materia povera – Material und Technik.
Gemeinsame Ringvorlesung des Historischen Instituts (Sabine von Heusinger) und des Kunsthistorischen Instituts (Susanne Wittekind, Henrike Haug) der Universität zu Köln.
Hörsaalgebäude, Hörsaal E, Donnerstag, 16.00h bis 17.30h
Kunstwerke aus alltäglichen Materialien wie Lehm, Gips, Carta Pesta oder Maisstengelmasché, Knochen und Horn gibt es nicht erst seit den 1960er Jahren und der „arte povera“-Bewegung. Kostengünstige und leicht verfügbare Materialien wurden schon in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kunst vielfach eingesetzt. In der kunsthistorischen Forschung aber stehen traditionell Werke aus kostspieligen, wertvollen Materialien im Fokus: Malereien mit Blattgold und kostbaren Farben wie Purpur oder Lapislazuli-Blau, Skulpturen aus Marmor, Bronze oder Elfenbein, Kunstkammerstücke aus Gold und Silber, geziert mit Edelsteinen, Perlen, Korallen und Perlmutt. Für ihre Herstellung bedarf es finanzstarker Auftraggeber, die sich diese Materialien leisten und sie über weite Handelswege beschaffen können. Im Zuge des „material turns“ interessiert sich auch die Geschichtswissenschaft vermehrt für Objekte und deren Herstellung. Wenn es um „einfache Materialien“ handelt, ist die Handwerksforschung gefragt, die ebenfalls vermehrt nach Wertigkeit von Rohstoffen und Produkten fragt. Zeigt sich doch künstlerische Qualität auch und gerade in der ‚Veredelung‘ einfachen Materials durch Kunstfertigkeit und kunsttechnologisches Wissen, so bei der Herstellung von Email und Glas aus Sand. Die Ringvorlesung fragt daher nach dem Verhältnis und Wert von Werkstoffen und kunsttechnologischer wie künstlerischer Arbeitsleistung, nach der Transformation vom Material ins Artefakt. Es geht ihr um die Nutzung und Ausbeutung natürlicher Ressourcen, darunter auch ‚tierischen‘ Materials – mit Blick auf Mensch-Tier-Beziehungen –, aber auch um Recycling und Weiterverwertung von Überresten.
17.10.24
Sabine von Heusinger, Henrike Haug und Susanne Wittekind
Einführung
24.10.24
Kathrin Borgers
Spuren im Papiermaché: Erinnerung als Wert des Materials
31.10.24
Henrike Haug
Glas. Zur Wertgeschichte eines Kunststoffes
14.11.24
Gabriella Cianciolo
Müll als Architektur. Armes und vielseitiges Material
21.11.24
Jens Berthold
Wo gehobelt wird ... - und welche "Späne" in Ausgrabungen zu finden sind. Archäologische Quellen zum mittelalterlichen Handwerk
28.11.24
Anna Grasskamp
Reinkarniertes Papier. Aspekte der Wiederverwendung in der chinesischen Kunst
05.12.24
Hans Portsteffen
Das mexikanische Kruzifix in der Kirche Gospa od Šunja/Lopud/Kroatien – eine lebensgroße Skulptur aus Maisstengeln von 1567
12.12.24
Aleksandra Lipinska
Bäuerlich oder national? Holznarrative in Ost- und Mitteleuropa
09.01.25
Andreas Huth
Kunst aus Erde. Florentiner Terrakotta-Bildwerke des 15. Jahrhunderts
16.01.25
Isabel Immel
Vom einfachen Löffel zum Kunstkammerstück: Aspekte historischer Bestecke
23.01.25
Susanne Wittekind
Horn und Bein als Schmuck sakraler Objekte
30.01.25
Romedio Schmitz-Esser
Vom Wert des Marginalen in der Erforschung mittelalterlicher Materialität
Quellennachweis:
ANN: materia povera – Material und Technik (Köln, 17 Oct 24-30 Jan 25). In: ArtHist.net, 16.10.2024. Letzter Zugriff 03.12.2024. <https://arthist.net/archive/42944>.