CFP 19.12.2022

Glas und die Moderne (Halle, 20-21 Oct 23)

Kunstmuseum Moritzburg, Halle, 20.–21.10.2023
Eingabeschluss : 15.03.2023

Dr. Xenia Riemann-Tyroller

Der Fachausschuss V der Deutschen Glastechnischen Gesellschaft (DGG) lädt zur Jahrestagung in das Kunstmuseum Moritzburg der Stadt Halle an der Saale ein.
Das Kunstmuseum mit einer universalen Sammlung von über 250 000 Objekten ist seit 1904 ist im historischen Bauensemble der Ruine Moritzburg beheimatet und verfügt seit 2008 über einen zeitgemäßen Erweiterungsbau in deren West- und Nordflügel.

Das Tagungsthema „Glas und die Moderne“ ist in der Tradition des FA V vielfältig interpretierbar: Forschungsergebnisse und gestalterische Arbeiten können Bezug nehmen auf moderne Reformbewegungen verschiedener Epochen und geografischen Räumen oder in Zusammenhang stehen mit der Region und der Geschichte Sachsen-Anhalts und der Stadt Halle mit ihren bedeutenden Institutionen.

Halle an der Saale und Sachsen-Anhalt
Das Kunstmuseum Moritzburg ist Teil der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, die den Erhalt von Kulturdenkmalen und Kulturgütern in Sachsen-Anhalt mit einer über 1200 Jahre alten Geschichte betreut, darunter unzählige gläserne Objekte. Halle an der Saale beherbergt die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle mit ihrer kontinuierlichen Bedeutung für Kunst und Design, das Händel-Geburtshaus mit einer historischen Glasharmonika und das Landesmuseum für Vorgeschichte mit dem Landesdenkmalamt, das für die Glaskunst als prägendes Architekturelement im öffentlichen Raum der Stadt zuständig ist; hier sei nur die raumhohe Fensterwand von Rüdiger Reinel in einem Institutsgebäude der Martin-Luther-Universität erwähnt.

Klassische Moderne
1885 gegründet, gehörte das Kunstmuseum Moritzburg in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den wegweisenden Museen für die damals zeitgenössische Kunst der Klassischen Moderne. Unter den Museumsdirektoren Max Sauerlandt und Alois J. Schardt war die Avantgarde Sammlungsschwerpunkt, und nach dem Zweiten Weltkrieg baute Gerhard Händler in dieser Tradition die Sammlung wieder auf, nachdem das Museum durch den Nationalsozialismus wichtige Kunst verloren hatte. Gibt es auch im Glas eine klassische Moderne, eine Avantgarde? Wie ist die Vorstellung von Moderne auf heutige Glasgestaltung übertragbar?

Kunstgewerbe und Design in Halle
Die Verbindung des Museums mit einer der bedeutendsten deutschen Ausbildungsstätten für Design, der heutigen Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, entstand durch den Interimsdirektor des Kunstmuseums, Paul Thiersch, der zugleich Rektor der Schule war. Er führte im Museum die Bestände der bildenden und angewandten Künste zusammen. Die ursprüngliche Handwerkerschule der Stadt Halle überlebte das legendäre Bauhaus in Weimar und war zu DDR-Zeiten die wichtigste Ausbildungsstätte für Industriegestalter:innen. Hier sind weitere Designer:innen zu nennen, die bedeutend für die Glasproduktion und Glaskunst in der DDR waren, unter anderem Paul Bittner, Friedrich Bundtzen, Margarete Jahny, Karin Korn, Irmgard Kotte-Weidauer, Horst Michel, Ulrike und Thomas Oelzner, Hubert Petras, Ilse Scharge-Nebel oder Marita Voigt. Hier ergeben sich auch Fragen zur Musealisierung des DDR-Produktdesigns; welche Konzepte liegen bei aktuellen Präsentationen zugrunde?
Oder wirkte die Burg auch in traditionellen Glasregionen wie Thüringen durch Absolventen wie Uli und Susi Precht oder Henry Knye. Inwieweit hat die Hochschule auch internationalen Einfluss auf Glasgestaltung?

