinsichtlich der Genese und den Entfaltungsformen humanistischer Kulturen von der Ausprägung eines spezifisch transalpinen Humanismus im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation zu sprechen ist. Was sind die charakteristischen Merkmale und Bedingungen, die es erlauben, die Etablierung eines ‚deutschen Humanismus‘ im Verhältnis zu humanistischen Strömungen und Formationen im europäischen Kontext zu beschreiben? Welche Steuerungsinstanzen und Interessen prägen sich in den humanistischen Buchkulturen aus? Welche Formen und Mittel der Distribution, Aneignung und Vermittlung unterschiedlicher Wissensbestände werden hier relevant und welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang einzelne Akteure, Interessenverbände oder Institutionen? Um diesen Fragen begegnen zu können, gilt es nicht nur Produktionsformen von Büchern und Kommunikationswege, sondern ebenso Vernetzungsstrukturen und Zirkelbildungen in den Blick zu nehmen, um Austauschprozesse zwischen humanistischen Milieus im regionalen, nationalen wie internationalen Kontext sichtbar zu machen. Dabei erweist sich nicht zuletzt die Ebene der Medialität als ein entscheidender Faktor für eine Rekonstruktion humanistischer Buchkulturen, so etwa in Hinsicht auf die Wechselwirkungen zwischen künstlerischer Praxis und theoretischen Diskursen, zwischen buchästhetischen Gestaltungsformen und Rezeptionsverhalten. Auch den politischen und konfessionellen Strukturen wird besonderes Gewicht zukommen. Die internationale Tagung wird geisteswissenschaftliche Forschungen mit historischen Spezialwissenschaften wie Paläographie, Buch- und Schriftgeschichte verbinden, um neue Perspektiven auf die Bedingungen und Strukturmerkmale eines ‚Humanismus‘ im deutschsprachigen Raum zu gewinnen.

Tagungsprogramm

Mittwoch, 9. März 2011

10.00 Uhr: Generaldirektorin Barbara Schneider-Kempf (Staatsbibliothek zu Berlin): Begrüßung
10.15 Uhr: Begrüßung durch die Veranstalterinnen und Veranstalter der Tagung
10.30 Uhr: Prof. Dr. Eef Overgaauw (Berlin): Die Einführung der humanistischen Schrift in Italien und in Deutschland
11.30 Uhr: Prof. Dr. Christa Bertelsmeier-Kierst (Marburg): Heinrich Steinhöwel: Übersetzer und Herausgeber. Ein Beitrag zur Buchkultur im deutschen Frühhumanismus
14.00 Uhr: Dr. Johannes Klaus Kipf (München): Gewitzte Herrscher in Handschrift, Druck, Kommentar und Übersetzung. Antonio Beccadellis ‚Dicta et facta Alfonsi regis Aragonum‘ in Deutschland
15.00 Uhr: Dr. Kristina Domanski (Basel): Frühhumanismus und Buchillustration – Bilder für Affekt und Emotion als Ausdruck eines signifikanten Wandels
16.00 Uhr: Laurent Naas (Sélestat): Le rôle de la bibliothèque paroissiale de Sélestat dans l'essor de l'humanisme en Alsace
16.30 Uhr: Carola Pohlmann (Berlin): Die Herausbildung einer eigenständigen Kinder- und Jugendliteratur in der Zeit des Humanismus
17.00 Uhr: Dr. Holger Nickel (Berlin): Historische Einbände als Indiz: Frankfurt/Oder um 1500 als Buchhandelszentrum. Ein Zwischenbericht

