CONF 17.01.2024

Paradoxien des Schützens (Hamburg, 9-10 Feb 24)

Warburg-Haus Hamburg, 09.–10.02.2024
Anmeldeschluss: 04.02.2024

Dr. Leena Crasemann

Die krisenbehaftete Gegenwart erfordert die andauernde Entwicklung und Anpassung von Bewältigungsstrategien. Schützen gilt in diesem Zusammenhang als ein vermeintlich erfolgversprechendes gesellschaftliches Konzept, das uns als Individuen, Gruppen oder ganze Gesellschaften in allen Bereichen des täglichen Lebens begegnet. Stets geht Praktiken und Diskursen des Schützens eine Sorge für oder um etwas voraus, die positive Absichten verfolgt und ethisch motiviertes Handeln initiiert. Für etwas Sorge zu tragen ist verbunden mit Vorstellungen von Vulnerabilität. Gleichzeitig ist die Strategie des Schützens auch mit Verantwortung verbunden und enthält eine gewisse Handlungsaufforderung.

In diesem Spannungsfeld sehr unterschiedlicher Ambitionen und Praktiken des Schützens entstehen nicht selten neue Dynamiken, die das ursprüngliche Schutzvorhaben konterkarieren und, ob intendiert oder nicht, auch Exklusion, Distinktion und Schaden hervorrufen oder befördern. Schützen ist heikel. Schützen kann scheitern. Kurz: Der Akt des Schützens generiert Paradoxien. Die diesjährige Tagung der Isa Lohmann-Siems Stiftung widmet sich den widersprüchlichen und auch kontraproduktiven Aspekten des Schützens, denn Intention und Ergebnis von Schutzvorhaben stehen nicht zwangsläufig in Einklang miteinander. Im Kern können positive und zielgerichtete Prozesse mit dem Anliegen zu schützen und zu erhalten auf unvorhergesehene Weise auch etwas anderes bewirken und sind in vielfacher Weise in Machtstrukturen eingebunden. Schützen ist relational und prozessual zu denken und vom historischen und kulturellen Kontext abhängig.

Das diesjährige Projekt der ILS-Stiftung nähert sich der Frage nach Paradoxien des Schützens interdisziplinär aus gegenwartsbezogener und historischer Perspektive. Die vielschichtigen Paradoxien sollen in ihren sozialen, politischen, rechtlichen, ökonomischen, materiell-technischen, ästhetischen, kulturellen, ökologischen und ethischen Dimensionen und Potenzialen diskutiert werden.

+++ Programm +++

Freitag, 09.02.2024

09:00 Ankunft und Kaffee

09:30 Begrüßung und Einführung

Medien und Displays

10:00 José Antonio González Zarandona (Newcastle University)
The problem of heritage or the protection that cannot be afforded?

10:45 Theresa Stankoweit (Hamburg)
Töten, um zu retten. Frühe Habitat-Dioramen als Bilder des Naturschutzes

11:30 Kaffeepause

11:45 Banu Karaca (Berlin)
A strange kind of property: art, cultural heritage, and paradoxes of protection

12:30 Leena Crasemann (Hamburg/Siegen)
»Textile care?« – Verhüllungen von Monumenten im öffentlichen Raum und ihre paradoxalen Sinnstiftungen

13:15 Mittagspause mit Führung durchs Warburg-Haus

Aushandlungen und Potenziale

14:15 Kaya de Wolff (Frankfurt a.M.)
Von der Besetzung der deutschen ‚Schutzgebiete‘ bis zur Anerkennung des OvaHerero- und Nama-Genozids. Eine kritische post-/koloniale Perspektive auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

15:00 Samantha Lutz (Hamburg)
»If it’s not online and available, it doesn’t exist!« Über diachrone Unzugänglichkeit und digitale Nachhaltigkeit im Kulturbereich

15:45 Kaffeepause

16:15 Martin Warnke (Lüneburg)
Das Schützen mit und das Schützen vor dem Digitalen. Erfahrungen mit Bewahrungsstrategien in digitalen Kulturen

17:00 Apéro

Samstag 10.02.2024

Konkurrenzen und Konflikte

10:00 Stephan Dreyer (Hamburg)
Alternativlose Staatspflichten und übergriffige Normen: Über die Ambivalenz rechtlicher Schutzaufträge in Zeiten der Digitalisierung

10:45 Nadine Sarfert (Basel)
Das Vexierbild der gefährdeten und gefährlichen Jugendlichen

11:30 Imbiss

12:00 Benjamin Gollasch (Hamburg)
Was soll vor wem bewahrt werden? – Paradoxien im kolonialen Denkmalschutz um 1900

12:45 Theresa Müller (Hamburg)
Wie schützt ein Stück Papier vor dem Trommelfeuer? Himmelsbriefe und die Paradoxien religiöser Schutzpraktiken im Ersten Weltkrieg

13:30 Fazit und Abschluss mit Norbert Fischer (Hamburg)

Kontakt und Anmeldung
Eine Anmeldung zur Tagung ist erforderlich über die Homepage der Stiftung: https://ils-stiftung.de/aktuelle-tagung.html. Da die Tagung hybrid konzipiert ist, können Sie auch online teilnehmen.

Email: ilss18gmx.de
Web: https://ils-stiftung.de/aktuelle-tagung.html

Quellennachweis:
CONF: Paradoxien des Schützens (Hamburg, 9-10 Feb 24). In: ArtHist.net, 17.01.2024. Letzter Zugriff 22.12.2024. <https://arthist.net/archive/41001>.

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