CALL FOR PAPERS. Die Denkmalpflege 1/2026.
Thema: Bauten aus Diktaturen
»Unbequeme« oder auch »schwierige/ungeliebte« Denkmale – ein Teil dieser Zuschreibung, die vieles umfasst, beinhaltet auch bauliche Objekte aus den Zeiten deutscher Diktaturen. Es handelt sich dabei teils um ganz offensichtliche, aber auch um unscheinbare und bisweilen nur noch als Relikt erhaltene Objekte oder sogar Spolien: Wohngebäude, Stätten der Produktion und des Handels, der Rüstung und des Militärs, der Unterhaltung, des Sports und der Medien, der Gesellschaft allgemein, über Garten- und Parkanlagen bis hin zur Prägung von Teilen der Kulturlandschaften, Orts- und Straßenbildern.
Die Bauherr*innen und Auftraggeber*innen waren ebenso wie die Objekte selbst heterogen: der Staat, Kreise, Kommunen, Kirchen, Privateigentümer*innen, Vereine, Stiftungen und andere mehr. Zu den angesprochenen Bauten gehören Großobjekte wie das Reichsparteitagsgelände Nürnberg, das Gauforum Weimar, Verwaltungsbauten oder Privatgebäude von überregional oder regional bedeutenden Funktionären wie die Villa von Joseph Goebbels am Bogensee und andere mehr.
Ganz gleich, wie unterschiedlich Bauten aus Diktaturen aussehen können: Sie waren und sind für die Denkmalpflege – auch mit Blick auf das Interesse der Bevölkerung an der Diktaturgeschichte – mit besonderen Herausforderungen, sowohl in denkmaltheoretischer als auch -praktischer Hinsicht verbunden. In der Öffentlichkeit wird der Umgang zumindest mit offensichtlichen Bauten aus Diktaturen nicht selten unter dem Gesichtspunkt »Bewahren, um zu erinnern – oder nicht bewahren, um nicht Täter zu ehren« betrachtet. Die denkmalpflegerische Herangehensweise an solche Objekte hat sich in den letzten Jahrzehnten im Spannungsfeld zwischen denkmalfachlichen Prinzipien und gesellschaftlichen Interessen entwickelt. Aktuell stellt sich die Frage, ob die Landesdenkmalämter zu den Bauten aus Diktaturen weitergehende Vermittlungsangebote auf denkmalfachlicher Grundlage entwickeln und anbieten sollten.
Als Zeiträume, die im Fokus des Heftes stehen sollen, kommen aus gesamtdeutscher Perspektive die Jahre 1933 bis 1945 sowie in Ostdeutschland die Jahre 1949 bis 1989 infrage; freilich gehören im weiteren Sinne im Osten die Jahre 1945 bis 1949 im Zusammenhang mit der Diktaturdurchsetzung hinzu. Bauten in der Bundesrepublik ausden Jahren 1945 bis 1989 sind nicht gemeint, auch wenn sie einen direkten Bezug zur DDR-Diktatur aufweisen. Jedoch sind auch Beiträge willkommen, die sich retrospektiv aus bis 1989 westdeutscher Perspektive mit Bauten in der DDR befassen.
Aus diesen mehrdimensionalen Perspektiven, auch hinsichtlich der Unterschiede in den Ausprägungen der Diktaturen, sollen Umgangsweisen mit diesen besonderen Kulturdenkmalen abgeleitet werden. Dies kann gern anhand von Einzelstudien exemplarisch veranschaulicht und mithilfe der Annäherung an ausgewählte Bauten kann implizit der gesellschaftliche Nutzen von Denkmalpflege aufgezeigt werden.
Exposés, nicht länger als 3000 Zeichen, senden Sie bitte bis zum 12.10.2025 an die Redaktion:
diedenkmalpflegedeutscherkunstverlag.de
Reference:
CFP: Die Denkmalpflege 1/2026. Thema: Bauten aus Diktaturen. In: ArtHist.net, Sep 13, 2025 (accessed Sep 14, 2025), <https://arthist.net/archive/50573>.