2017 konstituierte sich das Postdoc-Forum Frankreichforschung mit dem Ziel, eine informelle überregionale Plattform zur Vernetzung und zum fachlichen Austausch von Kunsthistoriker:innen zu schaffen, die sich in der Phase einer weiterführenden akademischen Qualifikation (Habilitation, zweites Buch, museales Forschungsprojekt etc.) befinden und sich dezidiert oder in Teilbereichen mit Fragestellungen zur französischen Kunst und Kunsttheorie beschäftigen. Weiterhin soll das Postdoc-Forum zu gemeinsamen Veranstaltungen und Projekten der Beteiligten anregen und die deutschsprachige Frankreichforschung an verschiedenen universitären und außeruniversitären kunsthistorischen Institutionen national und international sichtbar machen.
Im jährlichen Turnus treffen sich die Mitglieder des Netzwerks an wechselnden Standorten zur Vorstellung laufender Forschungsprojekte, zu gemeinsamen Exkursionen sowie zum Austausch über Erfahrungen in der Frankreichforschung und der weiterführenden Qualifikationsphase. Das diesjährige Netzwerktreffen findet vom 13. bis 15. November an der Eberhard Karls Universität Tübingen statt und wird von Iris Brahms, Paul Mellenthin und Svea Janzen ausgerichtet. Es befasst sich mit der Frage, wie die Frankreichforschung im Kontext gegenwärtiger Fachdebatten verortet werden kann, und trägt den Titel:
“Frankreichforschung” und aktuelle Perspektiven einer transkulturellen Kunstgeschichte.
Was aber bedeutet “Frankreichforschung”? Welche Kunsthistoriographie ist mit dem Begriff verbunden? Wie wird “französische Kunst” jeweils definiert, und wie gehen wir heute – etwa im Museumsbereich – mit dem Fokus auf nationale Kontexte um? Es soll diskutiert werden, wie sich eine zeitgemäße Frankreichforschung ausrichten kann und muss, welche Tragfähigkeit der Begriff zur Umreißung des Forschungsfeldes hat und ob er – positiv gewendet – sogar von besonderem Nutzen sein kann, etwa bei der Analyse von Kanonisierungsprozessen und ihren Dynamiken.
Überlegungen wie diese sind heute vor dem Hintergrund transkultureller Forschungsdebatten, wie sie durch die postcolonial studies angestoßen wurden, zentral. Den aktuellen, an Brisanz zunehmenden Fragenkomplex, wie transkulturelle Perspektiven die sogenannte Frankreichforschung erweitern können, möchten wir daher in den Blick nehmen: Welche Herausforderungen und welches Erkenntnispotential bieten transkulturelle Fragestellungen bei der Erforschung französischer Kunst aller Epochen? Tragen Perspektiven einer postkolonialen Kunstgeschichte zur Erschließung neuer Forschungsgegenstände und zur präziseren oder aber einschränkenden Definition des Forschungsfeldes bei? Auf welche Weise können sich Wissenschaftler:innen, die vorwiegend in einer europäisch-westlichen Kunstgeschichte ausgebildet wurden, mit der nötigen Differenzierung Fragen einer globalen Kunstgeschichte zuwenden? Besteht in dieser Hinsicht Potential darin, ein allgemein gültiges Instrumentarium zu ermitteln, das auf bereits vorhandene oder noch zu entwickelnde Theorien und Methoden aufbaut?
Programm
13.11., Donnerstag
16:15-18:00 Uhr
Graphische Sammlung, UB Bonatzbau, 1. Stock links, Wilhelmstraße 32, 72074 Tübingen
Ariane Koller (Tübingen)
Führung durch die Ausstellung "Kunst/Macht. Rubens’ Medici-Zyklus und der gedruckte Kanon"
19:00 Uhr, Begrüßung & Key-Note Vortrag
Fürstenzimmer, Schloss Hohentübingen, Burgsteige 11, 72070 Tübingen
Anne Lafont (Paris)
The body of Toussaint Louverture: a transcultural showcase?
Im Anschluss lädt das Zentrum für Frankophone Welten (ZFW) zu einem Apéro riche ein.
