Anlässlich der beiden Ausstellungen – "Ana Mendieta. Traces" und "Im
Dialog: Wiener Aktionismus" – veranstaltet das Museum der Moderne
Salzburg ein Symposium, in dem die gezeigten Werke als herausragende
Beispiele von körper- und performancebasierter Kunst sowie deren
Ausformungen in Kunstinstitutionen untersucht werden. Die teilweise
radikale Auseinandersetzung mit dem Körper als künstlerischem Medium,
die gezielte Auswahl von Fotografien, denen die Aufgabe zukommt, ein
performatives Werk im Galerienkontext zu vermitteln, sowie der
experimentelle Umgang mit Konzepten und Disziplinen sind nur einige
dieser Verbindungen, die wir heute erkennen können.
Ana Mendieta. Traces (29. März bis 6. Juli 2014)
Ana Mendieta zählt zu den bedeutendsten und einflussreichsten
Künstlerinnen unserer Zeit. Sie wurde 1948 in Kuba geboren und im Alter
von zwölf Jahren von ihren Eltern gemeinsam mit ihrer Schwester in die
USA geschickt, um dort aufzuwachsen. Sie kam 1985, mit erst 36 Jahren,
in New York ums Leben. Ihr bahnbrechendes Werk wurde in großen
Retrospektiven in den USA und Europa gewürdigt und ist in Sammlungen
wichtiger Museen vertreten. Eine umfassende Ausstellung im
deutschsprachigen Raum, insbesondere in Österreich, und die erste
deutsche Monografie über Ana Mendieta sind längst überfällig. Die
Ausstellung präsentiert mit rund 150 Arbeiten einen umfangreichen
Überblick mit zentralen Werken in einer Vielzahl von Medien, die von
Fotografie, Film und Skulptur bis zur Zeichnung reichen. In einer großen
Sektion wird das Archiv der Künstlerin präsentiert; Kleinbilddias und
Fotografien, Notizbücher und Postkarten werden eigens für die
Ausstellung aufbereitet.
Im Dialog: Wiener Aktionismus (15. März bis 6. Juli 2014)
Parallel dazu widmet das Museum der Moderne Salzburg erstmals eine
eigene Ausstellung Künstler_innen und Werken aus der Sammlung, die mit
dem sogenannten Wiener Aktionismus assoziiert werden: Günter Brus, Adolf
Frohner, Otto Muehl,Hermann Nitsch, Rudolf Schwarzkogler,aber auch
Anestis Logothetis. Zusätzlich werden in einem Raum Werke von
Künstlerinnen gezeigt, die einen gänzlich anderen Körperbegriff und ein
neues Frauenbild ins Zentrum rücken und in Zusammenhang damit eine
Medienkritik einbringen: Renate Bertlmann, VALIE EXPORT oder Friederike
Pezold. Dieser spezielle Fokus auf die Sammlung des Museum der Moderne
Salzburg erschließt überraschende Bestände, aus deren Vielfalt auch eine
Geschichte der Repräsentation von körperbezogener Kunst abgelesen werden
kann.
Diese Ausstellung erfolgt parallel zur Retrospektive von Ana Mendieta
und in Dialog mit ihrem Werk. Während ihres Studiums bei Hans Breder am
Intermedia Program an der School of Art and Art History der University
of Iowa, USA, das dieser ab 1968 mehr als drei Dekaden lang geführt
hatte, wurde Mendieta mit der Arbeit von Künstler_innen wie Vito
Acconci, Mary Beth Edelson, Hans Haacke, Allan Kaprow oder Robert
Wilson, aber auch mit den Wiener Aktionisten vertraut, was in den
Performances und der künstlerischen Praxis von Mendieta einen deutlichen
Widerhall gefunden hat.
