Training Creative Acts and Action - Internationaler Workshop zur Künstlerischen Forschung.
Training Creative Acts and Action – ist ein internationales, interdisziplinäres Projekt über und mit Künstlerischer Forschung. Unter Einbindung innovativer Ansätze aus Kunstwissenschaft und Medientheorie erkundet es die Begriffe ‚Training‘, ‚Übung‘, ‚Praxis‘, ‚Aktion‘ und ‚Vermittlung‘ und die daran gebundenen körperlichen Bedingtheiten. Ziel ist die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der Künstlerischen Forschung zwischen Kunst und Politik. Hierfür verbindet sich Forschung darüber, „was wir tun, wenn wir denken“ (Hannah Arendt) mit der körperbezogenen Praxis, als Mittel zur Gewinnung von Erkenntnissen. Sowohl die Möglichkeiten als auch die Grenzen der Kunst werden dabei kritisch diskutiert. Wir untersuchen die Frage der Unmittelbarkeit in verschiedenen Handlungsfeldern und hinterfragen das Zusammenspiel von Ursache und Wirkung innerhalb dieser Felder. Unter Beteiligung von Mentor:innen, jungen Forscher:innen und Künstler:innen aus unterschiedlichen Institutionen im In- und Ausland werden in den fünf Modulen Perspektiven für die Forschung an der Grenze zwischen kreativem Akt und politischem Handeln entwickelt.
Für das Projekt ist das GUI | IUG zugleich Gastgeber:in und Gast in Schwerin. Der Ort, an dem das Projekt stattfindet, die Stadt Schwerin, kann dabei zur konkreten Fallstudie werden, indem auf die Stadtstruktur einwirkende Aktionen stattfinden, oder diese Reflexionsgegenstand für allgemeine Fragestellungen werden.
Methode
In der Hochschulpolitik ist Künstlerische Forschung in Deutschland und weltweit angekommen, aber bei weitem nicht etabliert. Obwohl die Existenz eines international anerkannten künstlerischen Doktortitels bis in die 1970er Jahre zurückverfolgt werden kann, bleibt die Künstlerische Forschung als potenziell eigenständiger akademischer Studienbereich kontrovers. Das führt zu wichtigen Fragen: Wie kann Künstlerische Forschung methodisch und diskursiv verortet werden? Unabhängig von den begleitenden Debatten, werden die Methoden und Infrastrukturen in einem Bereich, der die Kunst und die akademische Forschung gleichermaßen umfasst, bereits jetzt erprobt und umgesetzt.
Im Kontext des Workshops untersuchen wir kritisch die Annahme, Künstlerische Forschung sei ein methodisches und stilistisches Herangehen der Kunst und verlagern damit das Hauptaugenmerk von einem Zusammenspiel von Kunst und Naturwissenschaft hin zu Kunst und Kunsttheorie. Im Fokus dabei steht eines der brennenden Themenfelder der Zeit, nämlich die Übergangsformen von künstlerischer Handlung und dem politischem Feld der Handlung. Damit widmet sich der Workshop einerseits diesem zentralen Diskurs in der Kunst, andererseits befragt er diesen als möglichen methodischen Kern eines neuen Bereichs.
Maßgeblich Beteiligte sind
Prof. Dr. T.J. Demos (Kunstwissenschaftler, UC Santa Cruz, USA)
Prof. Dr. Knut Ebeling (Weißensee Kunsthochschule Berlin, D)
Dr. Göze Saner (Unabhängige Wissenschaftlerin und Performerin, London, GB)
Prof.in Dr.in Nora Sternfeld (Kunstvermittlerin und Kuratorin, HFBK Hamburg, D)
Prof. Georg Winter (Künstler, HBK Saar, D. und HUN)
Sowie 12 internationale Nachwuchsforscher:innen/Künstler:innen
Programm
17. September 2025
Anreise der Teilnehmenden und Mentor:innen
18. September 2025
11:00 – 13:00 Uhr: Vorstellung der Partizipient:innen während einer Stadtführung durch Schwerin, Einführung in den Kontext des Workshops und die spezifischen Themen der Veranstaltung. Die Stadt Schwerin wird als Reflexionsraum für künstlerische und politische Handlung erprobt.
