ANN 18.04.2022

Vortragsreihe "Unbequemes Kulturerbe?" (Leipzig, 28 Apr-30 Jun 22)

Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig, 28.04.–30.06.2022

Martin Schieder, Universität Leipzig

Unbequemes Kulturerbe?
Inszenierungen und Diskurse des Denkmalsturzes in Geschichte und Gegenwart

Vortragsreihe des Leibniz-Forschungsverbundes "Wert der Vergangenheit"
Veranstaltet vom Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) und Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig
Konzeption: Prof. Dr. Arnold Bartetzky / Prof. Dr. Martin Schieder

Am 31. August 1794 legte der Abbé Grégoire dem Revolutionskonvent seinen Bericht "Über die Zerstörungen durch Vandalismus und wie man diese unterbinden kann" vor, in dem er eindrücklich davor warnte, die verhaßten Monumente der absolutistischen Vergangenheit zu zerstören. Nur „Barbaren“, so betonte er, „hassen die Wissenschaften und zerstören die Monumente der Kultur. Freie Menschen lieben und bewahren sie“. Damit formulierte er maßgeblich den Gedanken des kulturellen Erbes und der nationalen Erinnerung. In den vergangenen Jahrzehnten mehren sich gleichwohl in allen Teilen der Welt Angriffe auf politisch mißliebige Denkmäler. Die auf die Aufklärung zurückgehende Idee, daß auch ein unbequemes Kulturerbe, dessen Botschaften nicht den Weltanschauungen und Werten der Gegenwart entsprechen, erhaltenswert sei, scheint inzwischen selbst in liberalen Gesellschaften des Westens in Frage zu stehen. Zwischen dem Aufstieg und Niedergang totalitärer Regime, den Bewegungen des Postkolonialismus und dem Aufkommen der Cancel Culture erlebt die Welt einen globalen Ikonoklasmus von oben und von unten. Er stellt Politik, Gesellschaft und Wissenschaft vor die dringende Frage, wie heute mit belastetem und belastendem Erbe umzugehen ist. Vor diesem Hintergrund verfolgt die Vortragsreihe das Ziel, in einer Perspektive der longue durée die kulturanthropologischen Muster, Typologien, Inszenierungen und Medialisierungen von Bilderstürmen zwischen Französischer Revolution und Black Lives Matter zu betrachten.

28. April, 18.00 Uhr
Prof. Dr. Gabi Dolff-Bonekämper (Technische Universität Berlin)
Denkmale neu denken – oder: Historisieren geht vor Moralisieren

12. Mai, 18.00 Uhr
Prof. Dr. Christine Tauber (Ludwig-Maximilians-Universität München)
„Tremblez, tyrans!“
Statuenstürze der Französischen Revolution und die Neubesetzung des öffentlichen Raums

2. Juni, 18.00 Uhr
Prof. Dr. Johanna Blokker (Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg)
Denkmalsturz und Denkmalschutz.
Positionen der Denkmalpflege zum Umgang mit Denkmälern des Kolonialismus

30. Juni, 18.00 Uhr
Dr. Julie Deschepper (Kunsthistorisches Institut, Florenz)
Monumental Decommemorations: Past and Present of Post-Socialist Iconoclasm

Die Vorträge findet im Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig, Dittrichring 18-20, 04109 Leipzig, Raum WHM 5/15, statt. Der Besuch der Vorträge erfolgt unter den aktuellen Corona-Regeln und beim Tragen einer FFP2-Maske.
Bitte beachten Sie: Da nur ein begrenztes Platzkontingent zur Verfügung steht, melden Sie sich bitte für die jeweiligen Vorträge drei Tage vorher unter arthistoryuni-leipzig.de an.

Quellennachweis:
ANN: Vortragsreihe "Unbequemes Kulturerbe?" (Leipzig, 28 Apr-30 Jun 22). In: ArtHist.net, 18.04.2022. Letzter Zugriff 24.11.2024. <https://arthist.net/archive/36440>.

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