Tagung: Wortgebilde. Deutungsanspruch und Selbstpositionierung in Künstler:innenschriften der Moderne, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München, 10.–12. Oktober 2024.
Organisiert von:
Felix Billeter und Julie Kennedy (Hans Purrmann Archiv, München)
Stephanie Marchal (Ruhr-Universität Bochum)
Christine Tauber (Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München)
Andreas Zeising (Technische Universität Dortmund)
Die ästhetischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Umbrüche der Moderne brachten es mit sich, dass Künstler:innen sich seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert vermehrt und auf literarisch vielfältige Weise in den öffentlichen Diskurs über Kunst einbrachten. In schriftlichen Äußerungen reklamierten sie Deutungshoheit über sich und ihr Werk, nahmen Stellung zu künstlerischen Entwicklungen oder lancierten Programme, die ihr eigenes Werk flankierten. Das expandierende Feld der Kunstpublizistik und eine Öffentlichkeit interessierter Laien boten dafür die Basis. Dem entsprach seitens der Leser:innenschaft ein wachsendes Interesse an der ›Persönlichkeit‹ von Künstlerinnen und Künstlern, ihrem Erleben, ihren Sichtweisen und ihren individuellen Zugängen zur kreativen Arbeit. Die künstlerische Existenz wurde zur Projektionsfläche für vorgefasste Erwartungen, auf die Künstlerinnen und Künstler ihrerseits kritisch, bestätigend oder regulierend reagierten.
Im Zentrum der Tagung stehen das publizistische Engagement und die Strategien von Ausstellungskünstler:innen (Oskar Bätschmann), die zunächst aus ökonomischer Notwendigkeit heraus zum Einsatz kommen, um sich auf einem freien Kunstmarkt zu behaupten. Künstlerinnen und Künstler müssen hier nicht nur für sich und ihre Produkte werben und einen ›Markenkern‹ aufbauen. Ihre Stimme ist auch von Gewicht, wo es darum geht, sich im Kontext der Avantgarde auf dem Feld divergierender Richtungen zu positionieren, sei es mit Streitschriften, Statements oder künstlerischen Programmen.
PROGRAMM:
DONNERSTAG 10. Oktober 2024
13.00 Uhr Begrüßung und Einführung durch die Veranstaltenden
PANEL 1: Kritik der Kritik – Deutungshoheit über das eigene Werk
Moderation: Andreas Zeising
13.30–14.30 Uhr | Christian Saehrendt, Kassel
Er war sich selbst der wohlmeinendste Kritiker: Ernst Ludwig Kirchners Alter Ego »Louis de Marsalle«
14.30–15.30 Uhr | Conny Dietrich, Jena
Einschreiben in die Kunstgeschichte. Die »Annalen meines Lebens« des Dresdner Künstlers Hermann Prell (1854–1922)
- Pause -
16.00–17.00 Uhr | Grischka Petri, Karlsruhe
Die publizistischen Interventionen von James McNeill Whistler (1834–1903)
17.00–18.00 Uhr | Adela Sophia Sabban, Fribourg/Stuttgart, Christoph Meckel: Bericht zur Entstehung eines Künstlers
19.00 Uhr | Keynote Lecture, Michael Diers, Hamburg/Berlin
IN EIGENER SACHE. Künstler:innen ergreifen das Wort – Das Manifest in der Kunst der Gegenwart
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FREITAG, 11. Oktober 2024
PANEL 2: Ich-Diskurse zwischen Künstleranekdote, Theorieproduktion und Public Relations
Moderation: Christine Tauber
9.00–10.00 Uhr | Eva Brachert, Mainz
Max Slevogts verstreute Schriften zur Kunst: Theorie – Markt – Gesellschaftskritik
10.00–11.00 Uhr | Anke Matelowski, Berlin
Künstlerschriften des Malers und Grafikers Herbert Tucholski (1896–1984)
- Pause -
11.15–12.15 Uhr | Christian Drobe, Berlin/Halle
Cézanne als Erzieher. Maurice Denis’ Kunsttheorie als spiritueller Klassizismus
12.15–13.30 Uhr | Felix Billeter und Julie Kennedy, München
Zum Schreiben animiert – Hans Purrmann und die Kunstpublizisten Karl Scheffler, Gotthard Jedlicka und Erhard Göpel
- Pause -
PANEL 3: Wortgebilde: Das Ineinander von Text- und Kunstproduktion als Subversion und Experiment
Moderation: Stephanie Marchal
15.00–16.00 Uhr | Beniamino Foschini, München
Eine Subversion im Detail. Hannah Höchs frühe Artikel-Manifeste in der »Stickerei- und Spitzen-Rundschau« (1915–1920)
16.00–17.00 Uhr | Ines Maria Kelly, Kaiserslautern
Johannes Ittens »Utopia«-Mappe (1921): Ekphrasis als kalligrafisch-narrative Bildneuschöpfung
17.00–18.00 Uhr | André Rottmann, Frankfurt/Oder
Noted on the Move: Reading Gabriel Orozco’s Written Matters
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SAMSTAG, 12. Oktober 2024
PANEL 4: Verflochtene Welten: Ästhetisch-ideologische Verortungen und politische Verstrickung
Moderation: Christine Tauber
9.00–10.00 Uhr | Ole W. Fischer, Stuttgart
Von der »Säuberung der Kunst« und dem »Style Congo« – Henry van de Velde als Autor
10.00–11.00 Uhr | Kat Lawinia Gorska, Düsseldorf
Les poèmes de circonstance. Claude Cahuns Überlegungen zur situationsbedingten (Dicht)Kunst in »Les Paris sont ouverts«
- Pause -
11.15–12.15 Uhr | Barbara Kristina Murovec, Florenz
Parallele oder verflochtene Welten? Sprachen des Schreckens bei Mušič und Tršar
12.15–13.15 Uhr | Viola Hildebrand-Schat, Frankfurt a. Main
Schreiben im öffentlichen Raum. Kunst zwischen Widerstand und Publizität: Dan Perjovschis Text-Bild-Zeichnungen
- Pause -
PANEL 5: Parodie & Humor: Subversive Unterwanderungen und Topoi der Selbstdarstellung
Moderation: Andreas Zeising
14.00–15.00 Uhr | David Misteli, Wien
(Nicht)Publizieren. Rosemarie Trockels Buchentwürfe 1978–2003
15.00–16.00 Uhr | Tobias Ertl, Fribourg
»I don’t think I’ve made one positive statement.« Sprache und Negativität nach Ad Reinhardt
16.00 Uhr | Abschlussdiskussion
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Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Die Tagung findet vor Ort im Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Katharina-von-Bora-Str. 10, 80333 München (Vortragssaal Raum 242, II. OG) statt.
Gefördert durch:
Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung, Hans Purrmann Stiftung, Ruhr-Universität Bochum, Technische Universität Dortmund, Zentralinstitut für Kunstgeschichte München
Reference:
CONF: Wortgebilde. Deutungsanspruch und Selbstpositionierung (München, 10-12 Oct 24). In: ArtHist.net, Sep 19, 2024 (accessed Nov 2, 2024), <https://arthist.net/archive/42683>.