„A Commonplace is not a Cliché“
Perspektiven auf Öffentlichkeiten, asynchrone Allgemeinplätze und infrastrukturelle Intimitäten
Symposion (10.07.2021) mit begleitenden Workshops (09.07.2021) im Rahmen der Biennale für Freiburg. In Kooperation mit der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe.
Konzipiert von Christoph Chwatal und Lisa Stuckey.
In Folge der 1968er-Bewegungen wurde gegen das Establishment gerichtete Raumproduktion mit körperlicher Kopräsenz im öffentlichen Raum assoziiert. Zum einen fand dies seinen Ausdruck in radikaldemokratischen Theorien, die konsensorientierte Konzepte von Öffentlichkeit ins Wanken brachten, sowie daran anknüpfende Formen von künstlerischem Aktivismus. Zum anderen ging damit ein zunehmendes Verlassen des künstlerischen Ateliers zugunsten neuer Arbeitsorte und Produktionsweisen, etwa in sozialen Kontexten oder wissenschaftlichen Settings, einher. Sogenannte Post-Studio Praktiken sind auch Ausgangspunkt der 2021 erstmals stattfindenden Biennale für Freiburg.
Daran anknüpfend fragt das Symposion nach Konzeptionen asynchroner Zeitlichkeiten und der Konstruktion anderer Genealogien etwa über Genre-Appropriationen und emanzipative Referenzierungsweisen. „Friendship“, so Jacques Derrida in den 1980er-Jahren, „resembles an appeal because it makes a sign toward the future: be my friends.“ Sofern diesem Appell aktuell neue Dringlichkeit zukommt, verlangt dies, sich auf transformierende Allgemeinplätze zu sensibilisieren. Damit sind sowohl die buchstäblichen gemeinschaftlichen Güter (siehe u.a. ‚critical commons’ Debatte) als auch rhetorische Topoi gemeint. Denn, wie Barbara Cassin schreibt: „A commonplace is not a cliché, it is a bank, a stock, a tank of available arguments and a place in which to seek, find and invent arguments”. Diesen Gedanken weiterführend, beleuchtet das Symposion gegenwärtige und zukünftige Formationen infrastruktureller Intimitäten. Verhandelt und rekontextualisiert werden soll so auch das Verständnis praktischer wie ideeller ‚kritischer Infrastrukturen‘.
PROGRAMM
SAMSTAG, 10.07.2021
Symposion 10:30–18:30
10:30 Leon Hösl, Künstlerischer Leiter Biennale für Freiburg: Begrüßung
10:45–12:30 Panel I. Öffentlichkeiten und Versammlungskrise
– Christoph Chwatal, Universität zu Köln/Vrije Universiteit Amsterdam: Inputvortrag und Panel-Moderation
– Karen van den Berg, Zeppelin Universität: Das Studio und die Produktion der Vielen
– Sven Lütticken, Vrije Universiteit Amsterdam: Imagined Assemblies. Between Crowds and Networks
12:30–13:30 Mittagspause
13:30–15:15 Panel II. Asynchrone Commonplaces
– Lisa Stuckey, Universität für angewandte Kunst Wien: Inputvortrag und Panel-Moderation
– Karina Nimmerfall, Universität zu Köln: The Third City
– Simon Strick, Zentrum für Medienwissenschaften Brandenburg: Common Memes, Counterhistories
15:15–15:45 Kaffeepause
15:45–17:30 Panel III. Infrastrukturelle Intimitäten
– Mirela Baciak, Kuratorin steirischer herbst: Inputvortrag und Panel-Moderation
– Elke Krasny, Akademie der bildenden Künste Wien: Infrastrukturen des Sorgetragens. Ökologien des Unterstütztseins
– Viktor Neumann, Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe: Infrastrukturelle Intimität versus Chrononormativität
17:30–18:30 Ausklang mit Gesprächen, Filminstallation, Workshop-Berichten
Symposions-Szenografie: Diane Hillebrand
Filmscreening: May '68 in '78 (1978/2019), Film von Michel Auder mit einer Installation von Michael Stickrod
FREITAG, 09.07.2021
Workshops 10:00–18:00
Workshop I: Collect and Exhaust. Freiburg Specimens
Leitende: Ronja Andersen und Marius Schwarz
Workshop II: Tunnel of Time. Von Erinnerungsräumen und Zeitkapseln
Leitende: Lou von der Heyde und Daniel Vollmer
Workshop III: between us, in all of our differing embodiments
Leitende: Claudia Barth und Hanne König
Abhaltung des Symposions: Open Air-Präsenzveranstaltung im Innenhof des Basler Hofs, unweit des zentral gelegenen Münsterplatzes, Freiburg im Breisgau.
Wegen begrenzter Platzkapazität ist die Teilnahme am Symposion und an den Workshops nur nach vorheriger Anmeldung bis zum 2. Juli 2021 unter anmeldungbiennalefuerfreiburg.de möglich.
Weitere Informationen: https://www.biennalefuerfreiburg.de/programm/a-commonplace-is-not-a-cliche
Quellennachweis:
CONF: "A Commonplace is not a Cliché" (Freiburg i. B., 9-10 Jul 21). In: ArtHist.net, 11.06.2021. Letzter Zugriff 21.11.2024. <https://arthist.net/archive/34344>.