Donnerstag, 10. März 2011

10.00 Uhr: Prof. Dr. Wolfgang Schmitz (Köln): Köln als Druckort humanistischer Literatur im 15. Jahrhundert
10.30 Uhr: Dr. Jürgen Geiß (Berlin): ‚Litterae humanitatis, nit groß(?).‘– Humanistisches in der Büchersammlung des Nürnberger Juristen Anton Kreß (1478–1513)
11.00 Uhr: Dr. Esteban Law (Berlin): Der deutsche Humanismus, die Naturwissenschaften und das neue Medium. Zum Verlagsprogramm des Johannes Regiomontanus
12.00 Uhr: Prof. Dr. Matthias Thumser (Berlin): Albrecht von Eyb und seine ‚Margarita poetica‘. Ein Standardwerk auf dem Weg in den Druck
12.30 Uhr: Prof. Dr. em. Berthold Hinz (Kassel): Dürers ‚Vier Bücher von menschlicher Proportion‘. Vom Beginn deutscher Wissenschaftsliteratur in der Frühen Neuzeit
15.00 Uhr: Dr. Ashley West (Temple Univ.): Art of the Book: The German Pastoral and Antiquarianism
16.30 Uhr: Dr. Beat von Scarpatetti (Paris/St. Gallen): ‚Ex libris Johannis de Lapide‘ (ca. 1430–1496). Die schönste und hintergründigste Privatbibliothek am Oberrhein
17.30 Uhr: Dr. Martin Wagendorfer (Wien): Der österreichische (Früh-) Humanismus im Spiegel von Büchersammlungen des 15. Jahrhunderts

Freitag, 11. März 2011

10.00 Uhr: Prof. Dr. Nicole Schwindt (Trossingen): Maximilians deutsche und lateinische „asmatographi“. Zur musikalischen Liedkultur in Druck und Handschrift um 1500
11.00 Uhr: Dr. Eberhard Nehlsen (Oldenburg): Liedflugblatt und Liedflugschrift – Die Entstehung neuer Medien
12.00 Uhr: Valentina Sebastiani (San Domenico di Fiesole): The Privilege of Publishing Erasmus. Johannes Froben (1460c.-1527), a Basle Printer
12.30 Uhr: PD Dr. Regina Toepfer (Frankfurt a.M.): ‚Imitatio et aemulatio‘ jenseits der Alpen. Erasmus, die Offizin Froben und der Basler Antikedruck
14.30 Uhr: Dr. Armin Schlechter (Speyer): Johannes Trithemius und der Buchdruck
15.00 Uhr: Saverio Campanini (Paris): Mithridates’ deutsche Reise. Humanismus und Hebraistik zwischen Flucht und Ehrung
16.30 Uhr: Podiumsdiskussion „Der deutsche Humanismus – ein Konzept auf dem Prüfstand“ mit: Dr. Falk Eisermann (Leitung), Prof. Dr. Herbert Jaumann, PD Dr. Peter Schmidt, Prof. Dr. Gerrit Walther, Dr. Elke Anna Werner

Samstag, 12. März 2011

10.00 Uhr: Prof. Dr. Wilhelm Schmidt-Biggemann (Berlin): Agrippa von Nettesheims ‚De occulta philosophia‘
11.00 Uhr: Prof. Dr. Harald Müller (Aachen): Buch und Brief als Mittel humanistischer Identitätsbildung
12.00 Uhr: Abschlussdiskussion

Veranstaltungsort: Simón-Bolívar-Saal der Staatsbibliothek zu Berlin, Potsdamer Straße 33, 10785 Berlin

Veranstalterinnen und Veranstalter: Dr. Falk Eisermann (Referatsleiter Gesamtkatalog der Wiegendrucke, Staatsbibliothek zu Berlin); Prof. Dr. Anne Eusterschulte (Institut für Philosophie, Freie Universität Berlin); Prof. Dr. Ursula Kocher (Germanistik/Allgemeine Literaturwissenschaft, Bergische Universität Wuppertal); Prof. Dr. Eef Overgaauw (Leiter der Handschriftenabteilung, Staatsbibliothek zu Berlin); Dr. Elke Anna Werner (Kunsthistorisches Institut der Freien Universität Berlin)

Um Anmeldung wird gebeten beim Interdisziplinären Zentrum „Mittelalter – Renaissance – Frühe Neuzeit“, Katharina Richter, E-Mail: marefnfu-berlin.de, Telefon: 030-838 520 30, www.fu-berlin.de/marefn

Mit freundlicher Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung.

Quellennachweis:
CONF: Buchkulturen des deutschen Humanismus 1430-1530 (Berlin, 9-12 Mar 11). In: ArtHist.net, 16.02.2011. Letzter Zugriff 19.04.2024. <https://arthist.net/archive/929>.

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