CFP Oct 9, 2025

Expressionismus 24/2026: Leben!

Deadline: Jan 10, 2026

Kristin Eichhorn

Herausgegeben von Kristin Eichhorn und Johannes S. Lorenzen.

Der Vitalismus bildet für den Expressionismus eine enorm wichtige Folie: Sowohl in der Lyrik als auch in der Bildenden Kunst (etwa in der Gruppe Blauer Reiter) sind vitalistische Elemente bekannt und untersuchenswert. Die Emphase, die hinter der Vorstellung des ‚Lebens‘ steht, lohnt indes eine nähere Untersuchung in expressionistischen Debatten und expressionistischer Kunst. Der Expressionismus ist mit dieser Grundierung nicht allein: Bereits im Jugendstil und auch anderen avantgardistischen Strömungen wie dem Futurismus und Dadaismus spielt Lebensemphase eine entscheidende Rolle. Die Frage, wie man in der modernen Zeit leben soll, ist zu Beginn des 20. Jahrhundert omnipräsent. Schließlich ändern sich zu dieser Zeit die Darstellungskonventionen: Nacktheit hält in der Bildenden Kunst Einzug; der nackte Mensch wird als befreiter Mensch in einem idyllischen Naturraum verortet.

Dieses Feld zu erkunden, Einflüsse und Debatte nachzuzeichnen, soll Gegenstand des geplanten Themenhefts sein. Dabei gilt es, zum einen Ideen des Lebens zu beschreiben, die für den Expressionismus relevant sind: Welche Visionen und Theorien entstehen im expressionistischen Kontext um das erstrebenswerte Leben herum oder werden vom Expressionismus aufgenommen? Welche Schnittstellen existieren insbesondere zu lebensreformerischen Kreisen und Ideen? Wie wird die Emphase gestaltet, das Verhältnis von Leben und Tod bestimmt?
Zum anderen ist aber auch die Auseinandersetzung mit verschiedenen (realen) Lebenswelten von Interesse: Nicht wenige expressionistische Künstler:innen wenden sich in ihren Werken etwa potenziell sozialkritischen Themenfeldern zu und gestalten Fragen des modernen Lebens in der Großstadt (Arbeitermilieu, Anonymität in der Masse etc.). Dabei werden bestimmte Lebensformen (das bürgerliche geordnete Leben) abgelehnt, andere, die mit dieser Norm zu brechen scheinen, idealisiert und für das Künstlertum als Referenzpunkt gesetzt (Kaffeehausleben, Leben von der Hand in den Mund, Umgang mit Prostituierten usw.).
Film und Fotografie dokumentieren auf ihre eigene Weise ‚Leben‘ – in künstlerischer Gestaltung wie ihren Sujets. Bei näherem Hinsehen zeigt sich rasch, dass das sich ergebende Bild vom Leben durchaus ambivalent und komplex ist: Lebenslust und Lebensverdruss stehen oft nebeneinander. Die Suche nach großen ‚Lebenserzählungen‘ führt zur begeisterten Aufnahme extremer politischer Ideologien wie Nationalsozialismus und Kommunismus. Nicht zuletzt wirft der häufige Rekurs auf religiöse Motivik die Frage danach auf, wie diesseitig das expressionistische Konzept vom Leben eigentlich ist und welche jenseitigen oder utopischen Elemente darin eingeflossen sind.

Abstracts zu diesen, aber gerne auch anderen thematisch einschlägigen Aspekten von nicht mehr als 2.000 Zeichen senden Sie bitte bis zum 10. Januar 2026 an eichhornneofelis-verlag.de und lorenzenneofelis-verlag.de. Zudem werden unabhängig vom Thema des Hefts auch immer Vorschläge für Rezensionen oder Diskussionsbeiträge zu aktuellen Forschungsdebatten entgegengenommen, die Phänomene der aktuellen Expressionismus-Rezeption vorstellen und besprechen. Die fertigen Beiträge sollten einen Umfang von 20.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen und Fußnoten) nicht überschreiten und sind bis zum 1. Juli 2026 einzureichen. Das Heft erscheint im November 2026.

Bitte beachten Sie, dass leider keine Vergütung der Beiträge erfolgen kann.

Reference:
CFP: Expressionismus 24/2026: Leben!. In: ArtHist.net, Oct 9, 2025 (accessed Oct 10, 2025), <https://arthist.net/archive/50834>.

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