Workshop: (Selbst-)Erzählungen und Umbruchspuren im Œuvre
von Künstler*innen der DDR.
Teilnehmer*innen: April Eisman, Melanie Franke, Florian Grotz, Viola Hildebrand-Schat, Angela Lammert, Elske Rosenfeld, Anne Rieck, Luise Thieme.
Im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds in Bern geförderten Forschungsprojekts Geschichtsbilder in der Gegenwartskunst findet der Workshop (Selbst-)Erzählungen und Umbruchspuren im Œuvre von Künstler*innen der DDR statt.
Der Workshop begibt sich auf die Suche nach einem prekären Verhältnis, und zwar demjenigen zwischen künstlerischer Praxis und der Selbsterzählung als einer Gattung erzählerischer Lebensdarstellung.
Die Selbsterzählung wird als soziale Wissensform und als ideengeschichtlich gespeistes kulturelles Muster befragt, das Konzepte von Individualität und Identität in Gestalt diverser Materialien hervorbringt. Bei dem anvisierten Verhältnis von Erzählung und künstlerischer Praxis ist weniger von einem illustrierenden oder vermittelnden Verhältnis auszugehen, als von einem performierenden. Denn sowohl für die Erzählung wie für die künstlerische Praxis ist auch das bedeutsam, was nicht gesagt und nicht gezeigt wird. Gerade die Auslassungen und Hervorhebungen vermögen etwas von der Konfiguration des Selbst zu zeigen; insbesondere dessen Einbettung in die Lebenswelt der DDR. Demnach ist eine Selbsterzählung weder reine Fiktion noch eine getreue Wiedergabe aller Handlungen und Zufälle eines Lebens, sondern vielmehr ein sich stetig erneuerndes Plausibilisieren erzählerischer Zusammenhänge.
Unter selbsterzählerischen Quellen subsumieren sich Tagebucheinträge, Fotografien, Künstler*innenbücher, Notizen, Briefe, Postkarten, Plakate, (literarische) Schriften, Filme und Quellen der Oral History wie etwa Interviews mit Künstler*innen. Selbsterzählungen dieser Art befragt der Workshop mit Blick auf Künstler*innen der DDR und ihrer Werke, indem untersucht wird, wie künstlerische Überzeugungen in Beschreibungen des eigenen Lebens einfließen und umgekehrt autobiografische Erlebnisse in die Kunst: Wo beginnt das Œuvre und wo hört es auf? Wie kann durch die Linse ihrer autobiografischen Zeugnisse das Œuvre von Künstler*innen aus der DDR gesehen und (neu) interpretiert werden? Geben autobiografische Selbstthematisierungen kritischer Lebensereignisse Aufschluss über mehr oder weniger parallele Richtungswechsel im künstlerischen Schaffen?
Der Workshop ist von Melanie Franke konzipiert und wird gemeinsam mit der kunsthistorischen Forschungsgruppe Geschichtsbilder in der Gegenwartskunst organisiert.
ANMELDUNG
Interessierte melden sich bitte bis zum 20. September 2023 unter der E-Mail-Adresse max.boehneruni-potsdam.de für die Teilnahme am Workshop an. Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt.
WORKSHOPPROGRAMM
Freitag, 22. September 2023
10:00 – 10:30 Uhr
Ankunft
10:30 – 11:00 Uhr
Begrüßung & Einführung
VON SICH ERZÄHLEN: VORÜBERLEGUNGEN
Melanie Franke (Leitung »Geschichtsbilder in der Gegenwartskunst«)
Künstlerisch-poetologische Ausdrucksformen der Autonomie
11:00 – 11:30 Uhr
ARCHIVE OF GESTURES: KÜNSTLERISCHE FORSCHUNG ZU GESTEN DES POLITISCHEN IN REVOLUTION UND PROTEST AB 1989/90.
Elske Rosenfeld (Berlin/Halle)
11:30 – 11:40 Uhr
Diskussion
11:45 – 12:15 Uhr
AUF DER SUCHE NACH AUTONOMIE. SELBSTREFLEXIONEN UND WERKENTWICKLUNG OSTDEUTSCHER KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER IM KONTEXT POLITISCHER UMBRÜCHE
Florian Grotz (Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg)
12:15 – 12:25 Uhr
Diskussion
12:30 – 14:00 Uhr
Mittagspause
Im (Hand)Spiegel der Geschichte. Der retrospektive Blick auf die (eigene) künstlerische Biografie als Konstruktion
14:00 – 14:30 Uhr
VOM LEBEN GEZEICHNET – ELISABETH VOIGT ALS MUTTER COURAGE
Anne Rieck (Philipps-Universität Marburg)
14:30 – 14:40 Uhr
Diskussion
14:45 – 15:15 Uhr
RADIKALE INTIMITÄT – SELBSTARCHIVIERUNGSPRAKTIKEN IN DEN ARBEITEN VON GABRIELE STÖTZER UND TINA BARA
Luise Thieme (Friedrich-Schiller-Universität Jena)
15:15 – 15:25 Uhr
Diskussion
15:30 – 16:00 Uhr
Pause
Die Visualität der Biografik. (Selbst)reflexive Spurenlese im Archiv
16:00 – 16:30 Uhr
DER SUBTEXT DES OFFENSICHTLICHEN. AUTOBIOGRAFISCHES IN DEN FOTOÜBERMALUNGEN CORNELIA SCHLEIMES
Viola Hildebrand-Schat (Goethe-Universität Frankfurt am Main)
16:30 – 16:40 Uhr
Diskussion
16:45 – 17:15 Uhr
»30 JAHRE EXIL« – DIE DEUTSCHE BIOGRAFIE VON NURIA QUEVEDO
April Eisman (Iowa State University)
17:15 – 17:25 Uhr
Diskussion
17:30 – 17:45 Uhr
Pause
17:45 – 18:45 Uhr
ALTERNATIVE NARRATIVE. SIND DIE SCHWARZEN BILDER EINE ERFINDUNG DES OSTENS?
Angela Lammert (Akademie der Künste, Berlin)
18:45 – 19:00 Uhr
Diskussion
19:00 Uhr
Abschlussdiskussion & Konklusion
Quellennachweis:
CONF: (Selbst-)Erzählungen und Umbruchspuren (Potsdam, 22 Sep 23). In: ArtHist.net, 13.09.2023. Letzter Zugriff 15.12.2025. <https://arthist.net/archive/40059>.