CONF 21.09.2023

Der Erste Kunstwissenschaftliche Congress 1873 (Vienna, 6 Oct 23)

MAK, Museum of Applied Arts, Vienna, 06.10.2023
Anmeldeschluss: 05.10.2023

Mio Wakita

150 YEARS AFTER 1873: Der Erste Kunstwissenschaftliche Congress,
die Wiener Weltausstellung und die Museen
Veranstaltungsort: Vortragssaal, MAK - Museum für angewandte Kunst, Wien

Das Jahr 1873 markierte für die Kunstgeschichte als Wissenschaftsdisziplin und für die Museologie einen signifikanten Wendepunkt: in jenem Jahr fanden in Wien der Erste Kunstwissenschaftliche Congress und die Wiener Weltausstellung statt.

Die Wiener Weltausstellung war als erste Weltausstellung im deutschsprachigen Raum besonders auf eine neue Internationalität mit Blick nach “Osten” ausgerichtet. Über diplomatische Kanäle wurden wesentlich mehr Nationen außerhalb Europas für die Wiener Schau angeworben als bei vergangenen Weltausstellungen (wie in Paris und London). Die Botschaft war, Österreich-Ungarn als handelspolitischen und kulturellen Mittler zwischen „Ost und West“ in einem großen internationalen Kontext zum Ausdruck zu bringen.

Der Erste Kunstwissenschaftliche Congress war das Ergebnis der Initiative Rudolf Eitelbergers, Gründer des Museums für Kunst und Industrie in Wien (heute: MAK – Museum für angewandte Kunst). Die Tagung wurde parallel zur Wiener Weltausstellung in den Bibliotheksräumlichkeiten des heutigen MAK abgehalten. Sie brachte erstmals zahlreiche Kunsthistoriker [SIC!] aus Museen und Universitäten im deutschsprachigen Raum zusammen und gilt als ein wichtiger Schritt für die Etablierung der Kunstgeschichte als eigenständiges akademisches Fach. Während der viertätigen Zusammenkunft wurden u.a. über praktische und methodische Fragen diskutiert, die sowohl für Unterricht und Forschung als auch für die Museumsarbeit von großer Relevanz waren.

Im ersten Teil des Symposiums wird unter dem Titel (RE-)FRAMING 1873: Die Wiener Weltausstellung und der Erste Kunstwissenschaftliche Congress der Frage nachgegangen, wie bei den beiden historischen Veranstaltungen von 1873 kritische Aspekte verhandelt wurden: Internationalität, der Modus der nationalen Repräsentation, die Institutionalisierung des Faches Kunstgeschichte und die Definition musealer Tätigkeitsfelder. NEGOTIATING ART HISTORIES: Internationale Kunst auf der Wiener Weltausstellung diskutiert die Darstellung von Kunst „des Orients“ und „des Islam“, von Kunst aus Südamerika, China und Japan, wobei auch die Sammlungsstrategie des Museums für Kunst und Industrie auf der Wiener Weltausstellung beleuchtet wird.

GLOBAL FRAMES: Neue Perspektiven zu Kunstgeschichte zwischen den Kulturen richtet den Blick auf die Gegenwart und erörtert, wie Kunstgeschichte und Museen sich in neuer Beziehung zur globalen „Welt“ in Zeiten kultureller Diversität jenseits ihrer Hierarchisierung positionieren und definieren können. Als Abschluss des Symposiums gibt die Podiumsdiskussion EXPANDED MUSEUM: Perspektiven und Ideen Impulse für einen erweiterten Museumsbegriff, der sich inhaltlich, architektonisch und gesellschaftlich manifestiert.

Das Symposium blickt auf Verbindungen zwischen historischen Perspektiven und kulturphilosophischen und postkolonialen Positionen der Gegenwart, um geschichtliche und konzeptionelle Bedingtheiten von Kunstgeschichte als einem ursprünglich westlichen Wissenschaftsnarrativ zu thematisieren und die Museen als Teil davon zu verorten.

Quellennachweis:
CONF: Der Erste Kunstwissenschaftliche Congress 1873 (Vienna, 6 Oct 23). In: ArtHist.net, 21.09.2023. Letzter Zugriff 24.04.2025. <https://arthist.net/archive/40158>.

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