Q Sep 28, 2025

Search for Works: Reinhold Neubert (1880 - 1959)

Jana Noritsch, Berlin

(English version below)

Reinhold Neubert (1880–1959), Werke gesucht.

Im Zuge umfassender Recherchen zu Leben und Werk des Malers Reinhold Neubert sucht die Nachlassbetreuerin (Archiv in Baden-Württemberg) nach Werken im Besitz Dritter. Um ein vollständiges Bild des künstlerischen Œuvres abzubilden, sollen alle Werke von Reinhold Neubert, die sich in privaten und öffentlichen Sammlungen befinden, in das Bestandsverzeichnis aufgenommen werden (Catalogue raisonné). Neben der Erfassung aller Gemälde und Zeichnungen ist es ein Anliegen, den Lebensweg des Künstlers nachzuzeichnen, indem jegliche Dokumente und Erinnerungen ebenfalls erfasst werden sollen.

Kurz-Vita: Reinhold Neubert wurde am 4. November 1880 in Magdeburg als Sohn des Juristen Robert Neubert geboren. Von 1898 bis 1902 studierte er an der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule in Weimar bei Franz Bunke, Carl Frithjof Smith und zu Beginn bei Giulio Aristide Sartorio; Christian Rohlfs gehörte zu seinen Weggefährten. 1900 malte Neubert in der Künstlerkolonie Schwaan; im selben Jahr erhielt er das Belobungs-Diplom der Carl-Alexander-Stiftung. Das Abschlusszeugnis wurde 1902 von Direktor Hans Olde ausgestellt.
Anschließend setzte Neubert sein Studium bis 1904/05 an der Académie Julian in Paris fort. Neubert ist im Thieme/Becker verzeichnet. Er starb am 3. November 1959 in Biberach an der Riß.

Auch Reinhold Neuberts Œuvre lässt sich in Früh-, Haupt- und Spätwerk gliedern.
PORTRAITS: Sein frühes Schaffen ist in den Porträts von klassisch-meisterlicher Prägung bestimmt: sorgfältige Zeichnung, klare Komposition, technische Präzision und eine differenzierte Modellierung des Lichts verbinden sich mit intensiver Figurencharakterisierung, wie sie auch Carl Frithjof Smith vertrat. In späteren Arbeiten treten leichtere, lebensnähere Züge hervor: Familienmitglieder oder Kinder erscheinen in ungekünstelten Situationen, getragen von Empathie statt Pathos. Hier kommt eine zurückhaltendere Palette und ein freierer Duktus zur Geltung. In der reifen Phase schließlich verdichtet Neubert sein ganzes Repertoire, indem er akademische Genauigkeit, moderne Plastizität und harmonische Komposition verbindet und in alltagsnahen Szenen zu einem stimmigen Ganzen führt.
LANDSCHAFTEN: Unter Lehrern wie Bunke malte er im Freien, um Licht, Atmosphäre und Naturstimmung direkt einzufangen – verbunden mit handwerklicher Präzision, detailreicher Darstellung und perspektivischer Korrektheit. Charakteristisch für die Weimarer Schule war die Verbindung von klassischer Strenge mit modernen Einflüssen wie Pleinairmalerei und impressionistischer Lichtbehandlung: lockerer Duktus, betonte Lokalfarbigkeit, sinnlich-stimmungsvolle Landschaften. Neuberts Arbeiten – ebenso seine architektonischen Motive – bleiben dabei fern von experimentell-dramatischen oder unnatürlich kontrastreichen Tendenzen, wie sie zeitgleich etwa in München oder Berlin zu finden waren.
STILLLEBEN: Neuberts Stillleben zeichnen sich durch große Detailgenauigkeit, farbliche Treue und eine sensible Lichtführung aus, die eine intime, kontemplative Atmosphäre schaffen. In früheren Werken tritt ein kräftigerer Duktus hervor, der eine dekorative, fast plakative Wirkung entfaltet und experimentelle Ansätze erkennen lässt. In tendenziell späteren Gemälden hingegen überwiegt eine stille Beobachtungsgabe für Stofflichkeit und Textur, die den Dingen eine besondere Präsenz verleiht. Gemeinsam ist diesen Stillleben eine Sensibilität, die schon eng mit der Lehre der Weimarer Kunstschule verbunden ist und zugleich Neuberts eigenes künstlerisches Wesen widerspiegelt.

Für jeden Hinweis sind wir dankbar und freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme.

On behalf of the Estate and Archive of Reinhold Neubert (1880–1959)
archiv.reinhold.neubert@ gmail.com
ASP Archiv: Jana Noritsch
Office: +49 30 25734340

English:
Reinhold Neubert (1880–1959) – Call for Works

As part of extensive research on the life and oeuvre of the painter Reinhold Neubert, the custodian of the estate archive (Baden-Württemberg, Germany) is seeking works held in public and private collections. The aim is to establish a complete catalogue raisonné of Neubert’s artistic production. In addition to paintings and drawings, the research also seeks documents, letters, and personal recollections in order to reconstruct the artist’s life and networks.

Short Biography
Reinhold Neubert was born on 4 November 1880 in Magdeburg, the son of jurist Robert Neubert. From 1898 to 1902 he studied at the Grand-Ducal Saxon Art School in Weimar under Franz Bunke, Carl Frithjof Smith, and initially Giulio Aristide Sartorio; Christian Rohlfs was among his companions. In 1900 he painted in the artists’ colony of Schwaan and received the commendation diploma of the Carl Alexander Foundation. His graduation certificate was issued in 1902 by the director Hans Olde. Neubert then continued his studies until 1904/05 at the Académie Julian in Paris. He is listed in Thieme/Becker and died on 3 November 1959 in Biberach an der Riß.

The Oeuvre
Portraits: Neubert’s early portraits are marked by classical mastery: careful draftsmanship, clear composition, technical precision, and nuanced modelling of light combine with an intensive characterisation of the figure, in line with Carl Frithjof Smith’s teaching. Later works reveal a lighter, more intimate tone: family members and children appear in unpretentious situations, rendered with empathy rather than pathos. In his mature phase Neubert synthesised these qualities, uniting academic accuracy, modern plasticity, and harmonic composition within everyday scenes.

Landscapes: Under the guidance of Bunke, Neubert painted en plein air, capturing light, atmosphere, and mood directly, while maintaining meticulous attention to detail and perspective. Characteristic of the Weimar School was the synthesis of classical precision with modern tendencies such as plein-air painting and impressionist treatment of light: a freer brushwork, emphasis on local colour, and sensuous, atmospheric landscapes. Neubert’s landscapes and architectural views, however, remained distant from the experimental or dramatically contrasted modes common in Munich or Berlin at the time.

Still Lifes: Neubert’s still lifes are distinguished by their meticulous detail, chromatic fidelity, and sensitive use of light, creating an intimate, contemplative atmosphere. Some earlier works display a stronger, more decorative handling, even suggesting experimental tendencies. In other paintings, often of later date, a quieter attentiveness to materiality and texture predominates, granting objects a vivid presence. Across these variations, Neubert’s still lifes reflect both the tradition of the Weimar School and his personal artistic sensibility.

Any information and contributions will be gratefully received.

Reference:
Q: Search for Works: Reinhold Neubert (1880 - 1959). In: ArtHist.net, Sep 28, 2025 (accessed Oct 2, 2025), <https://arthist.net/archive/50729>.

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