CFP 19.06.2022

Variety, Variation, Multiplication in Premodern Art (Berlin, 13-15 Apr 23)

Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik, Technische Universität Berlin, 13.–15.04.2023
Eingabeschluss : 01.08.2022

Andreas Huth, TU Berlin

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Die Vielfalt des Vervielfältigten. Bildgebende Verfahren in der Kunst der Neuzeit und ihre Produkte

Interdependenzen VII – Siebte internationale Tagung des Forschungsprojekts "Interdependenzen. Künste und künstlerische Techniken" des Fachgebiets Kunstgeschichte, Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik, Technische Universität Berlin

Konzeption: Magdalena Bushart, Livia Cárdenas, Andreas Huth

Gedruckte Bilder und abgeformte Bildwerke haben eines gemeinsam: Sie gehen auf eine „Urform“ zurück, zu der sie in einem spannungsreichen/ambivalenten/komplexen Verhältnis stehen. Mit Hilfe eines (Negativ-)Bildes – einer Gussform, eines Druckstocks oder einer Druckplatte – in einem mechanischen Verfahren hergestellt, behaupten sie einen Ähnlichkeitsbezug sowohl zu einer Vorlage wie untereinander. Dennoch handelt es sich nicht um Reproduktionen, die mit dem Vorbild weitgehend identisch sind. Schließlich erfolgt die Übertragung der Vorlage in einer anderen als der ursprünglichen Technik und in der Regel in einem anderen Material als dem des ‚Urbildes‘ und mit Hilfe eines Mediums, das mit seinen technischen Vorgaben die Formgebung beeinflusst. Genau betrachtet stellen sie in technischer, materieller und formaler Hinsicht eher Varianten als präzise Abbilder der Vorlage dar. Und auch die vervielfältigten Werke sehen keineswegs gleich aus. Sie basieren zwar auf einer gemeinsame Abguss- bzw. Abdruckform, unterliegen aber auch den Bedingtheiten und Zufälligkeiten des Fertigungsprozesses. Hinzu kommt, dass die Produkte vielfach weiterbearbeitet, also „variiert“ wurden. Das gilt in besonderem Maße für das 15. und 16. Jahrhundert, jenen Zeitraum also, in dem die Verfahren des Abformens und Abdruckens durch den innovativen Einsatz von Materialien, die Erschließung überregionaler Märkte und die Entwicklung einer eigenen Ästhetik neu definiert worden sind: Die dreidimensionalen Objekte – wie beispielsweise Bildwerke aus Terrakotta oder Gips – wurden in Teilen umgestaltet und individuell polychromiert, die zweidimensionalen – vor allem Holzschnitte und Kupferstiche – koloriert, beschnitten oder silhouettiert. Das wirft die Frage auf, wie die Relation zwischen den Verwandtschaftsverhältnissen und der Individualität der Artefakte rezipiert wurde: Nahm man die Werke als Einzelstücke wahr, als Teil einer Serie, als Wiederholungen? Oder lag der Reiz gerade in dem Wissen um die Singularität der Stücke trotz ihrer offensichtlichen Gemeinsamkeiten?

Um die Vielfalt des Vervielfältigten in der Kunst des 14. bis 18. Jahrhunderts soll es in der siebten Tagung der Reihe „Interdependenzen. Die Künste und ihre Techniken“ gehen. Statt nach der normierenden Wirkung reproduzierter Bildwerke und Bilder (etwa durch die Etablierung bestimmter Bildtypen und die Standardisierung von Wissen), wollen wir nach den Varianten und ihren Varianzen fragen, die durch Abdruck- und Abformungsverfahren bzw. die Weiterbearbeitung entstehen. Uns interessieren zum einen die Unterschiede zwischen den Vorlagen und den Wiederholungen, zum anderen die Spielräume, die sich durch den jeweiligen Herstellungsprozess, aber auch die Möglichkeiten der Weiterbearbeitung auftun: Wie verhalten sich die Produkte zum jeweiligen Ausgangspunkt und wie verhalten sie sich untereinander? Wo sind Varianzen das Resultat bewusster Eingriffe, wo das Ergebnis des Produktionsprozesses? Welche Rolle spielen die Übertragungsmedien? Was bewirkt der Wechsel der Materialität? Welche Formen der Weiterbearbeitung lassen sich beobachten? Wie können gemeinsame und singuläre Eigenschaften der vervielfältigten Werke beschrieben werden? Was verbindet zwei- und dreidimensionale Vervielfältigungen, worin unterscheiden sie sich? Und schließlich: Wie ist das Spannungsverhältnis zwischen Ähnlichkeit und Abweichung rezipiert worden? Spielte es in der Wahrnehmung der Zeitgenoss:innen eine Rolle oder wird es mit Schweigen übergangen?

