CFP 29.09.2024

1 Sektion, Forum Kunstgeschichte Italiens „ITALIEN!“ (Munich, 12-15 Mar 25)

München, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, 12.–15.03.2025
Eingabeschluss : 13.10.2024

Andreas Huth

Sektion: Eine Theorie der Machbarkeit? Giorgio Vasaris Einführung in mehr als drei Künste.
Organisation der Sektion: Wolf-Dietrich Löhr, Andreas Huth.

Der 'material turn' hat die kunstwissenschaftliche Forschung in den letzten zwei Jahrzehnten um eine beinahe vergessene Perspektive bereichert, Ding-Studien und Objektbiographien ermöglichen neue Zugänge zu den Werken, Kooperationsprojekte mit Restaurator:innen und Handwerker:innen rücken historische Verfahren und Traditionen mit ihren kognitiven Potentialen sowie Fragen nach 'artisanal epistempology', nach techné und Arbeit in den Fokus. Auf der anderen Seite zeigt sich die Kunstwissenschaft nach wie vor belastet von romantisch zugespitzten Vorstellungen von Unmittelbarkeits-, Genie- und Original-Ästhetik, die die blendende Isolierung einzelner Künstlerpersönlichkeiten reproduziert. Giorgio Vasaris Viten dienen dieser Sichtweise bis heute als Bezugspunkt und Rechtfertigung, dabei ist den Lebensbeschreibungen mit der kunsttechnologisch-materialkundlichen 'Introduzione alle tre arti del disegno' ein umfangreicher, dezidiert praxisorientierter Abschnitt mit immerhin 35 Einzelkapiteln vorangestellt, den Vasari selbst als „teoriche“ bezeichnet und auf dessen Informationen er in den Viten immer wieder Bezug nimmt. Trotz neuerer Ansätze ist die Bedeutung der Einführung als ein – vom Autor bewusst gesetztes – Gegengewicht zu seinen ausführlichen Proemien und den Biographien bisher nur wenig untersucht wurden.

Die Sektion soll sich mit Impulsbeiträgen und einer gemeinsamen Diskussion der pluralen Autorität des Machens, dem Geschichtsbild der Praxis sowie den Ökonomien von Zeit und Material in Vasaris Introduzione widmen. Zu diskutieren wäre beispielsweise,
– wie stark Fertigkeiten differenziert und Spezialisierungen zwischen verschiedenen Akteur:innen skaliert werden
– welchen Anteil die heute weniger der 'Hochkunst' zugeordneten Techniken (Mosaik, Stuck, Intarsien etc.) an der Herausbildung kunsttheoretischer Dispositive haben
– welche Bedeutung der Zeit für die Zurichtungs-, Lern- und Arbeitsprozesse zukommt
– wie stark Kunstschaffende im Horizont anderer Berufsfelder eingeordnet und mit Wertmaßstäben außerhalb entwicklungsgeschichtlicher Teleologien beurteilt werden
– wie bedeutend technische Fragen für die Ausarbeitung biographischer Künstlerprofile sind
– wo Topoi und Mythen der sog. Kunsttheorie in die Praxis Einzug halten
– wo Praxisfragen zu abstrakten Begriffen oder neuen Mythen gestaltet werden
– wie der Blick auf Verfahrensfragen einen anderen Kanon der Künstler:innen und eine andere Geschichte der Künste ermöglicht

Wir bitten um Vorschläge für Beiträge (max. 300 Wörter + knapper CV) bis zum 13. Oktober 2024. Wir freuen uns über Einreichungen von Early Career Researchers und von Kolleg:innen aus den Kunstwissenschaften, der Restaurierung, der Materialforschung und den Literaturwissenschaften. Nachfragen und Einsendungen bitte an: Andreas Huth (andreas.huthuni-bamberg.de) und Wolf-Dietrich Löhr (wdloehrhotmail.com).

Quellennachweis:
CFP: 1 Sektion, Forum Kunstgeschichte Italiens „ITALIEN!“ (Munich, 12-15 Mar 25). In: ArtHist.net, 29.09.2024. Letzter Zugriff 03.12.2024. <https://arthist.net/archive/42776>.

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