[English version below, Programme below]
Von Cyborg bis Glitch. Zur Materialität technoästhetischer Körper.
Menschliche und tierische Körper sind von Technologien durchdrungen. Dabei verschmelzen mit den sogenannten Cyborgs, wie Donna Haraway gezeigt hat, einstige Dichotomien wie Natur–Kultur zu einem Kontinuum. Mit diesen Hybridisierungen entstehen Gefüge, die – für Philosoph:innen von Gilles Deleuze und Felix Guattari bis Rosi Braidotti – posthumane Zustände von einem Leben ‚jenseits‘ des Menschen sichtbar machen. In der bildenden Kunst finden sich bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Körpermodifikationen. Verfahren wie Collage und Assemblage bringen, forciert durch den Ersten Weltkrieg, technoästhetische Repräsentationen von Mensch-Maschine-Gebilden hervor. Nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere ab den 1960er Jahren greifen dann Künstler:innen in den somatischen Körper direkt ein oder sie beginnen die technologischen Verflechtungen anhand von Blut, Zellen oder Genomen zu erforschen. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts haben sich digitale Körper zunehmend in unsere sozialen Systeme integriert und wir erleben alltäglich Interdependenzen zwischen Online- und Offline-Zuständen. In der Kunst werden diese etwa durch den bewussten Einsatz von Glitches markiert, die in den letzten Jahren unter anderen von Legacy Russell untersucht wurden. Mit diesen Überlagerungen gehen vielfältige Ausdrucksformen, neuartige Perspektiven und imaginierte Realitäten einher, die tradierte (Körper-) Wahrnehmungen in Frage stellen.
Das Symposium an der Akademie der Bildenden Künste München widmet sich theoretischen und künstlerischen Erkundungen hybrider Körper zwischen somatischen, maschinellen und digitalen Materialisierungen (z. B. Alter Egos, Avatare und algorithmisch geformte Figuren). Es sollen kritische Perspektiven auf die Verhandlung von Geschlecht, Macht und Sichtbarkeit in der Kunst der Gegenwart eröffnet werden. Das Symposium „Von Cyborg bis Glitch. Zur Materialität technoästhetischer Körper“ thematisiert diese Spannungsfelder und lädt dazu ein, das Verhältnis von Körper und Technologie zu untersuchen.
Die Vortragssprachen sind Deutsch und Englisch.
Das Symposium ist öffentlich. Es wird um Anmeldung per Mail an olivia.liesneradbk.mhn.de oder sigmundadbk.mhn.de gebeten.
Altbau – Historische Aula, Akademie der Bildenden Künste München, Akademiestraße 2-4, 80799 München
Lehrstuhl für Kunstgeschichte, Forschungszentrum für Technoästhetik.
[English version]
From Cyborg to Glitch. On the Materiality of Techno-Aesthetic Bodies.
Human and animal bodies are permeated by technologies. As Donna Haraway has shown, former dichotomies such as nature–culture merged into a continuum in the figure of the so-called cyborg. These hybridizations give rise to structures that—for philosophers from Gilles Deleuze and Felix Guattari to Rosi Braidotti—reveal posthuman states of a life beyond the human. Numerous body modifications can be found in the visual arts as early as the beginning of the 20th century. Techniques such as collage and assemblage, accelerated by the First World War, produced techno-aesthetical representations of human-machine constructs. After the Second World War, especially from the 1960s onwards, artists began to intervene directly in the somatic body or to explore technological entanglements using blood, cells, or genomes. Since the end of the 20th century, digital bodies have become increasingly integrated into our social systems, and we experience interdependencies between online and offline states on a daily basis. In art, these are marked, for example, by the deliberate use of glitches, which have been investigated in recent years by Legacy Russell, among others. These overlaps are accompanied by diverse forms of expression, novel perspectives, and imagined realities that challenge traditional (bodily) perceptions.
