An der Schwelle des Bildes. Funktionen des Selbstporträts in der Bilderzählung der Frühen Neuzeit.

Dass Künstler das eigene Porträt in ihre Bilderzählungen einfügen, ist ein breites Phänomen des neuzeitlichen Bildes. Die Beispiele von Benozzo Gozzoli, Albrecht Dürer, Jacopo Pontormo oder Caravaggio stehen uns vor Augen. Im Unterschied zum autonomen Selbstporträt, dem sich die Forschung intensiv zugewandt hat, harrt diese Form künstlerischer Selbstrepräsentation aber noch einer systematischen Annäherung.
Schon die dafür gefundenen Begrifflichkeiten, Selbstbildnis in Assistenz, integriertes Selbstporträt oder embedded self-portrait, wecken irrige Assoziationen. Hat die Einfügung des Künstlerbildnisses doch einen wesenhaft desintegrativen Charakter. Indem sich der Künstler in die Realität des Bildes spiegelt, unterläuft er dessen Einheit. Diesem bildontologischen Riss kommt besondere Bedeutung zu; ebenso den Inszenierungsstrategien, die darauf zielen, den Anspruch auf die Autorschaft und die mediatorische Rolle des Künstlers im Schwellenbereich des Bildes zu untermauern.
Die Tagung setzt sich das Ziel, Erscheinungsformen und Funktionen dieser Sonderform des Selbstbildnisses vor Augen zu führen und Instrumentarien der Analyse und methodischen Zugänge zur Diskussion zu stellen. Sie will Anstoß sein, sich einer bislang unterschätzten Porträtgattung und ihrer Aussagekraft für die Geschichte des Bildes und des Künstlers am Weg in die Moderne vermehrt und vertieft zuzuwenden.

Die Tagung findet im Kontext des vom FWF finanzierten Forschungsprojekts „Embedded Self-Portraits in Fifteenth-Century Painting. A Systematic Assessment“ (P33552) statt.
Finanziert ist die Tagung von der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung und der Universität Innsbruck.

PROGRAMM

DO 10.10., Palais Claudiana, Claudiasaal, Herzog-Friedrich-Str. 3, Innsbruck

14:00–15:00 Uhr:
Begrüßung und Einführung: LUKAS MADERSBACHER
Grußworte: DIRK RUPNOW (Dekan der Philosophisch-Historischen Fakultät)
Zum Forschungsprojekt: ELISABETH KRABICHLER und DÉSIRÉE MANGARD

15:30–17:00 Uhr, Panel I: ROLLEN UND MASKEN
Moderation: MAGDALENA NIESLONY
ULRICH PFISTERER (München): Blätter-Bildnisse in Süd und Nord. Andrea Mantegna und Bartholomäus Zeitblom
VALESKA VON ROSEN (Düsseldorf): Vestirsi un’altra persona. Rolle und Maske in frühneuzeitlichen Selbstdarstellungen

DO 10.10., Universität Innsbruck, Hörsaal 2, Innrain 52, Innsbruck

18:30 Uhr, ABENDVORTRAG von ANDREAS BEYER (Basel): Pittore Padrone. Der Maler zu Gast bei
sich
Moderation: LUKAS MADERSBACHER

FR 11.10., Palais Claudiana, Claudiasaal, Herzog-Friedrich-Str. 3, Innsbruck

09:00–10:30 Uhr, Panel II: SAKRALE ANVERWANDLUNGEN
Moderation: THOMAS STEPPAN
ANTOINETTE FRIEDENTHAL (Potsdam): Wege zur Unsterblichkeit – Selbstporträt und Marienleben
HANNS-PAUL TIES (Neustift): „Wie Nikodemus in unseren rauen Bergen“. Zu den Selbstbildnissen des Bartlme Dill Riemenschneider und zu Nikodemus als Identifikationsfigur für Künstler in der Renaissance

11:00–12:30 Uhr, Panel III: INSZENIERUNGSSTRATEGIEN
Moderation: SIMONE WILLE
SUSANNE WEGMANN (Berlin): Der Künstler im Bild. Hans Baldung Grien im Wettstreit mit Albrecht Dürer
PÉTER BOKODY (Plymouth): Men on the Wall. Fra Bartolommeo and Giuliano Bugiardini

14:00–15:30 Uhr, Panel IV: ENTHÜLLUNGEN
Moderation: PAUL NAREDI-RAINER
GUDRUN SWOBODA (Wien): Ein Fingerzeig in Blut. Der Künstler und sein Double in einem wiederentdeckten Schlachtengemälde von Salvator Rosa
PHILIPP ZITZLSPERGER (Innsbruck): Das integrierte Selbstporträt in der skulpturalen Bilderzählung der Frühen Neuzeit

16:00–17:30 Uhr, Panel V: SELBSTBEKUNDUNG UND GRENZÜBERSCHREITUNG
Moderation: WOLFRAM PICHLER
HANNAH BAADER (Florenz): Von der Seite. Eintritte und Auftritte des Künstlers
FABIANA SENKPIEL (Bern): Momente auktorialer Einfügung und interpikturaler Bezugnahme – performativ

ORGANISATION
Lukas Madersbacher, Elisabeth Krabichler, Désirée Mangard, Universität Innsbruck, Institut für Kunstgeschichte