Den Körper (der Künstlerin/ des Künstlers) zeichnen. Materialität, Prozesshaftigkeit und Ausdruckspotential der Verkörperung.
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Drawing the (artist’s) body. Materiality, processuality and expression of embodiment.
Workshop: Kupferstichkabinett Berlin, 5.-7. Oktober 2022
Konzeption: Elisabeth Oy-Marra und Alexander Marr
Körper zu zeichnen gehörte zu den Kernaufgaben von Künstlern und Künstlerinnen seit der Renaissance. Dabei ging es immer auch darum den Körper zu erforschen: seine Anatomie, sein Inneres, wie auch sein Ausdruckspotential. Entsprechend wurde in der Kunstgeschichte lange die Repräsentanz des Körpers in den Vordergrund gerückt.
Das Zeichnen von Köpern zu thematisieren möchte den Fokus indes auf die paradoxalen Eigenschaften der Linie als Spur und Zeichen lenken, wie sie insbesondere für die Skizze reklamiert wurde. Tatsächlich ist die Linie einerseits Spur und Geste des kreativen, vom Zusammenspiel von Geist und Hand bestimmten Prozesses, indem sich nicht zuletzt der Körper des Künstlers oder der Künstlerin selbst manifestiert, andererseits umreisst und bezeichnet sie einen Gegenstand. Noch die zaghafteste Andeutung oder noch so oft unterbrochene Linienführung führt zu einer Wiedererkennung speziell von menschlichen Körpern.
Gerade in der Skizze lässt sich zudem die Komplexität der zweidimensionalen Erfassung eines Körpers nachvollziehen. Seine natürliche Beschaffenheit und sein intentionaler wie affektiver Ausdruck wird durch die bewegten, immer wieder neu angesetzten Linien häufig besser zur Geltung gebracht als in der vollendeten Darstellung. Im geplanten Workshop wollen wir danach fragen, welche Ausdrucksmöglichkeiten -und Techniken der Linie die Zeichner und Zeichnerinnen in der frühen Neuzeit eingesetzt haben. Hieran schließen sich viele Fragen nach der Erzeugung von Intimität, Immanenz und Transzendenz der Linie im Verhältnis zum Körper an. Von besonderem Interesse ist zudem die Frage nach dem selbstreflexiven Potential der Linie wie auch ob und wie sich hierin Geschlechterunterschiede manifestieren.
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Drawing the body has been one of the core tasks of artists since the Renaissance. This has always been about exploring the body: its anatomy, its physiological essence, as well as its expressive potential. Accordingly, the representation of the body has been brought to the fore in art history. To address the drawing of bodies, however, we need to consider the paradoxical properties of the line as trace and sign, for example in relation to sketching. On the one hand, the line is a trace and gesture of the creative process determined by the interplay of mind and hand, in which the artist's own body manifests itself; on the other hand, it outlines and designates an object. Even the most tentative hint or the most often interrupted line leads to an awareness of the human body. It is precisely in the sketch, however, that the complexity of the two-dimensional capturing of a body can be understood. Its natural composition and its intentional as well as affective expression is often better brought out through the mobile, repeatedly reapplied lines than in the completed representation. In this workshop, we want to ask which expressive possibilities and techniques of the line were used by draughtsmen and draughtswomen in the early modern period, and to explore the issues this raises around intimacy, immanence and transcendence of the line in relation to the body. Of particular interest also is the question of the self-reflexive potential of the line as well as whether and how gender differences manifest themselves in this.
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Programm
Mittwoch, 05.10. 2022
13:00 Uhr: Dagmar Korbacher, Elisabeth Oy-Marra | Begrüßung und Einführung
Sektion 1: Die Materialität der Geste | Chair: Elisabeth Oy-Marra
13:30-14:15: Alexander Marr (Cambridge) | Landscape, Anthropomorphism and Erotic Embodiment in Niklaus Manuel and Urs Graf
14:15-15:00: Elke Werner (Mainz/Berlin) | Geste und Materialität. Zur Faktur der Porträtzeichnung bei Cranach
15:00-15:30: Kaffeepause
15:30-16:15: Daniela Bohde (Stuttgart) | Den Körper der Anderen. Deutsche Zeichnungen um 1500
16:15-17:00: Lucia Tantardini (Cambridge) | Gestural Evolution from Leonardo to Peterzano
Donnerstag, 06.10.2022
Sektion 2: Techniken der Linie | Chair: Alexander Marr
10:00-10:45: Iris Brahms (Berlin) | Skelett und Seele. Zur Visualisierung des Unsichtbaren
10:45-11:30: Elvira Bojilova (Düsseldorf) | Die Sorgfalt der Feder. Körper und Körpererfahrungen
11:30-12:00: Kaffeepause
12:00-12:45: Raymond Carlson (Oxford) | Smudges, Smears, and Un-washed Drawings in Early Modern Italy
12:45-14:30: Mittagspause
14:30-15:15: Elisabeth Oy-Marra (Mainz) | Affektivität und Historizität der Linie. Annibale Carraccis frühe Zeichnungen
Sektion 3: Körper und Medium | Chair: Elke Werner
15:15-16:00: Dagmar Korbacher (Berlin) | Transformationen des Körperbildes. Zur künstlerischen Praxis von Barocci
16:00-16:30: Kaffeepause
16:30-17:15: Shira Brisman (Philadelphia) | The Medium of Myth
17:15-18:00: Annkatrin Kaul-Trivolis (Mainz) | Drawing the Holy Body. Some thoughts on Individuality in Plautilla Nellis Drawings
Freitag, 07. 10. 2022
10:00-13:00: Diskussion ausgewählter Zeichnungen
Veranstaltungsort:
Kupferstichkabinett Staatliche Museen zu Berlin, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
Auf Grund des begrenzten Platzangebotes im Veranstaltungsraum wird um Anmeldung bis zum 03.10.2022 gebeten.
Bitte richten Sie Ihren Teilnahmewunsch an: kksmb.spk-berlin.de
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Due to limited space available, registration is required. Registration will be open until October 3rd, 2022.
Please send your request to: kksmb.spk-berlin.de
Quellennachweis:
CONF: Drawing the (artist’s) body (Berlin, 5-7 Oct 22). In: ArtHist.net, 26.09.2022. Letzter Zugriff 25.11.2024. <https://arthist.net/archive/37517>.