MATRIX MODERNE I OSTMODERNE – Bauen, baubezogene Kunst und Formgestaltung in Ostdeutschland und dem Europa
Zweitägige internationale Konferenz der Kunstsammlungen Chemnitz für Forscher:innen, Wissenschaftler:innen, Künstler:innen, Bürger:innen, Kulturpolitiker:innen und Aktivist:innen
Das moderne Bauen, die baubezogene Kunst und Formgestaltung der unmittelbaren Nachkriegszeit seit den 1950er Jahren haben nach langen Perioden der Nichtbeachtung, Geringschätzung, teilweisen Zerstörung oder Unkenntlichmachung in den vergangen zehn Jahren eine wachsende Aufmerksamkeit und Aufwertung erfahren. Die MATRIX MODERNE umfasst dabei eine Vielzahl modernistischer Bewegungen, Stile und Strömungen, die von Spätmoderne, Nachkriegsmoderne, Brutalismus, Westmoderne, Postmoderne, aufgeschobener Moderne, sozialistischer Moderne, Zweite Moderne, DDR-Moderne reichen – der Begriff der Ostmoderne feiert zuletzt eine regelrechte Konjunktur.
Verantwortlich für diesen Aufmerksamkeitsschub sind auf Seiten der Wissenschaft insbesondere Architektur- und Städtebauhistoriker:innen, Kunst- und Kulturwissenschatler:innen sowie Denkmalpfleger:innen. Auf der anderen Seite manifestiert sich ein reges bürgerschaftliches Interesse und zivilgesellschaftliches Engagement, welches sich in lokalen, regionalen und europäischen Initiativen und auf digitalen Plattformen organisiert, Wissen geniert, Informationen publiziert und so am öffentlichen Bild und der öffentlichen Wahrnehmung der Ostmoderne mitwirkt.
Der Begriff der Ostmoderne beschreibt dabei s/ein besonderes Verhältnis gegenüber den anderen modernistischen Strömungen und fordert eine eigenständige Betrachtung für im Zuge des Neu- oder Wiederaufbaus im Osten entwickelte Architekturen, baubezogene Kunst, Formgestaltungen und Alltagsästhetiken ein. Diese eigenständige Betrachtung sollte zu einer Neu-Bewertung und Diskussion der bisherigen Maßstäbe für die Aneignung von Tendenzen der internationalen Moderne auf europäischer Ebene führen. Die Konferenz ist aufgeteilt in fünf Themen-Sessions, die am 1. und 2. Oktober 2021 in der Stadthalle Chemnitz und den Kunstsammlungen am Theaterplatz Fachpublikum ebenso wie der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich sein werden. Die Konferenz kann vor Ort oder im digitalen Raum besucht werden. Englische Beiträge werden ins Deutsche übertragen.
Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenfrei. Um Anmeldung wird gebeten bis zum 27. September 2021 unter: kunstsammlungenstadt-chemnitz.de.
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PROGRAMM
1. OKTOBER 2021
Ort: Stadthalle Chemnitz, Großes Foyer, Theaterstraße 3, 09111 Chemnitz
ab 8:30 Uhr Ankunft und Registrierung / Arrival and registration
8:50 Uhr Begrüßung / Words of Welcome
Dr. Frédéric Bußmann, Kunstsammlungen Chemnitz
SEKTION A. Ostmoderne – eine andere Moderne?