14:00 – 17:00 Uhr: 1. Modul, Göze Saner – Eine Auseinandersetzung mit dem Konzept des Trainings in der künstlerischen Praxis. Die Teilnehmer:innen diskutieren, wie technische Fertigkeiten mit interdisziplinären Untersuchungen und kritischer Auseinandersetzung verbunden werden können.
Ab 18:00 Uhr: (optional) Gemeinsames Abendessen
19. September 2025
10:00 – 13:00 Uhr: 2. Modul Georg Winter – Erkundung des Begriffs der Übung in der Kunstpraxis mit Georg Winter. Die Teilnehmenden analysieren, wie Wiederholung und Reflexion zu einem kreativen und kritischen Akt werden.
14:00 – 17:00 Uhr: 3. Modul, Knut Ebeling – Einführung in die Theorie der künstlerischen Forschung und davon ausgehende Praxis . Die Teilnehmenden leiten aus der Theorie entsprechende Praktiken ab (z.B. der Meditation, Körperempfinden, Denkexperimente, etc.).
Ab 18:00 Uhr: (optional) Gemeinsames Abendessen.
20. September 2025
10:00 – 13:00 Uhr: 4. Modul, T.J. Demos – Diskussion und praktische
Auseinandersetzung mit dem Konzept der A ktion in der politischen Kunstpraxis. Es geht in dem Modul um die Rolle der Kunst als politische Aktion sowie um die Grenzen der Kunst, die auch generativ sein kann, indem sie die Unmittelbarkeit der Verbindung zwischen Motivationen und Wirkungen in Frage stellt. Die Teilnehmenden analysieren dabei, wie Kunst einen sozialen und politischen Wandel anstoßen kann.
14:00 – 17:00 Uhr: 5. Modul, Nora Sternfeld – Reflexion über den Begriff der Vermittlung als Antwort auf gesellschaftliche und politische Ereignisse. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Kunstvermittlung als emanzipatorischem Werkzeug, das Diskurse über Machtverhältnisse und gesellschaftliche Normen anstößt.Ab 18:00 Uhr: (optional) Gemeinsames Abendessen.
21. September 2025
10:00 – 13:00 Uhr: Abschlussdiskussion und Abreise der Teilnehmenden.
Module
[1] Der Begriff Training wird in der Kunst mitunter als Mittel zur Entwicklung technischer Fertigkeiten verstanden, wobei er nicht nur als handwerkliche Repetition, sondern auch als interdisziplinäre Methode der Reflexion betrachtet werden kann. In der Praxis von Göze Saner wird Training jedoch über die Technik hinaus als ein tiefgründiger Denkprozess verstanden. Saner, die in ihren Arbeiten regelmäßig das Zusammenspiel von Körper, Raum und gesellschaftlichen Dynamiken thematisiert, nutzt Training nicht nur als methodisches Werkzeug zum Erlernen von Fähigkeiten für Solodarsteller:innen (von Schauspielerinnen bis Künstler:innen), sondern auch als Mittel zur Auseinandersetzung mit den sozialen und politischen Dimensionen verkörperter Erkundungen.
[2] Der Begriff Übung wird in der Kunstpraxis oft als notwendige Voraussetzung für die Entwicklung technischer Fertigkeiten verstanden, wobei er zugleich als „Denken mit dem Körper“ gesetzt werden kann. In den künstlerischen Arbeiten von Georg Winter wird Übung entsprechend als eine Art „denkend-gestaltender“ Prozess etabliert, ein Transferbegriff, der sowohl die Wiederholung als auch die Reflexion über den künstlerischen Akt provokant pointiert. Auch in Winters Werken ist Übung mehr als nur die Möglichkeit zur Optimierung: sie wird zur Grundlage eines kontinuierlichen Auslotens von Grenzen und deren Auflösung.
