Sammlungsbereich Angewandte Kunst – ein Sonderfall der Provenienzforschung? Methoden, Quellen, Netzwerke
In Köln besteht mit dem MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln (vormals Kunstgewerbemuseum) seit 1888 eine spezialisierte städtische Sammlung für alle Bereiche des europäischen Kunsthandwerks vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Die aktuelle, vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste finanzierte Untersuchung der Erwerbungen des Kölner Kunstgewerbemuseums in der NS-Zeit ist Anlass und Ausgangspunkt für eine wissenschaftliche Tagung im MAKK, die übergreifende Anliegen der Provenienzforschung zu Beständen angewandter Kunst in den Blick nimmt.
Im Zentrum der Tagung stehen Fragen nach spezifischen Herausforderungen und Herangehensweisen in der Beschäftigung mit den heterogenen Beständen, die kunstgewerbliche Sammlungen oftmals auszeichnen. Sie bewahren unterschiedlichste Objektarten, die nach Epochen, Herkunftsregionen, Materialien oder Themen wie Wohn- und Tischkultur etc. gesammelt wurden. Das qualitative Spektrum reicht von singulären Kunstwerken bis zu Gegenständen der Alltagskultur. Daraus resultiert oft eine große Bandbreite an Erwerbungszusammenhängen, die international agierende Kunst- und Antiquitätenhandlungen ebenso betreffen wie regional tätige Geschäfte oder private Voreigentümer.
Bedarf es für die Untersuchung dieser Sammlungen besonderer Methoden der Provenienzforschung, z.B. in Hinblick auf die Objektidentifikation, die Untersuchung der Zirkulation von Objekten oder die transparente Dokumentation von Ergebnissen? Welche Quellenbestände erweisen sich als besonders relevant und wie lassen sich diese erschließen? Neben diesen Fragen stehen die Akteure im Kontext der Zirkulation von kunstgewerblichen Objekten, also die Händler, die Sammler und ihre Netzwerke, im Fokus.
Ziel der Tagung ist es, den aufgeworfenen Fragen anhand von Beispielen aus der wissenschaftlichen Praxis nachzugehen, aktuelle Ergebnisse vorzustellen und aus den verschiedenen Perspektiven gegenwärtige Ansätze, Herangehensweisen und Desiderate der Forschung zu diskutieren.
Die Veranstaltung findet via Zoom statt, die Zugangsdaten erhalten Sie nach Anmeldung.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, am Dienstag, den 17. Mai 2022, vor Ort im MAKK teilzunehmen (separate Anmeldung, begrenzte Teilnehmerzahl).
Anmeldung an iris.metjestadt-koeln.de
für Online-Teilnahme bis 13.05.2022
für Präsenz-Teilnahme bis 05.05.2022
Programm
Montag, 16. Mai, online via Zoom
09:45 Uhr Anmeldung
10:00 Uhr Begrüßung
Stefan Charles: Beigeordneter für Kunst und Kultur der Stadt Köln
Dr. Uwe Hartmann: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Leiter des Fachbereichs Kulturgutverluste im 20. Jahrhundert in Europa
Dr. Petra Hesse: MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln, Direktorin
10:30 Uhr Einführung
Dr. Britta Olényi von Husen, Dr. Iris Metje, Nuray Amrhein, Köln: Zur Tagung
Dr. Marcus Leifeld, Provenienzforschung, Dezernat Kunst und Kultur, Köln: Provenienzforschung in Köln. Ein Museumsübergreifender Blick auf Institutionen, Kontexte und Zugänge in die städtischen Sammlungen
11:00 Uhr Sektion 1: Objektbezogene Provenienzforschung in Museen, Teil 1
Dr. Silke Reuther, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg: Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Ein bürgerliches Museum und seine nationalsozialistische Ausrichtung unter Konrad Hüseler