The symposium at the Academy of Fine Arts Munich is dedicated to theoretical and artistic explorations of hybrid bodies situated between somatic, mechanical, and digital materializations (e.g., alter egos, avatars, and algorithmically generated figures). It aims to open up critical perspectives on the negotiation of gender, power, and visibility in contemporary art. The symposium “From Cyborg to Glitch. On the Materiality of Techno-Aesthetic Bodies” addresses these tensions and invites participants to examine the relationship between the body and technology.
The languages of the presentations are German and English.
The symposium is open to the public. Please register by emailing olivia.liesneradbk.mhn.de or sigmundadbk.mhn.de.
Academy of Fine Arts Munich, Akademiestraße 2-4, 80799 München
Chair of Art History, Research Center for Technoaesthetics.
Programm
Donnerstag, 22. Januar 14–19:30 Uhr
14:00 Uhr
Begrüßung und Einführung
Olivia Liesner und Sarah Sigmund (Akademie der Bildenden Künste München – Forschungszentrum für Technoästhetik)
14:45 Uhr
Sandra Beate Reimann (Museum Tinguely Basel)
Labouring Bodies: Doruntina Kastratis A Horn That Swallows Songs (2025)
15:30 Uhr
Kathrin Rottmann (Ruhr-Universität Bochum)
Feministische Körpertechnologien in der Kunst: Milch und Maschinen
16:15 Uhr
Kerstin Borchhardt (Katholische Privat-Universität Linz)
Zwischen hybriden Körpergefügen und posthumaner Fürsorge: Gedanken zu einer öko-emanzipatorischen Deutung der Prokreationstechnologien in der zeitgenössischen Medienkunst
18:30 Uhr
Glitching with the Unknown. Lecture Performance and Talk with Mary Maggic (Wien)
Freitag, 23. Januar 10–17 Uhr
10:00 Uhr
Begrüßung
Olivia Liesner und Sarah Sigmund (Akademie der Bildenden Künste München – Forschungszentrum für Technoästhetik)
10:15 Uhr
Carina Engelke (Universität Hamburg)
Spekulative (Re)Produktionsweisen. Technoästhetische Verfahren in der Gegenwartskunst
11:00 Uhr
Mareike Schwarz (Akademie der bildenden Künste Wien)
Ein wahrgewordener Tech-Bro-Traum? Künstliche Reproduktion in der künstlerischen Praxis von Anan Fries
11:45 Uhr
Yvon Chabrowski (Berlin, Leipzig)
glitched skins and surfaces. Eine performative Recherche zu Körper-Bildern in sozialen Medien und deren Bearbeitung mit KI-Bildgeneratoren
12:30 Uhr Mittagspause
13:30 Uhr
Elisa Linseisen (Hochschule für bildende Künste Hamburg)
????????????????. Glitching Hyperfeminism
14:15 Uhr
Martin Bartelmus (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)
Kann das Artensterben sprechen? Die Gamifizierung eines Ökotraumas und ihre digitale Heilung in Jakob Kudsk Steensens Re-Animated (2018)
15:00 Kaffeepause
15:30 Uhr
Perspectives on Glitch – A Panel Discussion between Viktor Fritzenkötter (Ludwig-Maximilians-Universität München), Franziska Kunze (Pinakothek der Moderne München), and Martina Menegon (Universität für angewandte Kunst Wien)
16:30 Uhr Abschließende Worte
Konzeption und Organisation: Olivia Liesner und Sarah Sigmund, Forschungszentrum für Technoästhetik an der Akademie der Bildenden Künste München.
Ausführliche Informationen zum Forschungszentrum für Technoästhetik an der Akademie der Bildenden Künste München hier:
https://www.adbk.de/de/studium/lehrangebot/theorie/forschungszentrum-fuer-technoaesthetik.html
Reference:
CONF: Von Cyborg bis Glitch (München, 22-23 Jan 26). In: ArtHist.net, Dec 20, 2025 (accessed Dec 20, 2025), <https://arthist.net/archive/51385>.