CFP 13.12.2013

Manifestationen im Entwurf (Aachen, 10-12 Apr 14)

Aachen, 10.–12.04.2014
Eingabeschluss : 10.02.2014

Hannah Groninger, Lehrstuhl für Bildnerische Gestaltung, RWTH Aachen, Fakultät für Architektur

MANIFESTATIONEN im Entwurf
in Design, Architektur und Ingenieurwesen – eine interdisziplinäre Bestandsaufnahme.

Tagung vom 10.–12.04.2014

Der von Architekten, Designern und Ingenieuren gestalteten Welt ist der langwierige Planungs- und Produktionsprozess oft kaum mehr anzusehen. Er verschwindet hinter den meist perfekt erscheinenden Oberflächen der Dinge, die suggerieren, dass sie nur so sein können, wie sie sind. Dabei werden sie neben den funktionalen, technischen, ökonomischen oder ästhetischen Erfordernissen genauso durch die planenden Individuen geprägt, aber auch durch deren angewandte Methoden, die in den vergangenen 30 Jahren einen Paradigmenwechsel von der analogen zur digitalen Planung durchlaufen haben. Dieser Übergang, der nicht moderiert oder durch Regelwerke gelenkt wurde, vollzog sich vielmehr in unzähligen, individuellen Strategien, die in den jeweiligen Disziplinen allenfalls separat diskutiert wurden. Ziel der Veranstaltung an der RWTH Aachen ist es, die bisher getrennt laufenden Diskurse der einzelnen Fachrichtungen zu bündeln und eine interdisziplinäre Bestandsaufnahme anzustoßen. Der Fokus der wissenschaftlichen Auseinandersetzung liegt dabei auf den epistemischen Objekten, die während des Entwerfens in Form von Modellen, Skizzen, Diagrammen und Notationen jeder Art entstehen. Wir bezeichnen diese Artefakte als MANIFESTATIONEN IM ENTWURF. An ihnen werden Intentionen, Methoden, Techniken und kreative Prozesse in den verschiedenen Stadien des Entwurfsprozesses deutlich. Als reale Objekte bestimmen sie wegweisend die Deutung und Weiterbearbeitung des Entwurfsprozesses und operieren somit als Träger von Wissen.

Die Tagung unternimmt eine Bestandsaufnahme aktuell praktizierter Strategien zur Generierung von Wissen und Gestalt. Sie widmet sich der Frage, wie arbeiten Entwerferinnen und Entwerfer als handelnde Akteure im Umgang mit Material, mit Werkzeugen, Programmen und Techniken? Mit einem dezidiert komparativen Ansatz sollen die bislang getrennt geführten Diskurse der Disziplinen Design, Architektur und verwandter Ingenieurwissenschaften verbunden und damit ein Erfahrungsaustausch garantiert werden. Die Veranstaltung versteht sich als Kick-off für einen Methodendiskurs mit dem Ziel eine Disziplinen übergreifende Bestimmung des Verhältnisses von Denken, Wollen und Agieren vorzunehmen. Besteht in Zeiten digital programmierter Umgebungen ein Widerspruch zwischen instrumentellem Handeln und intuitivem Arbeiten? Inwiefern können zur Förderung der Ideenproduktion Kollateral-Effekte von körperlichem Agieren auf kreative Denkprozesse aktiviert werden? Welche Funktionen übernehmen gerade das taktile Wissen in Bezug auf die Entwicklung dinglicher und räumlicher Formen? Implizit wird damit im Sinne eines practice turn auch die Frage nach der Selbstbestimmung des Menschen als treibende, handelnde und inspirierende Kraft im Entwurf neu gestellt. Wie werden kreative Prozesse initiiert, wie und in welcher Weise wirken dabei die Methoden und Werkzeuge auf die Generierung von Konzepten ein? Oder sind es vielmehr die Objekte selbst, die als tragende Kraft den Entwurfsprozess entscheidend prägen? Die Tagung initiiert für die beteiligten Disziplinen eine Erweiterung der Design Thinking-Debatte unter expliziter Berücksichtigung materieller Entwurfsmanifestationen.

Ziel ist ein Austausch von Erfahrungen, die in der Anschauung der manifesten Produkte empirisch untersucht und diskutiert werden können: Wie werden MANIFESTATIONEN im Entwurf in den Disziplinen Design, Architektur und Ingenieurwesen wahrgenommen? Welche Ähnlichkeiten und Unterschiede bei der Wissensgenerierung werden sichtbar? Gibt es wiederkehrende Methodenkategorien oder Regelwerke? Wie können die Disziplinen voneinander profitieren, welche Schnittstellen und hybride Strategien lassen sich entwickeln? In welchem Umfang und unter welchen Bedingungen bilden sich individuelle und unkonventionelle Entwurfsmethoden aus und welche Rolle spielen diese zur Weiterentwicklung der einzelnen Wissenskulturen?

