Klasse anerkennen. Sozialer Status, Habitus und Klassismus in Kunstgeschichte und Kunstwissenschaft.
Organisatorinnen: Ida Colangelo (Zürich), Nina Eckhoff-Heindl (Köln), Alessa K. Paluch (Greifswald)
In den letzten Jahren rückten klassistische Strukturen des Kunstbetriebs auf der einen und der Wissenschaft auf der anderen Seite in den Fokus. Trotz kritischer sozialer, feministischer, marxistischer und postkolonialer Ansätze in den Kunstwissenschaften steht eine kritische Überprüfung der klassistischen Annahmen, Strukturen und Ausschlüsse des akademischen Feldes noch aus.
Der Workshop sucht Antworten auf die zentrale Frage, wie Klassismus in der bildungsbürgerlich geprägten Disziplin kritisiert, transparent gemacht, reflektiert und minimiert werden kann. Gleichzeitig fordert er dazu auf, Klasse als Kategorie kunstwissenschaftlichen Arbeitens zu verstehen und methodische Zugänge zu suchen. Vor dem Hintergrund der sozialen Herkünfte und dem damit zusammenhängenden Habitus der verschiedenen Akteur:innen sollen zudem die Potenziale von Habitus-Struktur-Reflexivität in der kunsthistorischen Lehre und Forschung reflektiert und bisweilen exkludierende Divergenzen symbolischen, kulturellen und finanziellen Kapitals neu bewertet werden. Dabei wird der genius loci der geisteswissenschaftlichen Disziplin ernstgenommen, indem nicht nur die Kunstwissenschaften, sondern auch ihre vielfältigen Gegenstände mit den eigenen Mitteln und Herangehensweisen nach ihrem Umgang mit Klasse befragt werden.
Die Teilnehmer:innenzahl ist begrenzt. Anmeldungen bis zum 14. September an: nina.eckhoff-heindluni-koeln.de
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PROGRAMM
Donnerstag, 18. September
14:00 Begrüßung und Einführung
14:30 Praxisnahe Hinführung
Katharina Pietsch: Machtsensibilität, Dehierarchisierung und Diskriminierungskritik an der Hochschule
15:30 Pause
16:00 Panel I: Du weißt, was ich meine – Klassismuskritik und ihre intersektionalen Verschränkungen
Tonia Andresen (Bochum): Care-Arbeiterin/Kunstarbeiterin oder Klasse als Verhältnis
Stefan Bast (Potsdam): Klasse Kunstgeschichte, Klasse Kunstunterricht? Anregungen zur klassismuskritischen Arbeit mit Bildern
Christopher Nixon (Münster): Klasse und race, Hegemonie und Transformismo
Diskussion
17:30 Empfang
19:00 Screening und Diskussion
Valerie Walkerdine, Didn't she do well (1989)
Freitag, 19. September
9:30 Gesprächsrunde: Institutionalisierungsstrategien
Andrea Burkhardt, Undine Dömling, Gizem Gürbüz und Ann-Kristin Kolwes (jeweils Köln)
11:00 Pause
11:30 Panel II: (Un-)Sichtbarkeit von Klasse – Klassismen in Sprache und visueller Kultur
Simon Lindner (Basel): Boheme und Staatsmacht: Zu Caspar David Friedrichs Aneignung eines Klassenkonflikts
Lena Marie Staab (Berlin): »Sprich, wie du gemalt wirst!« Intersektionale Perspektiven auf die Repräsentation von Klasse und Klassismus im Bild_erbuch
Theresa Heyd (Heidelberg): Peinliche Mütter. Care, Cringe und Class
Diskussion
13:00 Mittagspause
14:00 Panel III: Interdependenzen der Kanon- und Habituskritik
Rosanna Umbach (Bremen): Interieurs der Ungleichheit – Wohnungsfrage(n) und Klassenverhältnisse in Kunst und Architektur
Heide Volkening (Greifswald): Klassismus als Verfahren? Stefanie Sargnagels Iowa, Klassenwechsel und Cringe-Ästhetiken
Charlotte Püttmann (Köln): Klassismus und die soziale Frage in der Kunst(-wissenschaft) – Marxistische Traditionslinien und das politische Selbstverständnis der Disziplin
Diskussion
15:30 Pause
16:00 Podiumsdiskussion: They work hard for their money – Working Class Academics und der soziale Status in der Kunstwissenschaft
Karoline Künkler (AG Arbeitsbedingungen im Ulmer Verein), Maurice Saß (Alfter), Julius Redzinski (Aachen), Bahareh Sharifi (Diversity Arts Culture)
Samstag, 20. September
9:30 Panel IV: Transfer in die Praxis – Lösungsansätze erarbeiten
12:00 Mittagspause
13:00 Präsentation der Ergebnisse aus Panel IV
14:00 What's next – Abschluss und Ausblick
Abschlussdiskussion
Reference:
CONF: Klasse anerkennen (Köln, 18-20 Sep 25). In: ArtHist.net, Sep 4, 2025 (accessed Sep 12, 2025), <https://arthist.net/archive/50520>.