Alle Interessent:innen an der Veranstaltung sind herzlich eingeladen, ein Abstract im Umfang von nicht mehr als 5.000 Zeichen zusammen mit einem kurzen CV einzureichen. Ihren Vorschlag senden Sie bitte bis zum 01. August 2022 an: Prof. Dr. Magdalena Bushart (magdalena.busharttu-berlin.de) und Andreas Huth (andreas.huthtu-berlin.de).

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Variety, Variation, Multiplication. Imaging Techniques in Premodern Art and their Products

Interdependencies VII - Seventh international conference of the research project "Interdependencies. Arts and Artistic Techniques" at the Department for Art History, Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik, Technische Universität Berlin

Organized by: Magdalena Bushart, Livia Cárdenas, Andreas Huth

Printed images and moulded artworks have one thing in common: they refer to an "original form" to which they stand in a complex relationship. Produced in a mechanical process with the help of a (negative) form - a casting mould, a printing block or a printing plate -, they assert a reference of similarity both to their model and each other. Nevertheless, they are not reproductions that are largely identical to their “prototype”. After all, the transfer of the original is done in a different technique and usually also in a different material than that of the “prototype”. Thus, each is produced in its medium which influences the form with its technical requirements. From a technical, material and formal point of view, they rather represent variants than precise reproductions of the initial work. And even the reproduced works do not look the same. Although they are based on a common casting or impression mould, they are subject to the conditions and contingencies of the production process, as well. In addition, these products were often further processed, i.e. "varied". This is particularly the case in the 15th and 16th centuries, the period in which the techniques of printmaking and moulding were redefined through the innovative use of materials, the opening up of new markets, and the development of a specific aesthetic: Three-dimensional objects - such as sculptures made of terracotta or plaster - were reshaped in parts and individually polychromed, while two-dimensional works - mainly woodcuts and copper engravings - were coloured, trimmed or silhouetted. This raises the question of the relationship of the artefacts to each other or their individuality: Were the works understood as individual pieces, as part of a series, as repetitions? Or did the attraction lay precisely in the knowledge of the singularity of the pieces despite their obvious similarities?

Variety, Variation, Multiplication in the art of the 14th to 18th centuries shall be the subject of the seventh conference in the series "Interdependencies. The arts and their techniques". Instead of focusing on the standardising effect of reproduced artworks and printed images (e.g. through the establishment of certain types of images and the standardisation of knowledge), we want to question the variants and their variances arising through printing and moulding processes or further processing. On the one hand, we are interested in the differences between the originals and the repetitions. On the other hand, we want to explore the margin opened up by the respective production process as well as by the possibilities of further handling: How do the products relate to their “prototype” and each other? Do the variances result from intentional interventions or, the production process? What is the function of the medium of transfer? What is the effect of the change in materiality? What forms of further processing can be observed? How can common and singular characteristics of the reproduced works be described? What connects two- and three-dimensional reproductions and how do they differ? And last, but not least: How has the tension between similarity and deviation been received? Did it play a role in the perception of contemporaries or was it ignored?

All those interested in the conference are invited to submit an abstract of no more than 5,000 characters together with a short CV. Please send your proposal by August the 1st, 2022, to: Prof. Dr. Magdalena Bushart (magdalena.busharttu-berlin.de) und Dr. Andreas Huth (andreas.huthtu-berlin.de).

Quellennachweis:
CFP: Variety, Variation, Multiplication in Premodern Art (Berlin, 13-15 Apr 23). In: ArtHist.net, 19.06.2022. Letzter Zugriff 20.04.2024. <https://arthist.net/archive/36981>.

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