Verschlusssache. Mittelalterliche bemalte Schränke aus sakralen Kontexten.
Heute überall vorhanden, ist der Schrank ein vergleichsweise junges Möbel. Erst seit dem 12. Jahrhundert sind Schränke in unserer Region nachweisbar: zunächst nur im Gebrauch adliger Eliten, vor allem aber in Kirchen und Klöstern. Nur wenige der imposanten, im Mittelalter hochgeschätzten Einzelstücke existieren noch heute. Wohlbedachte Konstruktionen, wertvolle Holzmaterialien, komplexe Schließvorrichtungen, zuweilen auch aufwendige Dekorationen zeichnen diese Möbel aus.
Ungeachtet seiner Bedeutung erfuhr der erhaltene Bestand bisher jedoch wenig Beachtung und ist in vielerlei Hinsicht als prekär zu bewerten. Nur ganz wenige Beispiele sind gut bekannt und erforscht. Als mobile Ausstattungsstücke befinden sich Schränke selten noch an ihren ursprünglichen Aufstellungsorten und sind ihrer einstigen Funktionen beraubt. Säkularisierungen führten oft zu Verkauf und Musealisierung.
Mittelalterliche bemalte Schränke sind daher ein Forschungsdesiderat verschiedener Wissenschaften.
Das Kolloquium nimmt die restaurierungs- und kunstwissenschaftliche Untersuchung eines spätmittelalterlichen Schrankes aus dem Domschatz Fritzlar zum Anlass, transdisziplinär zu diskutieren: über Form, Materialien und Techniken, über die dekorative Gestaltung und die pragmatische sowie religiöse Nutzung der Möbel. Verbunden ist damit die Hoffnung, die historische und gegenwärtige Bedeutung mittelalterlicher bemalter Schränke bewusst zu machen. Die daraus resultierenden Erhaltungs- und Vermittlungsaufträge von Eigentümern, Museen, universitärer Forschung und Denkmalpflege sollen einer breiteren Öffentlichkeit nähergebracht werden.
An beiden Kolloquiumstagen in Frankfurt und in Wiesbaden besteht die Möglichkeit, Objekte selbst aus der unmittelbaren Betrachtung vor Ort genauer kennenzulernen.
PROGRAMM
DONNERSTAG, 25.09.2025
Frankfurt, Haus am Dom, Domplatz 3
10:00 Begrüßung
Bettina Schmitt, Leiterin Dommuseum Frankfurt Pfarrer Patrick Prähler, Dom Fritzlar
10:15
Schränke und Laden – transdisziplinäre Aufgaben
Christine Kenner, Wiesbaden
10:45
Formatfragen. Mittelalterliche Schränke als Bildträger
Kristin Böse, Frankfurt
11:45
Zum Verhältnis von Innen- und Außengestaltung
an mittelalterlichen Schränken
Gerhard Weilandt, Greifswald
12:15 Diskussion, anschl. Mittagspause
14:00
Der Majestasschrank in Kloster Wienhausen
Konstruktion und Bemalung
David Mühlenhaupt und Gina Grond, Hannover
Überlegungen zu Ikonografie und einstiger Funktion
Jörg Richter, Hannover
15:20
Ornamentale Verzierungen auf wandelbaren Bildträgern und die Schranktüren des Frankfurter Doms
Pavla Ralcheva, Köln
16:00
Führungen zu dem Wandschrank in Dom und Dommuseum Frankfurt
18:30
Öffentlicher Abendvortrag
Bilder für den Wandel – die Sakristei als Passageort
Marc-Aeilko Aris, Freising
FREITAG, 26.09.2025
Wiesbaden, Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Schloss Biebrich, Rheingaustr. 140
9:00
Möglichkeit zur Besichtigung der Restaurierungswerkstatt
10:00 Begrüßung
Markus Harzenetter, Präsident Landesamt für Denkmalpflege Hessen
10:10
Der Schrank aus dem Dom- und Stiftsschatz Fritzlar
Bemalung und einstige Nutzung – eine Spurensuche
Christiane Weber, Wiesbaden
Der Stifter Nikolaus von der Krae d. J.
Susanne Kern, Mainz
Zum Kontext des Dom- und Stiftsschatzes
Astrid Schlegel, Fulda
Die Ausschmückung des Musikzimmers – Datierung und Maltechnik
Elena Mittelfarwick genannt Osthues, Wiesbaden
11:40 Diskussion, anschl. Mittagspause
parallel Führungen in der Restaurierungswerkstatt
14:00
Dendrochronologie im Kontext gefügekundlicher Untersuchungen an Sakralmobiliar mit Schablonenmalereien
Gerald Grajcarek, Dresden
14:30
Der Kaufbeurer Schrank des Bayerischen Nationalmuseums:
Konstruktion und kunsttechnologischer Aufbau, Werkgeschichte und kunsthistorische Einordnung
Matthias Weniger, München
15:30 Diskussion und Ausblick
16:00 Abschiedsgruß
Pfarrer Patrick Prähler, Dom Fritzlar
ANMELDUNG
- bis zum 1. September 2025 unter: infodommuseum-frankfurt.de
- die Teilnehmerzahl ist begrenzt, die Bearbeitung erfolgt nach Anmeldeeingang
- Tagungsgebühr 45 €; Studierende, Absolvierende von Praktika und Volontariaten frei
- die Bankverbindung für die Überweisung wird in der Anmeldebestätigung genannt
KONTAKT
Bettina Schmitt, Dommuseum Frankfurt, Tel. 069/80 08 71 82 91.
Quellennachweis:
CONF: Verschlusssache (Frankfurt am Main / Wiesbaden, 25-26 Sep 25). In: ArtHist.net, 16.07.2025. Letzter Zugriff 18.07.2025. <https://arthist.net/archive/50386>.