CFP 24.02.2025

Rethinking Textile Heritage as Shared Heritage (Ennenda, 15-16 May 25)

Anna Göldi Museum - Haus der Menschenrechte, Ennenda by Glarus, Switzerland, 15.–16.05.2025
Eingabeschluss : 31.03.2025

Anna Göldi Museum - Haus der Menschenrechte

[English version below]

Textiles Erbe als geteiltes Erbe neu denken

Anlässlich der Aufnahme der Glarner Muster und Tücher in die Liste der lebendigen Traditionen der Schweiz organisiert das Anna Göldi Museum am 15. und 16. Mai 2025 eine Tagung. Gemeinsam mit dem Firmen- und Familienarchiv der ehemaligen Stoffdruckerei Barth, Jenny & Cie., dem Museum des Landes Glarus und dem Glarner Wirtschaftsarchiv wird diskutiert, wie sich das textile Erbe im globalen Kontext und im Sinne der 17 Nachhaltigkeitsziele neu denken lässt.

Das textile Erbe Europas ist mit vielen Kulturen weltweit verbunden und wird heute neu reflektiert. Seine Geschichte ist eng mit dem globalen Kapitalismus verknüpft, was kritische Fragen nach kolonialen Abhängigkeiten, Arbeitsbedingungen und wirtschaftlichen Ungleichheiten aufwirft. Gleichzeitig bietet die Auseinandersetzung mit diesem Erbe Chancen, neue Wege für nachhaltige Entwicklung und globales Lernen zu erschliessen.

Die Glarner Muster und Tücher stehen exemplarisch für diese Verflechtungen. Seit dem 18. Jahrhundert war der heutige Kanton Glarus für seine bedruckten Baumwollstoffe bekannt, die als kostengünstige, von globalen Textiltraditionen inspirierte Imitate in alle Welt exportiert wurden. Trotz des Niedergangs der grossen Glarner Textilunternehmen lebt die Tradition weiter: Junge Designer:innen entwickeln nachhaltige, innovative Ansätze, während Historiker:innen und Künstler:innen sich kritisch mit bislang wenig beachteten Aspekten dieser Geschichte auseinandersetzen.

Citizen Science-Projekte eröffnen dabei neue Perspektiven: Sie ermöglichen es, das textile Erbe gemeinsam mit der Öffentlichkeit zu erforschen und es in gegenwärtige Debatten um Nachhaltigkeit, Migration und kulturelle Identität einzubinden. Gleichzeitig stellt sich die Frage, inwiefern sich das Erbe der Glarner Muster und Tücher in einer Migrationsgesellschaft nicht nur als geteilte Vergangenheit, sondern als lebendige Ressource für die Zukunft nutzen lässt.

Die Tagung bringt Wissenschaftler:innen, Künstler:innen, Unternehmer:innen und Kulturvermittler:innen zusammen, um neue Perspektiven auf das textile Erbe zu entwickeln. In drei moderierten Podiumsdiskussionen stehen das Erinnern der Geschichte, das Bewahren textiler Praktiken und das Archivieren ihrer Dokumente im Mittelpunkt. Ergänzt werden diese durch eine öffentliche Postersession.

Lässt sich das textile Erbe mit seinen gewanderten Mustern und traditionellen Techniken im Sinne Édouard Glissants als Ausdruck einer „Poesie der Vielheit“ begreifen – einer Form kultureller Vielfalt, die interkulturellen Austausch stärkt? Als Common Ground? Welche Rolle spielt das textile Erbe bei der Dekolonisierung der Erinnerungskultur? Und welche Bedeutung kommt der mit dem textilen Erbe verbundenen Baukultur im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsziele zu?

Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Vorschläge für Beiträge von max. 20 Minuten und/oder Posters können mit einer Zusammenfassung und Kurzbiografie (PDF max. 3'000 Zeichen inkl. Leerzeichen) bis zum 31. März 2025 an kontaktannagoeldimuseum.ch eingereicht werden. Eine Veröffentlichung ausgewählter Beiträge ist geplant.

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Rethinking Textile Heritage as Shared Heritage

On the occasion of the inclusion of ‘Glarus Patterns and Fabrics’ in the list of living traditions in Switzerland, the Anna Göldi Museum is organizing a conference on May 15 and 16, 2025. Together with the company and family archive of the former fabric printing company Barth, Jenny & Cie., the Museum of the State of Glarus and the Glarus Economic Archive, we will discuss how textile heritage can be rethought in a global context and in the spirit of the 17 sustainability goals.

Europe's textile heritage is connected to many cultures around the world, which is being reflected upon in a new way today. Its history is closely linked to global capitalism, raising critical questions about colonial dependencies, working conditions and economic inequalities. At the same time, dealing with this heritage offers opportunities to open up new paths for sustainable development and global learning.

‘Glarus Patterns and Fabrics’ reveal these global interconnections. Since the 18th century, Canton Glarus has been known for its printed cotton fabrics, which were exported all over the world as inexpensive imitations inspired by global textile traditions. Despite the decline of the large Glarus textile companies, the tradition lives on: Young designers develop sustainable, innovative approaches, while historians and artists critically examine aspects of this history that have so far received little attention.

Citizen science projects unlock new perspectives: They place research into textile heritage into a public forum and integrate it into current debates about sustainability, migration and cultural identity. At the same time, a question arises around the extent of the legacy of ‘Glarus Patterns and Fabrics’ in a migration society not only as a shared past, but as a living resource for the future.

The conference brings together scientists, artists, entrepreneurs and cultural mediators to develop new perspectives on textile heritage. Three chaired panel discussions focus on remembering history, preserving textile practices and archiving their documents. These are supplemented by a public poster session.

Can textile heritage, with its migrated patterns and traditional techniques be understood in the spirit of Édouard Glissant as an expression of a “poetry of diversity” – a form of cultural diversity that strengthens intercultural exchange? As Common Ground? What role does textile heritage play in the decolonization of the culture of remembrance? And what significance has architecture in relation to textile heritage in terms of sustainability goals?

The conference languages are German and English. Proposals for contributions of max. 20 minutes and/or posters can be submitted with a summary and short biography (PDF max. 3,000 characters including spaces) to kontaktannagoeldimuseum.ch by March 31, 2025. A publication of selected contributions is planned.

Quellennachweis:
CFP: Rethinking Textile Heritage as Shared Heritage (Ennenda, 15-16 May 25). In: ArtHist.net, 24.02.2025. Letzter Zugriff 02.04.2025. <https://arthist.net/archive/44032>.

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