BeiträgerInnen sind für Vorträge, Werkstattberichte, Kurzpräsentationen und sogenannte Cubicposts gesucht. In Form von Key Notes wird der Austausch über die aktuelle Gestaltungspraxis mit den gegenwärtigen entwurfstheoretischen Debatten in Bezug gebracht, so dass sich die Tagung auch als eine Plattform des Dialogs zwischen Theorie und Praxis begreift. Die Veranstaltung endet mit einer Podiumsdiskussion, in der die Leitfragen aufgegriffen und in Replik auf die Beiträge zur Tagung diskutiert und beantwortet werden. Sie richtet sich innerhalb der genannten Disziplinen ebenso an erfahrene wie an junge, innovative Büros und Einzelpositionen, aber auch an Hochschulen, Akademien und Forschungsinstitutionen in Theorie und Praxis.

Formate MANIFESTATIONEN im Entwurf

A. VORTRAG ca. 30 Min.
Dieses Format richtet sich vor allem an WissenschaftlerInnen mit einem theoretischen Hintergrund, Schwerpunkt Entwurfsmethodik, Forschung zu kreativen Prozessen und epistemischer Objekte (z.B. aus den Disziplinen: Architektur- und Designtheorie, Bild- und Kulturwissenschaft und Designsoziologie).

B. ARBEITSPROTOKOLLE ca. 30 Min.
Zielgruppe sind praktizierende DesignerInnen, ArchitektInnen und IngenieurInnen. Problemzentriert, diskursiv und interaktiv sollen anhand noch nicht fertiger Produkte – Manifestationen – individuelle Strategien und Methoden vorgestellt werden. Kein Werkbericht!

C. KURZPRÄSENTATION ca 10 Min.
Für dieses Format suchen wir vor allem innovative Einzelpositionen und Arbeitsberichte aus Büros (Design, Architektur und Ingenieurwesen), sowie kurze Vorträge von jungen WissenschaftlerInnen aus den Disziplinen: Architektur- und Designtheorie, Bild- und Kulturwissenschaft und Designsoziologie.

D. CUBICPOST: ca 1m3
Ausstellungsplattform während der gesamten Tagung für alle Arten von Manifestationen (Modelle, Skizzen, Diagramme, Artefakte und Notationen). Zwei im Programm festgelegte Cubicpost-Sessions garantieren den Austausch der TagungsteilnehmerInnen mit den EntwerferInnen, welche ihre Arbeit erläutern und für Anfragen und Diskussionen zur Verfügung zu stehen.

Anmeldung und Abstracts für Vorträge (700–900 Wörter + mind. 2 Bilder + CV), Arbeitsprotokolle (500–700 Wörter + mind. 4 Bilder + CV), Kurzpräsentationen (300–700 Wörter + mind. 2 Bilder + CV), Cubicposts (300–500 Wörter + mind. 4 Bilder + CV) bis zum 10.02.2014 an Hannah Groninger (hgroningerbig.arch.rwth-aachen.de). Die Teilnahme an der Tagung ist kostenfrei. Eine Ausstellung ausgesuchter Manifestationen und Publikation der interessantesten Beiträge in Form eines Ausstellungskatalogs wird in Aussicht gestellt.

Die Tagung findet statt vom 10.–12.04.2014 an der Fakultät für Architektur der RWTH Aachen, Schinkelstraße 1, 52062 Aachen.

Manifestationen im Entwurf ist eine von der RWTH Aachen initiierte Kooperationsveranstaltung von Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Thomas H. Schmitz, Lehrstuhl für Bildnerische Gestaltung, Fakultät Architektur, Univ.-Prof. Dr. phil. Roger Häußling, Lehrstuhl für Soziologie, Technik- und Organisationssoziologie, Univ.-Prof. Dr.-Ing. Jörg Feldhusen, Lehrstuhl und Institut für Allgemeine Konstruktionstechnik des Maschinenbaus in Zusammenarbeit mit Dipl.-Ing. Peter Cachola Schmal, Direktor Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt am Main, Prof. Dr. Claudia Mareis, Leiterin Institut Design- und Kunstforschung, Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW, Basel.

Quellennachweis:
CFP: Manifestationen im Entwurf (Aachen, 10-12 Apr 14). In: ArtHist.net, 13.12.2013. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/6614>.

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