14.11., Freitag
Fürstenzimmer, Schloss Hohentübingen, Burgsteige 11, 72070 Tübingen
09:00-10:30 Uhr, Mitgliederversammlung (intern)
10:30-11:00 Uhr, Kaffeepause
11:00-12:30 Uhr, Vortragssektion I
Julia Kloss-Weber (Salzburg)
Transkulturelle Frankreichforschung: Methodische Herausforderungen und Chancen
Florian Knothe (online/Hongkong)
Frankreich in China: Kulturaustausch und Vermittlung im universitären und öffentlichen Raum
12:30-14:00 Uhr, Mittagspause
14:00-16:00 Uhr, Vortragssektion II
Daniela Stöppel (München)
Courbets Hängematte. Fragen nach kultureller Aneignung und bohemistischer Subversion
Daniel Horn (Berlin)
Kelly’s Environments. Heterochronien der Pariser Nachkriegskünste am Beispiel von Kelly Williams
Franziska Solte (Paris)
Sklaverei als Sujet der Gegenwartskunst zwischen den französischen Antillen und der Métropole
16:00-16:30 Uhr, Kaffeepause
16:30-18:00 Uhr, Podiumsdiskussion
Forschung zu Frankreich oder Frankophonen Welten? Eine geisteswissenschaftliche Debatte mit Steffen Patzold (Geschichte, Tübingen), Kerstin Thomas (Kunstgeschichte, Stuttgart), Susanne Goumegou (Romanistik, Tübingen) und Dorothee Kimmich (Literaturwissenschaft, Tübingen), Moderation: Iris Brahms (Tübingen)
18:30 Uhr, Key-Note Vortrag
Sieglin-Hörsaal, Schloss Hohentübingen, Burgsteige 11, 72070 Tübingen
Philippe Cordez (Paris)
Die Forschung im musée du Louvre und die museale Kunstgeschichte
15.11., Samstag
Burse, Raum XI, Bursagasse 1, 72070 Tübingen
09:00-10:30 Uhr, Vortragssektion III
Museums- und Forschungsprogramm:
- Sarah Salomon (Berlin),
- Astrid Reuter (Frankfurt),
- Elisabeth Hipp (München)
10:30-11:00 Uhr, Kaffeepause
11:00-13:00 Uhr, Vortragssektion IV
Jana Glorius-Rüedi (Berlin/Potsdam)
Jean-Baptiste Van Loo - Ein provenzalischer Maler in Europa
Dennis Jelonnek (Paris)
Eine "Reise in die Hölle"? Zu einem Konvolut von Aquarellen aus den Jahren 1817–1819
Thomas Moser (Wien)
Diplomatische Kunstgeschichte: Georges Chedannes Botschaftsbau für die Dritte Republik im habsburgischen Wien
13:00-13:30 Uhr, Abschlussdiskussion
Das Programm ist öffentlich und die Teilnahme kostenfrei. Anmeldungen zur Führung in der Graphischen Sammlung am Donnerstag und zum Abendessen im Restaurant 1821 am Freitag werden bis 31.10. erbeten.
Die Programme der vergangenen Veranstaltungen sowie die Liste der aktuellen Mitglieder und ihrer Forschungsschwerpunkte können auf der Webseite des Deutschen Forums für Kunstgeschichte Paris eingesehen werden: https://www.dfk-paris.org/de/page/postdoc-forum-frankreichforschung-2083.html. Das Postdoc-Forum Frankreichforschung steht interessierten Kolleg:innen in der weiterführenden Qualifikationsphase weiterhin offen, darüber hinaus sind Kooperationen mit Doktorand:innen und etablierten Wissenschaftler:innen sehr erwünscht.
Interessierte, die über die Aktivitäten des Postdoc-Forum Frankreichforschung informiert werden möchten oder an einer zukünftigen Kooperation Interesse hätten, wenden sich bitte an die Sprecherinnen des Netzwerks: PD Dr. Elisabeth Fritz (DFK Paris): efritzdfk-paris.org und Dr. Lisa Hecht (Philipps-Universität Marburg): lisa.hechtuni-marburg.de.
Reference:
CONF: 8. Netzwerktreffen Postdoc-Forum Frankreichforschung (Tübingen, 13-15 Nov 25). In: ArtHist.net, Jul 19, 2025 (accessed Jul 21, 2025), <https://arthist.net/archive/50439>.