CFP Apr 5, 2025

Die Kunst des Beschreibens (Berlin, 9-10 Oct 25)

Humboldt-Universität zu Berlin, Oct 9–10, 2025
Deadline: Apr 30, 2025

Barbara Stoltz

Die Kunst des Beschreibens. Ästhetische Diskurse von Autorinnen in der Frühen Neuzeit und Aufklärung.

Sechste transphilologische ‚Femmes de Lettres‘-Jahrestagung der FONTE-Stiftung.
9.-10.10.2025, Humboldt-Universität zu Berlin, Dorotheenstraße 24, 10117 Berlin, Raum 3.246

In der Vorrede ihres 1816 publizierten Reiseführers Gemälde von Heidelberg, Mannheim, Schwetzingen, dem Odenwalde und dem Neckarthale schreibt die Autorin Helmina von Chézy: „Im Worte liegt die reichste Schöpferkraft des menschlichen Geistes, da Töne, Farbe und Licht in ihm enthalten sind. Das Wort bringt überall hin, dem Gemälde ist nur eine Stelle beschieden, die Musik will ausgeführt sein, das Wort ist in sich selbst vollendet.“ Zahlreiche Dichterinnen, Philosophinnen und Literatinnen beschäftigten sich wie Chézy mit der Ästhetik und Wirkungsmacht des Wortes, auch des beschreibenden Wortes, das etwa Landschaft, Architektur, Objekte bildender Kunst, Musik oder auch Dichtung den Leser:innen zu vermitteln sucht. Die nächste Jahrestagung „Femmes de Lettres“ widmet sich der Auseinandersetzung von Autorinnen der Frühen Neuzeit und der Aufklärung mit den Modi und Funktionen der Beschreibung. Unter „Beschreibung“ wird vornehmlich das sprachliche „kunstvolle Darstellen“ und das „bildliche Darstellen“, im Sinne von Descriptio und Ekphrasis (siehe beispielsweise ad vocem Historisches Wörterbuch der Rhetorik), anvisiert. Das Augenmerk richtet sich hierbei sowohl auf beschreibende Texte von Autorinnen als auch auf explizite Reflexionen deskriptiver Schreibweisen sowie auf theoretische und ästhetische Kontexte, die in der Art und Weise der Beschreibung implizit nachvollziehbar sind. Diesbezüglich rücken folgende Fragen in den Fokus:

- Um welche Art von Texten handelt es sich und an welches Publikum sind sie gerichtet?
- Welchen Status beanspruchen die Texte jeweils als Beschreibung fiktiver Gegenstände, Orte usw. oder als Berichte realer Dinge und Begebenheiten oder als eventuell beides?
- Inwieweit werden die Aspekte der Mimesis, der Anschaulichkeit oder der Idealisierung in den Beschreibungen vorgeführt und gegebenenfalls auch gleichzeitig kritisch unterfragt?
- Wie wird das Imaginäre, Mystische, Unerklärliche oder Fantastische in den Beschreibungen reflektiert?
- In welchen theoretischen Kontexten werden diese Beschreibungen verortet? Gibt es zum Beispiel Bezüge zu den (antiken) rhetorischen Lehren, zu den rationalen Erkenntnistheorien nach Descartes oder aber zu den Wahrnehmungslehren, insbesondere den Diskussionen um die Vormachtstellung der Sinne in der Dichtung und in den bildenden Künsten?
- Welche medienbezogenen Diskurse werden hier verarbeitet oder explizit diskutiert? Zu denken wäre hier etwa an die ut pictura poesis-Rezeption, an die Auslegungen des dantischen „visibile parlare“ oder die Laokoon-Debatten.
- Welche Inhalte werden in die Beschreibungen eingebunden, welche stehen im Vordergrund? Wo endet die Beschreibung und wo beginnt die Erzählung, die Kritik (etwa Kunstkritik oder Musikkritik) oder die politische Aussage, d. h. welche Textsorten und Schreibweisen kreuzen sich?
- Schließlich: Welche neuen, auch nicht konventionellen Wege beschreiten die Autorinnen in der Art und Weise, in den Inhalten oder in den Reflexionen des Beschreibens? Werden genderspezifische Aspekte angesprochen, oder lassen sie sich sekundär in den Modi und Funktionen der Beschreibungen erkennen? Welche neuen ästhetischen Paradigmen lassen sich in den Schriften von Frauen entdecken?
- Wie beeinflussten Autorinnen die Rezeption von Literatur, Kunst oder Natur im Kontext von gesellschaftlichen und politischen Veränderungen?

Das Ziel der Tagung ist, ästhetische und theoretische Fragen in Bezug auf das Beschreiben in den Texten von Autorinnen in den wissenschaftlichen Fokus zu rücken. Gesucht werden Beiträge, welche die diversen Aspekte des Beschreibens aus den Perspektiven der Literatur-, Kunst- und Kulturwissenschaft untersuchen. Für den transdisziplinären Radius der Tagung können Beiträge zu Briefen, Romanen, Memoiren, Reiseberichten oder Abhandlungen von Autorinnen im weitesten Sinne eingereicht werden: von Schriftstellerinnen, Mäzeninnen und Salonnières sowie Wissenschaftlerinnen und Philosophinnen aus diversen Sprachräumen. Zu denken wäre beispielsweise an Texte von Madame de Sévigné, Aphra Behn, Wilhelmine von Bayreuth, Sophie von La Roche, Izabela Czartoryska, Elisabeth Vigée-Lebrun und weiteren.

Vorgesehen sind 20minütige Vorträge und eine 10minütige Diskussion. Beitragsvorschläge (max. 300 Wörter) können bis zum 30. April 2025 gesendet werden an: PD Dr. Barbara Stoltz (barbara.stoltzhu-berlin.de) mit CC an Prof. Dr. Renate Kroll (renate.krollromanistik.hu-berlin.de).

Bibliographie (Auswahl aus der aktuelleren Sekundärliteratur)
Gottfried Boehm / Helmut Pfotenhauer (Hg.): Beschreibungskunst Kunstbeschreibung. Ekphrasis von der Antike bis zur Gegenwart, München 1995.

Heinz Drügh, Ästhetik der Beschreibung. Poetische und kulturelle Energie deskriptiver Texte (1700-2000), Tübingen: Francke, 2006.

Torsten Pflugmacher, „Theorien der Beschreibung“, in: ders., Die literarische Beschreibung. Studien zum Werk von Uwe Johnson und Peter Weiss, München: Wilhelm Fink, 2007, S. 21-88.

Jesús Muñoz Morcillo (Hg.), Renaissance der Ekphrasis - Ekphrasis der Renaissance: Transformationen einer einflussreichen ästhetischen Kategorie in Kunst, Literatur und Wissenschaft, Berlin/Boston: De Gruyter, 2024.

Kurt Hahn, Anne-Kathrin Reulecke, Steffen Schneider u. Julia Zimmermann (Hg.), Descriptio. Potentiale des literarischen Beschreibens, Baden-Baden: Rombach Wissenschaft, 2025.

Weitere Informationen auf der Webseite: Diese ist: https://www.fonte-stiftung.de/fontetagungen.html.

Reference:
CFP: Die Kunst des Beschreibens (Berlin, 9-10 Oct 25). In: ArtHist.net, Apr 5, 2025 (accessed Apr 20, 2025), <https://arthist.net/archive/47188>.

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