CFP Jul 24, 2024

2 Sektionen, Forum Kunstgeschichte Italiens „ITALIEN!“ (Munich, 12-15 Mar 25)

München, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Mar 12–15, 2025

ArtHist.net Redaktion

[1] Die Bauten der Anderen. Residenzkulturen im Mittelmeerraum als Spiegel transkultureller Austauschprozesse.
[2] Trans-Italia – Italienforschung im europäischen Maßstab.

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[1] Die Bauten der Anderen. Residenzkulturen im Mittelmeerraum als Spiegel transkultureller Austauschprozesse

From: Klaus Tragbar, k.tragbarzikg.eu.
Date: July 22, 2024.
Deadline: September 15, 2024.

Organisatoren der Sektion: Prof. Dr. Kai Kappel (Humboldt-Universität zu Berlin) und Prof. Dr.-Ing. Klaus Tragbar (Zentralinstitut für Kunstgeschichte München).

[English version below]

Das Mittelmeer, dessen Küstenregionen in der Antike alle Provinzen des Imperium Romanum waren, bildete im Mittelalter eine Kontaktzone zwischen der jüdischen, der christlichen und der islamischen Kultur. Deren wechselseitiger Austausch spielte eine zentrale Rolle in der Entwicklung der drei durch eine monotheistische Grundhaltung charakterisierten Kulturen. Ein teils bis in römische Zeit zurückreichendes infrastrukturelles Netz von See- und Landwegen förderte die Mobilität von Menschen und Gütern sowie den Wissenstransfer.
Angeregt durch das Konzept des 9. Forum Kunstgeschichte Italiens, nach aktuellen Themen, Herausforderungen und Potenzialen der Italienforschung zu fragen, richtet sich unser Interesse auf den vormodernen Palast- und Residenzbau im Mittelmeerraum als architektonischer Ausdruck transkultureller Austauschprozesse. Neben Beiträgen, die das wechselseitige Verhältnis von Bauwerk und Landschaft thematisieren und dabei auch Kulturtechniken wie Jagd und Muße berücksichtigen, interessieren solche zur islamischen Wohn- und Palastarchitektur im Hinblick auf die Regelmäßigkeit der Anlagen, die offenen Höfe und den hohen Ausstattungsstandard, zum Überleben der antiken villeggiatura, wie sie durch die byzantinischen Kaiser in ausgedehnten Villen- und Palastkomplexen am Marmarameer praktiziert wurde, und zur päpstlichen Residenz- und Repräsentationskultur, wie sie beispielsweise in Anagni, Viterbo oder Rieti architektonischen Ausdruck fand.
Wesentlich sind die Einbettung der Beiträge in den breiteren Kontext mittelalterlicher Residenzkultur und der Blick auf transkulturelle Austauschprozesse und Interaktionen. Erwünscht sind themenspezifische Beiträge aus dem Byzantinischen Reich, dem lateinischen Westen, den – kurzlebigen, aber baulich höchst aktiven – Kreuzfahrerstaaten sowie aus den islamischen Emiraten und Kalifaten auf der Arabischen Halbinsel, in Nordafrika, dem Nahen Osten und der Iberischen Halbinsel. Ein Fokus dieser Sektion liegt auf dem Süden Italiens, der durch seine geographische Lage im Zentrum des Mittelmeerraumes prädestiniert ist für Forschungen zu transkulturellen Austauschprozessen, die sich bereits früh in einer ganzen Reihe politischer, militärischer, wirtschaftlicher und kultureller Verflechtungen artikulierten.

Willkommen sind Vorschläge für Beiträge von einer Dauer von 20 Minuten auf Deutsch, Englisch oder Italienisch. Interessenten werden gebeten, bis 15. September 2024 ein Abstract (max. 3.500 Zeichen incl. Leerzeichen) und einen kurzen Lebenslauf an Prof. Dr. Kai Kappel (kai.kappelculture.hu-berlin.de) und Prof. Dr.-Ing. Klaus Tragbar (k.tragbarzikg.eu) zu senden.

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The buildings of the others. Residential cultures in the Mediterranean as a mirror of transcultural exchange processes.

The Mediterranean, whose coastal regions were all provinces of the Imperium Romanum in antiquity, formed a contact zone between Jewish, Christian and Islamic cultures in the Middle Ages. Their mutual exchange played a central role in the development of the three cultures, which were characterised by a monotheistic attitude. An infrastructural network of sea and land routes, some dating back to Roman times, promoted the mobility of people and goods as well as the transfer of knowledge.
Inspired by the concept of the 9th Forum Art History of Italy to enquire into current topics, challenges and potentials of Italian research, our interest is focussed on pre-modern palace and residence building in the Mediterranean region as an architectural expression of transcultural exchange processes. In addition to contributions that thematise the reciprocal relationship between building and landscape and also take into account cultural techniques such as hunting and leisure, we are interested in contributions on Islamic residential and palace architecture with regard to the regularity of the complexes, the open courtyards and the high standard of furnishings, the survival of the ancient villeggiatura, as practised by the Byzantine emperors in extensive villa and palace complexes on the Marmara Sea, and the papal residence and reception culture, as expressed architecturally in Anagni, Viterbo and Rieti, for example.
It is essential to embed the contributions in the broader context of medieval residence culture and to look at transcultural exchange processes and interactions. We welcome topic-specific contributions from the Byzantine Empire, the Latin West, the - short-lived but architecturally highly active - Crusader states as well as from the Islamic emirates and caliphates on the Arabian Peninsula, in North Africa, the Middle East and the Iberian Peninsula. One focus of this section is on southern Italy, which, due to its geographical location at the centre of the Mediterranean region, is predestined for research on transcultural exchange processes that were articulated early on in a whole series of political, military, economic and cultural interdependencies.

