ANN 03.04.2021

Potentiale der Goldschmiedekunst (online/Heidelberg, 22 Apr-26 Jun 21)

online/ Institut für Europäische Kunstgeschichte, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, 22.04.–24.06.2021

Isabella Schnürle

Potentiale der Goldschmiedekunst

Vortragsreihe im Sommersemester 2021, Institut für Europäische Kunstgeschichte, Universität Heidelberg

Die Kunst der Goldschmiede war von herausragender Bedeutung für die Stiftungspraxis und die Repräsentation weltlicher Fürsten und des hohen Klerus. In Liturgie und Reliquienverehrung dienten die Objekte mit ihrem kostbaren und potentiell semantisch aufgeladenen Material und vielschichtigen Bildprogrammen als Medien des Heils und gehörten als Kelch, Patene und Altarkreuz zu den vasa sacra; als Krone vermittelten sie ein oft sakral konnotiertes Herrschertum; am Tisch des Fürsten kommentierten sie höfische Ideale und waren Ausweis von Reichtum. Als Schatzobjekte wurden sie verschenkt, geraubt, thesauriert, umgearbeitet, verpfändet und eingeschmolzen, um Material für Neues zu liefern.
Umwertungen in der Materialhierarchie in Neuzeit und Moderne haben Edelmetalle als Material einer als autonom verstandenen Kunst abgewertet, und gerade der Gebrauch der Objekte hat im Zuge ihrer Musealisierung zu der problematischen Kategorisierung als ‚Kunstgewerbe‘, ‚decorative arts‘, ‚arts mineurs‘ etc. geführt. Entgegen dem ursprünglich hohen Stellenwert spielten sie in der kunsthistorischen Forschung eine untergeordnete Rolle, prägende Fachdiskurse kamen ohne sie aus. Seitdem das Material auch „gebrauchter“ Kunst und künstlerische Techniken große Beachtung erfahren, die Mobilität von Künstlern und Werken im Fokus stehen und Objektbiographien erforscht werden, steht auch die Untersuchung der Goldschmiedekunst unter neuen Vorzeichen.
Die Vortragsreihe stellt aktuelle Ansätze und Projekte vor, die Potentiale der Goldschmiedekunst in unterschiedlichen kulturellen Kontexten bis in die Frühe Neuzeit hinein neu ausloten: Als häufig transkulturelle und vielfach veränderte Objekte, als Komposita aus Materialien, deren naturwissenschaftliche Analyse ebenso zum Verständnis beitragen kann wie ein materialikonologischer Ansatz, als wirkmächtige Dinge mit spezifischen Programmen, Inschriften, Materialien, Formen.

Organisation: Prof. Dr. Rebecca Müller, PD Dr.Tobias Frese

Die Vorträge finden donnerstags, 18 Uhr c.t. statt. In April und Mai werden sie online gehalten und die Anmeldung erfolgt über einen Link auf der Homepage des Instituts für Europäische Kunstgeschichte: http://www.iek.uni-hd.de. Für Juni halten wir zunächst an der Planung eines Vortrags am IEK, Raum 001 fest. Bitte informieren Sie sich dazu dann ebenfalls auf der Homepage.

22.04.
Franz Kirchweger und Martina Griesser, Kunsthistorisches Museum Wien
"dy guldene Krone mit gulden Cruce". Aktuelle Forschungen zur Wiener Reichskrone

06.05.
Heike Schlie, Universität Salzburg
Technikikonologie und die heilsgeschichtliche Typologie der Artefakte: Zum Klosterneuburger Goldschmiedewerk des Nikolaus von Verdun

20.05.
Beate Fricke, Universität Bern
Craft as Flotsam - Objekte aus Niello und Texte über Niello erzählen verschiedene Geschichten

27.05.
Philippe Cordez, Deutsches Forum für Kunstgeschichte Paris
Musik und Jugend im Königreich Frankreich. Der satirische Roman de Fauvel und der vergoldete Brunnen in Cleveland (Paris, um 1320)

17.06.
Lara Frentrop, Universität Heidelberg
Goldschmiedekunst des byzantinischen Tafelmahls im 11. und 12. Jahrhundert

24.06.
Urte Krass, Universität Bern
Die Eidechse am Schloss in Objekten der Goldschmiedekunst aus Goa (16. Jh.)

Quellennachweis:
ANN: Potentiale der Goldschmiedekunst (online/Heidelberg, 22 Apr-26 Jun 21). In: ArtHist.net, 03.04.2021. Letzter Zugriff 28.03.2024. <https://arthist.net/archive/33747>.

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