Sektionsleitung: Dr. Andreas Butter, Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS), Erkner
9:00–9:35 Uhr
Dr. Jasmin Grande, Institut »Moderne im Rheinland«, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf: Die Matrix Moderne im Verhältnis zu ihren Regionen. Der Osten als Trope
9:40–10:15 Uhr
Christian Klusemann, M.A., Philipps-Universität Marburg: Mythos Mies in Potsdam – von fragwürdigen Vorbildern und gewissen Ähnlichkeiten
10:20–10:30 Uhr Kaffeepause Coffee Break
10:30–11:05 Uhr
Dr. Marie-Madeleine Ozdoba, Deutsches Forum für Kunstgeschichte, Paris: Das transmediale Haus des Lehrers. Moderne Architektur als Darstellung und Erfahrung der Neuen Zeit des Sozialismus
11:10–11:45 Uhr
Dr. Jessica Jenkins, Falmouth University, Cornwall: The role of public art in forging hybrid ‘realist-modernist’ architecture and public spaces in the GDR
11:50–12:50 Uhr
Werkstattgespräch mit Workshop talk with Dr. des. Constanze Fritzsch, Kunsthistorikerin, Leipzig; Dr. Andreas Butter; Dr. Sylvia Ziegner, Bauhaus Dessau; Prof. Dr. Simone Hain, Architektur- und Planungshistorikerin, Berlin und Dr. Gregor H. Lersch, Jüdisches Museum Berlin
SEKTION B. Bau, Raum und Stadt zwischen Sozialismus und Modernismus
Sektionsleitung: Prof. Dr. Arnold Bartetzky, Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO), Leipzig
14:00–14:35 Uhr
Stefanie Brünenberg, Dr. Harald Engler, Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS), Erkner: Bauen und Planen im Kollektiv – DDR-Architekt:innen und die Ostmoderne
14:40–15:15 Uhr
Dr. Roman Hillmann, Projektkoordinator Heritage Conservation Center Ruhr, Deutsches Bergbau-Museum Bochum: »Projektierung« – ein Einfluss des Maschinenbaus auf die Architektur. Europäische Gemeinsamkeiten, ostdeutsche Eigenheiten
15:20–15:55 Uhr
Prof. Matthias Ludwig, Müther-Archiv, Hochschule Wismar: Die transportable RaumErweiterungsHalle – REH – Mobile Architektur in Ost und West
16:00–16:10 Uhr Kaffeepause Coffee Break
16:10–16:45 Uhr
Peter Sägesser, Architekt, Bern: Skopje, von der Utopie zur Dystopie
16:50–17:25 Uhr
Helena Huber-Doudová, Architektursammlung der Nationalgalerie Prag: Die Tschechische Botschaft in Berlin. Eine umstrittene Architekturikone
17:30–17:50 Uhr
Ricarda Roggan, Künstlerin, Leipzig: Die Suche nach Stadt N
17:55–18:15 Uhr Tagesabschluss / Daily summary
18:15–19:15 Uhr
Stadtrundgänge Guided city tours:
1) Jeannette Brabenetz, Kunsthistorikerin, Berlin/Chemnitz: Stadthalle, Stadthallenpark, Brückenstraße und Rosenhof
2) Thomas Morgenstern, Stadtdenkmalpfleger a.D., Chemnitz: Straße der Nationen mit Omnibusbahnhof und Brühl
https://www.kunstsammlungen-chemnitz.de/event/01-10-2021-5252/
-2. OKTOBER 2021
Orte: 9:00-12:50 Uhr | Stadthalle Chemnitz, Großes Foyer, Theaterstraße 3, 09111 Chemnitz; 13:50-19:15 Uhr | Kunstsammlungen am Theaterplatz, Säulensaal, Theaterplatz 1, 09111 Chemnitz
SEKTION C. Baubezogene Kunst
Sektionsleitung: Lena Prents, Kunsthistorikerin und Kuratorin, Leiterin der Prater Galerie Berlin
9:00–9:35 Uhr
Edouard Compere, Kunsthistoriker, Berlin: Zwischen Aufbau und Auferstehung: Erinnerung, Kunst und Städtebau um die Klosterruine in Berlin-Mitte
9:40–10:15 Uhr
Antje Kirsch, Hochschule für Bildende Künste Dresden, Projekt Kunst am Bau: Beton Formstein System
10:20–10:55 Uhr