Proposals for contributions of 20 minutes in German, English or Italian are welcome. Please send an abstract (max. 3,500 characters incl. spaces) and a short CV to Prof. Dr. Kai Kappel (kai.kappelculture.hu-berlin.de) and Prof. Dr.-Ing. Klaus Tragbar (k.tragbarzikg.eu) by 15 September 2024.

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[2] Trans-Italia – Italienforschung im europäischen Maßstab.

From: Anna Magnago Lampugnani, anna.magnagolampugnanibiblhertz.it.
Date: July 23, 2024.
Deadline: September 14, 2024.

Die geographische und kulturelle Einheit der Apenninhalbinsel, spätestens seit dem 1. Jahrhundert v.Chr. als „Italien“ bezeichnet (vgl. Strabon, Geographie, V.1), wurde im 19. Jahrhundert zum paradigmatischen Gegenstandsbereich des universitären Faches Kunstgeschichte (vgl. z.B. Jacob Burckhardts „Die Cultur der Renaissance in Italien“ und seine „Beiträge zur Kunstgeschichte von Italien“). Dies führte bekanntlich zur Herausbildung eines Kanons, durch den die italienische Kunst der Frühen Neuzeit, insbesondere jene der Zentren Rom und Florenz, in geringerem Maße auch Venedig und Mailand, zum Maßstab wurde.
Die Kunstgeschichte hat sich in den letzten Jahrzehnten darum bemüht, diese Kanonbildung kritsch zu hinterfragen und zu korrigieren. Sowohl die universitäre Lehre und Forschung als auch die beiden Max-Planck-Institute für Kunstgeschichte in Italien haben eine enorme Ausweitung ihres Gegenstandsbereichs vorgenommen, der mediterrane, gesamteuropäische und auch globale Perspektiven berücksichtigt. Das hat die Italienforschung allerdings nur bedingt befördert; die Forschungsdatenbank ARTtheses (https://www.artheses.net), die die Themen der angemeldeten Abschluss- und Doktorarbeiten im Fach Kunstgeschichte dokumentiert, zeigt, dass die Zahl der Studentinnen und Studenten, die sich mit Italien beschäftigen, stetig zurückgeht. Auch der Titel des letzten Treffens des Netzwerks Italienforschung in Bonn (16./17.11.2023), der nach dem „(Un)Sinn der Italienforschung“ fragte, zeugt von den Herausforderungen, mit denen sich die Forschung zur Kunst Italiens konfrontiert sieht. Für das nächste Forum Kunstgeschichte Italiens möchten wir eine Sektion vorschlagen, die sich diesen Herausforderungen stellt, indem sie „Italien!“ (wieder) in den Fokus rückt, sich aber nicht auf das heutige nationale Territorium beschränkt, sondern auch das berücksichtigt, was in der Vormoderne zu „Italien“ gehörte. Thema sind insbesondere Wechselwirkungen mit Herrschaftsgebieten und -apparaten, die politisch und kulturell mit Italien verbunden oder Teile Italiens beinhalteten. Dazu zählen z.B. das byzantinische Reich, das sich schon im 6. Jahrhundert große Teile des weströmischen Reiches aneignete, aber auch die Auswirkungen der Expansionsbestrebungen der arabischen Muslime in Sizilien und Süditalien seit dem 7. Jahrhundert. Zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert vereinigte das Königshaus Aragon Teile der iberischen und der italienischen Halbinsel unter einer Krone, die im 16. Jahrhundert im spanischen Habsburgerreich aufging; das nach dem Wiener Kongress gebildete Königreich Lombardo-Venetien der österreichischen Habsburger bestand bis zur Gründung des Königreichs Italiens (1861). Italien und seine Kunsterzeugnisse sind bereits aufgrund ihrer Geschichte transkulturell geprägt und nicht ohne einen Blick auf den europäisch-mediterranen Kontext in ihrer Vielschichtigkeit zu durchdringen. In unseren Nachbardisziplinen aus den Geschichtswissenschaften ist man sich dieser Gegebenheiten meist stärker bewusst als in der Kunstgeschichte.
Das geplante Vortragspanel soll Beiträge versammeln, deren Forschungsfeld Italien beinhaltet, deren Gegenstand aber eine Eingrenzung auf die italienische Halbinsel transzendiert, sei es in geographischer, kultureller oder politischer Hinsicht. Der spezifische Zuschnitt des Untersuchungsfeldes und die Wahl des jeweiligen Vergleichsmaßstabs bestimmen in hohem Maße das Ergebnis und erfordern daher eine gründliche Methodenreflexion.

Wir bitten um Vorschläge für Vorträge von 20 Minuten (abstracts von 300-500 Wörtern und kurzer Lebenslauf, einzureichen bis zum 14. September 2024 an anna.magnagolampugnanibiblhertz.it und adrian.bremenkampbiblhertz.it ). Doktorandinnen und Doktoranden sind ausdrücklich eingeladen, sich zu bewerben.

Reference:
CFP: 2 Sektionen, Forum Kunstgeschichte Italiens „ITALIEN!“ (Munich, 12-15 Mar 25). In: ArtHist.net, Jul 24, 2024 (accessed May 4, 2025), <https://arthist.net/archive/42418>.

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