"Rekursive Bilder: Algorithmen und KI in fotografischen Prozessen";
Workshop der AG Fotografieforschung (Gesellschaft für Medienwissenschaft),
Organisationsteam: Prof. Winfried Gerling (Potsdam) und Dr. Kathrin Yacavone (Philipps-Universität Marburg)
Thematik:
Mit der Einführung digitaler Fotografie ist ihre Produktion und damit auch ihre Praktiken an Algorithmen und Wahrscheinlichkeitsprozesse gebunden worden, schon die Überführung sensorisch gemessener Helligkeits- bzw. Farbwerte in digitale Daten beruht auf derartigen empirischen Prozessen. Besonders in der von Smartphones geprägten Fotografie wird die Bildproduktion seit Beginn der 2010er Jahre durch KI-Anwendungen unterstützt – etwa bei Filtern – und das lange bevor generative KI-Technologien ab 2022 zum gesellschaftlichen und diskursiven Hype wurden. Aber auch im Kontext professionellerer Apparate sind KI gestützte Anwendungsbereiche wie die Objekt- oder Motiverkennung inzwischen weit verbreitet.
Vor diesem Hintergrund thematisiert der Workshop der AG Fotografieforschung Algorithmen und KI-Anwendungen, die sich in die fotografischen Prozesse eingeschrieben haben, und geht den Auswirkungen dieser Veränderungen auf alle Bereiche des Fotografischen nach, von der Aufnahme bis zur Betrachtung der Bilder und damit auch der Frage wie bewusst sich diese Veränderungen in die Praktiken einschreiben.
Während sich medienwissenschaftliche Diskurse in jüngster Zeit vor allem mit generativen Bildgebungsverfahren in Bezug auf Fotografie auseinandergesetzt haben, fokussiert der Workshop umgekehrt die Rolle von KI, Algorithmen und statistischen Verfahren in den vielfältigen Prozessen der fotografischen Produktion, Prozessierung, Darstellung, Speicherung, Distribution und Betrachtung. Im Zentrum steht dabei auch die Frage inwieweit ein fotografisches Bild immer stärker generiert wird als dass im Moment der Aufnahme Licht gemessen wird. Was bedeutet das beispielsweise auch für Fragen der Referenz und des Erinnerns? Wie werden fotografische Bilder mittels verschiedener sensorischer Messungen erzeugt (Lidar)?
Ziel des Workshops ist es diese Phänomene genauer und anhand von konkreten Beispielen in Praktiken, Prozessen und Objekten in den Blick zu bekommen und sie auf ihre epistemischen, medialen, ästhetischen und materiellen Implikationen zu untersuchen.
Mögliche Fragestellungen ergeben sich für folgende Bereiche:
- Überarbeitungen in der Postproduktion
- Verlagerung der Postproduktion in Aufnahmevorgänge
- Hybride (Sensor-) Bilder
- Vermischung generativer und aufgezeichneter Anteile der Aufnahme
- Objekterkennung und Verfolgung im Autofokus und andere Automatisierungsprozesse
- Veränderungen der Hardware, z.B. multiple Objektive
- Herausbildung ästhetischer Normen der Smartphone-Fotografie
- Bewusste versus nicht-bewusste fotografische Praktiken
- Rolle von Filtern für die Bildproduktion und -ästhetik
Beitragsvorschläge:
Für den Workshop interessieren uns besonders Beiträge, die sich mit konkreten Beispielen beschäftigen, um diese vorzustellen. Nachwuchswissenschaftler:innen sind besonders ermutigt, Vorschläge einzureichen. Wir freuen uns auf Beiträge aus medienwissenschaftlichen, fotohistorischen, kunstgeschichtlichen und anderen Perspektiven.
Zur Unterstützung von Personen, die keinen Zugriff auf Reisemittel haben, können im Rahmen der AG Mittel Zuschüsse beantragt werden. Bitte senden Sie ein Abstract (max. 300 Wörter) sowie eine kurze biografische Notiz (max. 150 Wörter) bis zum 12. Dezember 2025 an die E-Mail-Adresse der AG: agfotografieforschunglistserv.dfn.de
Eine Rückmeldung zur Annahme der Vorschläge erfolgt bis Ende 2025.
Ein gemeinsamer Besuch einer Ausstellung und/oder ein Atelierbesuch ist als Begleitprogramm zum Workshop in Planung.
Quellennachweis:
CFP: Rekursive Bilder (Potsdam, 19-20 Feb 26). In: ArtHist.net, 20.10.2025. Letzter Zugriff 23.10.2025. <https://arthist.net/archive/50926>.