11:30 Uhr Pause
11.45 Uhr
Madeleine Städtler, Museumsberg Flensburg: Nabelschnurklemmen aus der Sammlung Teppich am Museumsberg Flensburg
Dr. Katharina Siefert, Badisches Landesmuseum Karlsruhe: Kunstgewerbe aller Gattungen und Epochen: Drei Fallbeispiele aus 10 Jahren Provenienzforschung am Badischen Landesmuseum Karlsruhe
12:45 Uhr Pause
13:45 Uhr Sektion 1: Objektbezogene Provenienzforschung in Museen, Teil 2
Dr. Heidi Gansohr, LVR-LandesMuseum Bonn, und Dr. Katharina Weiler, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main: Provenienzforschung im Dialog: Ein Fallbeispiel aus der Sammlung Maximilian von Goldschmidt-Rothschild
Lea Grüter und Hester Kuiper, Team Provenance Research Museum acquisitions after 1933, Rijksmuseum Amsterdam: Beeldhouwkunst & Kunstnijverheid – Provenance Research on Applied Arts in the Rijksmuseum Amsterdam
Dr. Iris Metje, MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln: Die Erwerbungen des Kölner Kunstgewerbemuseums 1933–1940. Aktuelle Provenienzforschung im MAKK
15:15 Uhr Abschluss Tag 1
Dienstag, 17. Mai, online via Zoom und MAKK, Overstolzensaal
09:15 Uhr Anmeldung
09:30 Uhr Dr. Jasmin Hartmann, Koordinationsstelle für Provenienzforschung in Nordrhein-Westfalen (KPF.NRW), Bonn: Provenienzforschung² – Keynote zu strategischen Überlegungen im Bereich Angewandte Kunst
10:00 Uhr Sektion 2: Quellenbasierte Provenienzforschung
Dr. Matthias Weniger, Bayerisches Nationalmuseum, München: „Ein Verbrechen und eine Verschleuderung“
Dr. Britta Olényi von Husen, Provenienzforschung, Dezernat Kunst und Kultur, Köln: Die Inventarbände der Sammlung Juliane & Werner Lindgens im MAKK. Ein besonderer Quellenbestand zu einer Kölner Privatsammlung
Dr. Udo Felbinger, Zentrale Stelle für Provenienzforschung Hessen, Darmstadt: Provenienzmerkmale als primäre Quellen: Autopsie von Möbeln in der Sammlung Lemmers-Danforth in Wetzlar
11:30 Uhr Pause
11:45 Uhr
Nadja Mertens, MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln: Albert Italiander – Antiquitäten aller Art in Krefeld. Netzwerke und Handelswege im Spiegel der Quellen
Dr. Theresa Sepp, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München: Annotierte Handkataloge der Auktionshäuser Hugo Helbing und Adolf Weinmüller und das Karteiensystem der Kunsthandlung Julius Böhler: Was können Münchner Kunsthandelsquellen zur Provenienzforschung zu angewandter Kunst beitragen?
12:45 Uhr Pause
14.15 Uhr Sektion 3: Provenienzforschung zu privaten Sammlungen
Dr. Brigitte Reuter, Hamburg: Die kunstgewerbliche Sammlung der Kunsthandlung F.K.A. Huelsmann (1938 – 1983) im Fokus der Provenienzforschung
Dr. Anja Ebert, Ansbach: Die Fayencesammlung Igo Levi, Nürnberg – Quellen und offene Fragen
Nathalie Neumann, Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Netzwerkanalyse. Eine Methode zur Rekonstruktion einer Sammlung kunstgewerblicher Objekte aus Privatbesitz am Beispiel des Mainzer Geschäftsmannes Felix Ganz (1869–1944)
15:45 Uhr Pause
16:00 Uhr
Franziska Eschenbach, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München: Zwei Konsoltische aus der Sammlung Rosenthal – ein Beispiel für die erfolgreiche Vernetzung Münchner Kunsthandelsquellen
16:30 Uhr Abschlussdiskussion
Quellennachweis:
CONF: Sammlungsbereich Angewandte Kunst (online/Cologne, 16-17 May 22). In: ArtHist.net, 21.04.2022. Letzter Zugriff 26.04.2025. <https://arthist.net/archive/36496>.