Hochschulen und Glashütten
Personelle Verflechtungen zwischen Hochschulen und Glashütten führen immer wieder zu Kooperationen und besonderen Ergebnissen in der Kunst und dem Produktdesign.
Mit Ilse Decho entstand in den 1960er Jahren erstmals in Deutschland eine enge Zusammenarbeit zwischen einer Ausbildungsstätte und einer Glashütte. Die Dozentin und spätere Professorin für Glasgestaltung, die seit 1966 an der Burg lehrte, initiierte eine ergänzende Ausbildung in der Praxis an der staatlichen Glasmanufaktur Harzkristall in Derenburg. Mit Marlies Ameling wurde eine Absolventin der Burg Chefgestalterin dieser Glashütte, die heute als privates Unternehmen unter dem Namen Harzkristall Derenburg weiterhin mit zeitgenössischen Künstler:innen und Designer:innen zusammenarbeitet. Gibt es gegenwärtig auch andernorts eine vergleichbare Form der Zusammenarbeit im Glasbereich?

Willkommen sind zudem Referate, die neue Erkenntnisse anbieten, die den Werkstoff Glas innovativ in größere Zusammenhänge stellen, und die aus der aktuellen Praxis berichten. Der Call for Papers richtet sich an den Nachwuchs in Kunst- und Kulturwissenschaften, Design und Kunsthandwerk, Wissenschafts-, Technik- und Wirtschaftsgeschichte, Digital Humanities, Restaurierung, Archäologie sowie angrenzenden Disziplinen, die in ihrer Arbeit auf das Thema Glas stoßen.

Dr. Xenia Riemann-Tyroller, Vorsitzende des FA V
Dr. Verena Wasmuth, stellvertr. Vorsitzende des FA V

Über den Fachausschuss V der Deutschen Glastechnischen Gesellschaft:
Der Fachausschuss V wurde 1931 in Frankfurt am Main gegründet und ist seitdem ein wichtiger Kreis des Austausches und der Vernetzung aller, die sich mit Glasgeschichte und Glasgestaltung beschäftigen. Ein wesentliches Ziel des Fachausschusses V (FA V) ist die Förderung des interdisziplinären Dialogs.
Einmal im Jahr lädt der FA V seine Mitglieder und die interessierte Öffentlichkeit zur Jahrestagung ein. Aktuelle Forschungsergebnisse aus Kunstgeschichte und angrenzenden Wissenschaften sind ebenso willkommen wie die Präsentation neuer Arbeiten von Künstler:innen und Kunsthandwerker:innen. Die deutsche Glasindustrie ist eingeladen, über neue Entwicklungen zu sprechen, Museen können ihre Ausstellungen vorstellen. Das Themenspektrum für Referate ist traditionell bewusst weit gefasst: Es reicht vom Glas der Antike bis zur Glasgestaltung der Gegenwart. Neue restauratorische Aspekte finden ebenso Beachtung wie Glas in der Archäologie, in der Kunst, im Kunsthandwerk, im Design oder der Glasmalerei.
Die Jahrestagung ist eine offene Veranstaltung auch für Nicht-Mitglieder der DGG. Sie ist an alle gerichtet, die sich für Glasgeschichte und Glasgestaltung interessieren.

Einreichungen
Bitte senden Sie Ihren Vortrag als Abstract bis zum 15.03.2023 per E-Mail an xenia.riemann-tyrollerdie-neue-sammlung.de, bitte als pdf-Dokument mit Titel, Autorenname/n, Kurzvita und Kontaktangaben.

Vortrag: maximal 20-minütige Präsentation mit anschließender Diskussion (ca. 10 Minuten). Abstract max. 900 Zeichen inkl. Leerzeichen (halbe DIN A4-Seite).

Kurzreferat: maximal 5-minütige Präsentation mit nicht mehr als 3 Präsentationsfolien. Abstract max. 500 Zeichen inkl. Leerzeichen. Es können spezielle Probleme zur Diskussion gestellt oder kurze Informationen gegeben werden, etwa zu Ausstellungen, neuen Publikationen, Forschungs- und Restaurierungsprojekten oder aktuellen Arbeiten der freien Kunst.

Die Einreichungen für Vorträge und Kurzreferate werden vom Beirat des FA V geprüft.
Dabei kommen die üblichen Kriterien zur Anwendung: Bezug zum Tagungsthema, Relevanz, theoretische Fundierung, Angemessenheit der Methode, Klarheit der Darstellung.

Quellennachweis:
CFP: Glas und die Moderne (Halle, 20-21 Oct 23). In: ArtHist.net, 19.12.2022. Letzter Zugriff 30.04.2025. <https://arthist.net/archive/38205>.

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