Farbe an Wand und Decke: Profane Raumfassungen in der Vormoderne und ihre räumlichen Bezüge.
Gemeinsame Tagung der Kantonalen Denkmalpflege Basel-Stadt und der Hochschule der Künste Bern HKB.
Das Innere historischer Gebäude fasziniert. Was private Besucherinnen und Besucher oder Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Führungen an Tagen der «Offenen Tür» genauso wie Fachleute in den Bann zieht, ist einerseits das Zusammentreffen von Vergangenheit und gegenwärtiger Nutzung und andererseits die Imagination von einer früheren Lebensumwelt. Dies betrifft sowohl öffentliche Bauten und Kirchen; in stärkerem Maß erlauben jedoch die Bürgerhäuser das Eintauchen in eine ehemalige Privatheit. An deren Betrachtung kann sich Ablehnung entzünden oder auch schwärmerisches Staunen über handwerkliche Qualität und Prachtentfaltung.
Von der farblichen Ausgestaltung der vormodernen Häuser ist heute kein umfassendes Bild mehr zu gewinnen. Während des Mittelalters ist die Bemalung von Wänden, Decken und Gewölben ubiquitär gewesen, verlor jedoch im Kirchenraum seit der Reformation an Bedeutung und verschwand im profanen Bereich im 18. Jahrhundert mit der Verbreitung von Wandbespannungen und Gipsdecken, wobei diese Materialien in der Regel nur eine neue Schicht über die alte Dekoration legten. Mit den Abbrüchen von Klostergebäuden und Wohnhäusern infolge der Industrialisierung und des Stadtwachstums setzten zugleich die Entdeckungen und erneuten Freilegungen in großer Zahl ein. Im gleichen Umfang wie das bedrohte Stadtbild wurde besonders die figürliche Malerei dokumentiert, teilweise abgelöst und musealisiert.
Die Forschung zur vormodernen Wand- und Deckenmalerei steht daher vor mehreren Herausforderungen, die in der geplanten Tagung diskutiert werden sollen. Erstens kann anhand der bruchstückhaften Überlieferung nur ein ungefähres Gesamtbild von Anzahl, Themen und Motiven der Raumfassungen skizziert werden. Zweitens muss die Erhaltung des Bestandes vor Ort den Anforderungen einer Nutzung oder Musealisierung standhalten. Oftmals wurden Wand- und Deckenmalereien bereits durch vergangene Eingriffe wie Abnahmen, Freilegungen oder Überarbeitungen maßgeblich verändert. Drittens stellt sich die Frage, wie die historischen Malereien sichtbar präsentiert werden können. Viertens sind sowohl die Wirkung als auch die Anlässe und die Bedeutung der Bilder nur im Zusammenhang mit ihrer Lokalisierung in den Räumen der Häuser zu deuten. Hier ist erneut zu diskutieren, von wem und für wen die Malereien ausgeführt wurden und wie dieses angesichts der schnellen Besitzwechsel zu verstehen ist, die für vormoderne Stadthäuser typisch sind.
Die Tagung schließt an die weitgehende Inventarisierung der Kunstdenkmäler in Basel an, außerdem an ein Projekt der Hochschule der Künste Bern zu abgelösten und magazinierten Wandmalereien.
Für die zweitägige Tagung sind Vorträge im 30-Minuten-Takt erwünscht. Hierbei wird den Referentinnen und Referenten überlassen, ob ihre Redezeit kürzer ausfällt und sich eine Diskussion anschließen kann. Als geografischer Schwerpunkt sind die Schweiz und angrenzende Regionen in Deutschland und Frankreich definiert; methodisch orientierte Vorträge können auch entferntere Beispiele beisteuern. Tagungsort ist das Refektorium des Kleinen Klingentals, ehemaliges Klostergebäude und Sitz der Kantonalen Denkmalpflege Basel-Stadt.
Ein Reader mit Vortragszusammenfassungen soll zur Tagung vorliegen. Eine Publikation der Beiträge wird angestrebt.
Anmeldung von Vorträgen (Abstract und kurzes CV max . 1 A4-Seite) bis 20. Mai 2025, per E-Mail an martin.moehlebs.ch
Quellennachweis:
CFP: Farbe an Wand und Decke (Basel, 5-6 Mar 26). In: ArtHist.net, 23.04.2025. Letzter Zugriff 24.05.2025. <https://arthist.net/archive/47299>.