Wolfgang Kil, Architekturkritiker, Berlin: Erinnerung an eine vergangene Zukunft. Die Rettung und Wiederaufstellung der Robotron-Reliefs im Neubau der Sächsischen Aufbaubank in Leipzig
11:00–11:10 Uhr Kaffeepause Coffee Break
11:10–11:45 Uhr
Oxana Gourinovitch, RWTH Aachen University: Innere Leere. Das Terrassenrestaurant »Minsk« und die vergessene Geschichte seiner Einrichtung
11:50–12:25 Uhr
Gregor Taul, Kunsthistoriker und Kurator, Tallinn: Decorative socialism or monumental modernism? Monumental-decorative art in late Soviet Estonia, Latvia and Lithuania
12:30–12:50 Uhr
Ania Rudolph, Rainer Görß, Künstler:innen, Berlin: Lecture Performance: Ostmoderne vs. Postmoderne
SEKTION D. Alltagsformen und Visuelle Kommunikation
Sektionsleitung: Florentine Nadolni, Museum Utopie und Alltag. Alltagskultur und Kunst in der DDR, Eisenhüttenstadt/Beeskow
13:50–14:25 Uhr
Jérôme Bazin, Université Paris-Est Créteil, und Joanna Kordjak, Zacheta – National Gallery of Art, Warschau: Objects from the 1950s in the narrative of Socialist modernism
14:30–15:05 Uhr
Jeannine Harder, Kunsthistorikerin, Leipzig: Umspielte Moderne. Spielplastiken und künstlerische Spielplatzgestaltungen in der DDR und BRD (1960er bis 1980er Jahre)
15:10–15:45 Uhr
Dr. Mari Laanemets, Estonian Academy of Arts, Tallinn: Das Experiment Moderne. Theorie und Praxis in den Ausstellungen der Reihe »Raum und Form« (1969-1972, Tallinn, ESSR)
15:50–16:00 Uhr Kaffeepause Coffee Break
16:00–16:35 Uhr
Klára Nemeckova, Staatliche Kunstsammlungen Dresden: Simplex – ein gescheitertes Möbelexperiment
16:40–17:00 Uhr
Inken Reinert, Künstlerin, Berlin: Modul und Monolith – Baukasten und Stecksystem
SEKTION E. Engagement und Vermittlung (Projekt-Slam)
Sektionsleitung: Jeannette Brabenetz und Pascal Anselmi, Chemnitz 2025 Kulturhauptstadt Europas
17:30 Uhr
Stefan Rusu, Künstler und Kurator, Republik Moldau: The afterlife of the GDR heritage (monumental art and architecture). Curatorial strategies on reappropriation of public spaces. Chemnitz chapter
17:45 Uhr
Nini Palavandishvili, Kunsthistorikerin und Kuratorin, Tiflis: From knowledge production to monument protection: Tbilisi Chess Palace and Alpine Club
18:00 Uhr
Jan Oestreich, M.A., Hochschule Wismar: Lebendiges Archiv! – Der Aufbau einer regionalen Architektursammlung für Mecklenburg-Vorpommern
18:15 Uhr
Antje Wilke, B.A., Magdalena Scherer, M.A., und Prof. Dr. Paul Zalewski, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder): P | Ostmoderne neu erzählt: ein Lehr-, Forschungsund Vermittlungsprojekt zu Kunst und Bau im Zentrum von Frankfurt (Oder) stellt sich vor
18:30 Uhr
Dániel Kovács, Kunsthistoriker und Kurator, Budapest: Othernity – A curatorial attempt to recondition our modern heritage
18:45 Uhr
Marco Dziallas, ostmodern.org, Netzwerk Nachkriegsmoderne Baukunst, Dresden: Vom Abrisskandidaten zum Zukunftsort – die Robotron-Kantine in Dresden und die Rolle des Netzwerks ostmodern.org
19:00 Uhr
Jens Casper, Architekt, Berlin: Making Heritage – Das Garagenmanifest
19:15 Uhr
Air Modernism/Eastern State of Mind (Chemnitz 2025), danach Netzwerktreffen – Come Together
https://www.kunstsammlungen-chemnitz.de/event/02-10-2021-5311/
Reference:
CONF: Matrix Moderne. Ostmoderne (online, 1-2 Oct 21). In: ArtHist.net, Sep 9, 2021 (accessed Apr 19, 2024), <https://arthist.net/archive/34670>.