Symposium: «Baukulturen der Boomjahre»
Über 30 Prozent des heutigen Baubestands wuchsen in den Jahren des Wirtschaftsbooms 1945–1975 aus dem Boden der Schweiz. Viele dieser Bauten werden heute in Frage gestellt. Sie mögen gut erhalten oder sanierungsbedürftig sein, nur allzu oft werden sie zu Renditezwecken abgerissen. Um mehr Bewusstsein und Wertschätzung für dieses baukulturelle Erbe zu schaffen, findet am 15. Juni 2023 an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in Muttenz das Symposium «Baukulturen der Boomjahre» statt. Ziel ist es, gemeinsam eine neue Narration der Bauproduktion der Nachkriegszeit – jenseits der architekturhistorischen Meistererzählungen – mit all ihren Qualitäten und Besonderheiten zu entwickeln. Welche Prozesse, Strukturen und Netzwerke haben das Bauen in der Zeit der Trente Glorieuses im Wesentlichen geprägt?Unter ‹Baukultur› werden die gesamte gebaute Umwelt ebenso wie die Prozesse, Diskurse und Netzwerke verstanden. Das heisst, es werden nicht nur einzelne Bauten oder Baugattungen, nicht nur ausgewählte architektonische Meisterwerke, sondern die Bauproduktion in ihrer ganzen Breite betrachtet. Das Spektrum reicht dabei von anonymer und «generischer» Architektur bis zu oftmals herausragenden technischen Bauwerken. Das Gebaute wirkt hierbei auf mehreren Massstabsebenen: im grösseren landschaftlichen Zusammenhang des Territoriums, im städtebaulichen Kontext, im architektonischen Massstab sowie in seiner konstruktiven Ausführung und materiellen Gestaltung. Ausserdem gehören zur Baukultur auch die Akteur:innen, die als Entwerfende und Planende, als Auftraggebende oder Nutzende Entscheidungen treffen und in und mit der gebauten Umwelt leben. Dies schliesst Forschung zu Personen- und Produktionsnetzwerken sowie zu Wegen des Wissenstransfers explizit mit ein. Um die kulturelle Bedeutung der Bauten und des Baugeschehens zu fassen, werden zudem die Rezeption, die Diskurse um Architektur und Städtebau sowie die medialen und künstlerischen Reflexionen in den Blick genommen.
Programm
9.00 Anreise, Kaffee
9.30 Harald R. Stühlinger (FHNW)
Begrüssung
9.40 MATERIALITÄTEN DER BOOMJAHRE
Isabel Haupt, Lorenzo Pini (Büro für Architekturgeschichte & Denkmalpflege / SUPSI)
Cement and Concrete. Prolegomena to a material culture in post-war Ticino
Nicola Navone (Archivio del Moderno – Accademia di architettura, USI)
Ossatura e paramento nell’architettura ticinese. Alcuni casi studio (1950–1970)
Diskussion
11.00 Kaffeepause
11.20 NACHWIRKUNGEN DER BOOMJAHRE
Lukas Zurfluh
(OST)
Vom »Tomorrowland« zu »Back to the Future!«. Vergleichende Beobachtungen zur Schweizer Wohnarchitektur in der Zeit vor und nach der Ölkrise
Regula Steinmann (Schweizer Heimatschutz)
Baukultur 1975–2000: Eine Sensibilisierungskampagne des Schweizer Heimatschutzes
Cyril Kennel (ZHdK / BTU Cottbus)
Auf den Spuren der Postmoderne – die hässlichen Entlein in der Vorstadt?
Diskussion
13.00 Mittagspause
14.00 NARRATIONEN DER BOOMJAHRE
Christina Haas, Torsten Korte, Anne- Catherine Schröter (FHNW)
Einblicke in das Forschungsprojekt »Baukulturen der Schweiz 1945–1975«
Gerold Kunz (Selbständiger Architekt und Autor, Ebikon)
Im Land der Kontraste – Ärgernis Störfaktor im Fokus der Klimakrise
15.00 Kaffeepause
15.15 Melchior Fischli, Vanessa Vogler (BFH / Kantonale Denkmalpflege Aargau)
Spreitenbach: Moderner Städtebau im Alltag
Silke Langenberg (ETH)
Systemimmanente Konflikte. Denkmalpflegerische Herausforderungen im Umgang mit dem jüngeren Kulturerbe
Abschlussdiskussion
17.00 Apéro
Das Symposium ist öffentlich. Aus organisatorischen Gründen bitten wir um eine Anmeldung bis zum 13. Juni 2023 per E-mail an baukulturen.habgfhnw.ch. Weitere Informationen und Programm auf: https://web0.fhnw.ch/architektur/forschung/entry/symposium-baukulturen-der-boomjahre/.
Reference:
CONF: Baukulturen der Boomjahre (Muttenz, 15 Jun 23). In: ArtHist.net, May 18, 2023 (accessed Jul 1, 2025), <https://arthist.net/archive/39326>.