PROGRAMM
14.30 Uhr
Begrüßung und Einführung
Sabine Breitwieser, Direktorin, Museum der Moderne, Salzburg
15 Uhr
Working outside the box
Stephanie Rosenthal, Chief Curator, Hayward Gallery, London
15.45 Uhr
Embers
Adrian Heathfield, Professor of Performance and Visual Culture,
University of Roehampton, London
(Vortrag in englischer Sprache)
16.30 Uhr
Wiener Aktionismus sammeln und ausstellen
Eva Badura-Triska, Kuratorin, mumok, Museum Moderner Kunst Stiftung
Ludwig, Wien
17.45 Uhr
The life of performance-based and ephemeral art in the museum
Podiumsdiskussion (in deutscher und englischer Sprache) mit Eva
Badura-Triska, Adrian Heathfield und Stephanie Rosenthal
19 Uhr
Conclusio
Moderation: Sabine Breitwieser, Direktorin, und Tina Teufel, Kuratorin,
Museum der Moderne Salzburg
In deutscher und englischer Sprache
"Wiener Aktionismus sammeln und ausstellen"
Eva Badura-Triska, Kuratorin, mumok, Museum Moderner Kunst Stiftung
Ludwig, Wien
Der Wiener Aktionismus – einer der wesentlichsten Beiträge Österreichs
zur Erweiterung des Kunstbegriffs – ist ein ebenso vielschichtiges wie
vielgesichtiges künstlerisches Phänomen. Bei den Arbeiten seiner
Protagonist_innen handelt es sich keineswegs ausschließlich um ephemere
Kunstwerke. Vielmehr präsentiert sich ihre Produktion als
vielschichtiges Beziehungsgeflecht von Liveaktion und deren in
Zusammenarbeit mit Fotografen und Filmern entstandener medialer
Umsetzung. Dementsprechend komplex und differenziert zu behandeln ist
die Frage, wie die künstlerischen Manifestationen dieser Bewegung
gesammelt und im Rahmen von Ausstellungen präsentiert werden können.
"Embers"
Adrian Heathfield, Professor of Performance and Visual Culture,
University of Roehampton, London
Mit einem Fokus auf das „Nachleben“ performancebasierter Kunst stellt
Adrian Heathfield die Frage nach der Art und Weise, in der jene Werke
Ana Mendietas weiterleben, die sich dem Körper und viszeralen Handlungen
widmen: Spuren vor Ort und Dokumente in Form von Diapositiven,
Fotografien und Videos. Was können wir von jener lebhaften Ästhetik der
Künstlerin lernen, die in einem paradoxen Raum zwischen Performance,
Fotografie und Skulptur erhalten geblieben ist? Wie bezieht sich diese
Lebhaftigkeit auf Fragen nach einem Gefühl von Zugehörigkeit und
Identität oder nach den Beziehungen zwischen Mensch, Tier und den
Elementen der Natur?
"Working outside the box"
Stephanie Rosenthal, Chief Curator, Hayward Gallery, London
Ana Mendieta gehörte zu jener Generation von Künstler_innen, deren
Arbeiten nicht länger den Konventionen von Ausstellungspraxis und
Kunstsammeln entsprachen. Die Art und Weise, in der Künstler_innen ihre
Arbeiten präsentierten, führte unweigerlich zu einem Verschwimmen der
Grenzen zwischen Dokumentation und Kunstwerk. Die spirituelle und
vergängliche Natur von Mendietas Werk ist charakteristisch für ihren
Widerstand gegen jegliche Form der Kategorisierung. Rosenthal stellt
Fragen nach der Rolle der Abwesenheit im Werk der Künstlerin: jener des
Körpers, der Skulptur, des Augenblickes, dessen Nachhall die Fotografie
auf Papier gebannt hat.
Ort: Museum der Moderne Salzburg
Mönchsberg 32
5020 Salzburg/Austria
T +43 662 842220-351
Info und Anmeldung hier:
http://www.museumdermoderne.at/de/ausstellungen/symposium/
Quellennachweis:
CONF: Ana Mendieta. Trace / Im Dialog: Wiener Aktionismus (Salzburg, 29 Mar 14). In: ArtHist.net, 14.03.2014. Letzter Zugriff 16.07.2025. <https://arthist.net/archive/7208>.