CONF Sep 6, 2025

Gebäude benutzen – Architekturwissenschaft im Spannungsfeld (Bonn, 1-2 Oct 25)

Kunsthistorisches Institut, Universität Bonn, Rabinstr. 8, Seminarraum 5, Oct 1–02, 2025

Hannah Wiemer, Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft, Humboldt-Universität Berl

Gebäude benutzen – Architekturwissenschaft im Spannungsfeld von Konzept, Planung und Nutzung.
Offen für alle Interessierten. Um Anmeldung wird gebeten bei Nicole Kibrité nkibriteuni-bonn.de.

Organisation und Konzept: Markus Dauß (Professur für Architekturgeschichte und -theorie, Kunsthistorisches Institut, Universität Bonn) und Hannah Wiemer (Vertretung der Professur Medien und Wissen, Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft, Humboldt-Universität Berlin)

In der Architekturmoderne rückt der Gebrauch von Räumen verstärkt in den Fokus der Debatten um Architektur und Stadtplanung. Forschung und Planung beginnen, sich für den Einfluss des Gebauten auf den sozialen Raum zu interessieren. Damit rückt der Nutzer (zumeist männlich gedacht) ins Zentrum. Er wird zum Studienobjekt und zur epistemischen Figur, deren Bewegungen, Verhalten und Profil nun genau wissenschaftlich beobachtet werden. An der Entstehung dieser Figur wirken verschiedene Disziplinen und Wissensfelder mit, auch außerhalb der Architektur (Soziologie, Psychologie, Ergonomie und Hygienewissenschaft). Sie bringen ein Arsenal ‚moderner‘ Methoden ein. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird die Nutzerfigur zudem ein Parameter kybernetischer Modellierung. Dies geschieht durch den Import computerwissenschaftlicher Erhebungs- und Simulationsverfahren ins architektonische Feld. Die Interaktionen von Menschen mit der gebauten Welt sowie den in den Räumen zirkulierenden Objekten werden zunehmend als Schnittstellen verstanden. Über diese werden Nutzer_innen mit räumlichen Systemen und Infrastrukturen vernetzt. So findet die Nutzerfigur auch Eingang in technische und gesellschaftliche Planungsszenarien, etwa als user von rechnergestützten Informationstechnologien.
Diese Figur ist jedoch nicht nur ein neutraler Begriff, sondern auch mit Imaginationen sozialer Beziehungen und Normierungsbestrebungen überlagert. Sie zeigt sich geprägt von Widersprüchen und Spannungen. Diese entstehen zwischen den geplanten, vorhergesagten oder errechneten und den tatsächlich realisierten Nutzungsweisen. Dazu gehören auch Umnutzungen und Abnutzungen der räumlichen Entwürfe. Konferenz und Publikation interessieren sich genau für diese Reibungen. Sie regen dazu an zu prüfen, mit welchen methodischen Ansätzen sich solche Widersprüche analysieren und deuten lassen.

Die Konferenz geht der Frage nach, welche planerischen Strategien, entwerferischen Techniken und wissenschaftlichen Instrumentarien entwickelt oder genutzt wurden, um das Verhalten von Menschen in bestimmten Räumen vorherzusagen und zu steuern. Darüber hinaus soll diskutiert werden, in welchen paradigmatischen, gedanklichen und soziopolitischen Kontexten die Fiktion einer umfassenden Planbarkeit sowie funktionsoptimierter Räume entstanden ist. Welche Rolle spielen dabei die Widerständigkeiten und Eigenmächtigkeiten materiell realisierter Räume? Welche Bedeutung kommt Objekten zu, die zwischen Nutzer_innen und Gebäuden vermitteln oder ‚verhandeln‘? Und welche Rolle spielen Medien, ihre Suggestionen und Interventionen – sowohl in der Planung als auch in der späteren Aneignung von Bauten?

1. Oktober 2025
14 Uhr: Ankommen und Kaffee
14.30-15.15 Uhr: Einführung, Markus Dauß and Hannah Wiemer
15.15-15.30 Uhr: Kaffeepause
15.30-17.00 Uhr: Panel: Creating the User
Reinhold Martin, “The Use and Meaning of Oil: Architecture, Engineering, and Political Economy in the United States, 1840-1940”
Christa Kamleithner, “Architecture as Infrastructure: On the History of the ‘User’”
17.00-17.30: Pause
17.30-18.15 Uhr: Julian Blunk, „Betontherapie: Zur Ausdeutung eines Stilphänomens in Brady Corbets ‚The Brutalist‘“
18.15 Uhr: Empfang und Abendessen

2. Oktober 2025
9.30-11.00 Uhr: Panel: Building a Public
Andreas Rumpfhuber, “Containing Resistance Through Participation “
Brigitte Sölch, „Das Bild der Architektur im Entwurf (betreten): Nutzer:innen öffentlicher Räume“
11.00-11.30 Uhr: Kaffeepause
11.30-13.00 Uhr: Panel: Architecture and Machines
Jan Distelmeyer, „Universitäten benutzen: Software – Macht – Räume“
Daniel Gethmann, „Vom Bewohner zum Nutzer: Konsequenzen eines architektonischen Paradigmenwechsels“
13-14 Uhr: Mittagessen
14-15.30 Uhr: Panel: Control Rooms in Industry and Home
Max Stadler, „Betriebsklima, ca. 1960: Innen und Außen“
Änne Söll, „Chefkoch oder Vater. Männer als (imaginäre) Nutzer von Küchen“
15.30-16 Uhr: Abschlussüberlegungen und Kaffee (Impulsgeber: Markus Dauß und Hannah Wiemer)

Reference:
CONF: Gebäude benutzen – Architekturwissenschaft im Spannungsfeld (Bonn, 1-2 Oct 25). In: ArtHist.net, Sep 6, 2025 (accessed Sep 20, 2025), <https://arthist.net/archive/50475>.

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