[3] Der Begriff der Praxis wird gemeinhin als Gegenteil von Theorie verstanden – ein Verständnis, das sich jedoch in der künstlerischen Forschung verändert, in der Theorie und Praxis sich gegenseitig durchdringen. Diese epistemischen Durchdringungsverhältnisse lassen sich derzeit sowohl in der künstlerischen Forschung als auch in theoretischen Feldern wie der Autotheorie und Autofiktion beobachten. Als Medientheoretiker analysiert Knut Ebeling diese Durchdringungsverhältnisse zwischen Theorie und Praxis, Erkenntnis und Erfahrung und wendet sie in seiner autotheoretischen Schreibpraxis selbst an. Dabei werden die epistemischen Trennungen und Exklusionen zwischen Erfahrung und Reflexion indiszipliniert und neue Formen zwischen Theorie und Praxis erkundet. Eine davon ist die Meditation als körperbezogene Praxis, die zugleich ein Medium des Erkenntnisgewinns darstellt.
[4] Der Begriff Aktion verbindet in der politischen Theorie und Kunst eine aktive Auseinandersetzung mit der Welt, die sowohl soziale als auch ästhetische Dimensionen umfasst. T.J. Demos thematisiert in seiner Arbeit die Rolle von Kunst als politischer Aktion vor der Folie apokalyptischer Bewegungen, die durch ihre Form und Praxis gesellschaftliche Veränderung anstrebt. Er betont, dass Kunst in ihrem Widerstand gegen bestehende Machtstrukturen eine transformative Kraft entfalten kann und anerkennt zugleich die Grenzen der Kunst. Diese Auffassung resoniert mit Hannah Arendts Konzept der „vita activa“ aus ihrer gleichnamigen Schrift, in der sie die Bedeutung aktiven Handelns für das politische Leben hervorhebt.
[5] Der Begriff der Vermittlung spielt in der Arbeit von Nora Sternfeld als Antwort auf gesellschaftliche und politische Ereignisse eine zentrale Rolle. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Kunstvermittlung als emanzipatorischem Werkzeug, das Diskurse über Machtverhältnisse und gesellschaftliche Normen anstößt und Themen und Widersprüche, die im Unmittelbarkeitsimperativ untergehen, durchaus affektiv verhandelt und durcharbeitet.
Bewerbung
Der Workshop bietet Graduierten und Postgraduierten aus den Bereichen Kunstwissenschaft, Kunstgeschichte, Philosophie, Medientheorie und Kunst die Möglichkeit, ihre Forschungs- oder
Praxisprojekte zu präsentieren und an einem interdisziplinären Austausch teilzunehmen. Die Teilnehmenden erhalten nicht nur eine Plattform zur Vorstellung ihrer Arbeiten, sondern auch die Gelegenheit, ihre theoretischen und praktischen Ansätze weiterzuentwickeln.
Einreichungsmodalitäten:
Bewerber:innen werden gebeten, die folgenden Unterlagen über das Online-Formular (s.u.)einzureichen:
Kurz-CV (tabellarisch, mit Angaben zur Ausbildung und relevanten Projekten)
Abstract (max. 2 Standard-Seiten, zu einem Thema/Projekt aus den oben genannten Bereichen, das im Rahmen des Workshops diskutiert werden soll)
Wahl eine:r Mentor:in, bzw. Moduls (die eigene Arbeit wird dann wo möglich im Kontext dieses Moduls vorgestellt)
Link zum Formular auf der Webseite: https://www.guenther-uecker-institut.de/bewerbung-workshop/
Förderung:
Die Teilnahme am Workshop wird durch die Übernahme von Reisekosten und Unterkunftskosten sowie Tagesspesen für Verpflegung vollständig unterstützt.
Veranstaltungssprache:
Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.
Publikation:
Es erscheint eine Publikation zum Projekt, in der die Ergebnisse des Workshops, Dokumentationen von Gruppenaktivitäten sowie Textbeiträge der Teilnehmenden veröffentlicht werden.
Veranstaltungsort:
Der Workshop findet im Säulengebäude der Altstadt in Schwerin statt. Der Ort wird in die Auseinandersetzung der künstlerischen Praktiken und die Reflexion der sozialen und politischen Dimensionen des künstlerischen Handelns eingebunden.
Quellennachweis:
CFP: Training Creative Acts and Action (Schwerin, 19-21 Sep 25). In: ArtHist.net, 05.02.2025. Letzter Zugriff 02.04.2025. <https://arthist.net/archive/43874>.