Susanne Regener (Hg.)
Andere sehen.
Fotografische Bilder und Selbstbilder.
Fotografie spielt in der Konstruktion des Fremden und Anderen eine zentrale Rolle. Fremde Menschen und Kulturen werden durch die Kamera oft zu „Objekten“, zugerichtet und stereotypisiert. In kolonialen und rassistischen Diskursen ist das Bildermachen häufig eng mit Aspekten von Hierarchie und Macht verknüpft. Umgekehrt kann die Kamera aber auch dazu verwendet werden, in Bildern die eigene Identität zu stilisieren und zu stabilisieren. All diese Strategien, andere zu sehen, können als Spielarten des fotografischen Othering beschrieben werden. Sie dienen der Aus- und Abgrenzung, aber auch der Selbstermächtigung, der Aneignung und Respektbezeugung.
Das vorliegende Heft rekonstruiert anhand ausgewählter Fremd- und Selbstbilder unterschiedliche Prozesse des fotografischen Othering aus der Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. In den Blick genommen werden dabei nicht nur die Bilder im engeren Sinne, sondern auch die gesellschaftlichen und politischen Machtverhältnisse, die die Grundlage für die Marginalisierung, Rassifizierung, Hierarchisierung und Ausbeutung bilden. Mit dieser Ausgabe von Fotogeschichte werden fotografische Grenzziehungen und Identifizierungen beispielhaft analysiert und sichtbar gemacht.
Fotogeschichte. Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie
hg. von Anton Holzer, Heft 174, Winter 2024, Einzelheft: 26 Euro, Abo (4 Hefte/Jahr): 84 Euro, JONAS VERLAG
Information und Bestellung: http://www.fotogeschichte.info/
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BEITRÄGE
Susanne Regener: Andere Sehen. Editorial
Gesine Krüger: Abbild – Abdruck. Anthropologische Gesichtsmasken und koloniale Fotografie
Bernd Stiegler: Übereinandergeklebt und ins Album verbracht. Ein Album mit Carte de Visite-Aufnahmen von Native Americans der Vancouver Islands
Anton Holzer: Bilder im Kopf. Die „Roma-Schule“ in Užhorod. Fotografische Konstruktionen des Fremden
Susanne Regener: Aufmerksamkeit für Rom:nja. Die Ambivalenz der Othering-Fotografie
Joseph Imorde: Einfühlung in das Andere. „Weltkunst“ in fotografischen Reproduktionen
Steffen Siegel: Fotografische Ostpakete. Das Fotobuch DDR Frauen fotografieren von Gabriele Muschter und die deutsch-deutsche Verflechtungsgeschichte
Dorle Dracklé: Blickwechsel. Fotografie und Feldforschung oder: Die Anderen schauen zurück
Gunnar Schmidt: Exzentrizität und Melancholie. Edith Sitwells fotografische Selbstinszenierungen
FORSCHUNG
Vida Bakondy: Ein Fotoarchiv der Migration. Jovan Ritopečkis Dokumentation der jugoslawischen Arbeitsmigration
Ute Mahler: Zeigen, was ist. Ein Gespräch über das ungewöhnliche Fotobuch Ein Dorf
REZENSIONEN
Julia Secklehner: Jordan Troeller (Hg.): Lucia Moholy: Exposures, Berlin: Hatje Cantz, 2024
Gisela Steinlechner: Stella Rollig, Martin Waldmeier, Nina Zimmer (Hg.): Hannah Höch. Montierte Welten, Zürich: Scheidegger & Spiess, 2023
Miriam Zlobinski: Kathrin Baumstark, Ulrich Pohlmann: Watch! Watch! Watch! Henri Cartier-Bresson, München: Hirmer, 2024
Carolin Görgen: Ariella Aïsha Azoulay, Wendy Ewald, Susan Meiselas, Leigh Raiford, Laura Wexler (Hg.): Collaboration: A Potential History of Photography, London: Thames & Hudson, 2023
Quellennachweis:
TOC: Fotogeschichte, Heft 174, 2024: Andere sehen. In: ArtHist.net, 06.12.2024. Letzter Zugriff 21.12.2024. <https://arthist.net/archive/43485>.