JOB 25.01.2021

Wiss. Mitarbeit, Brücke Museum, Berlin

Berlin, 01.02.–31.12.2021
Bewerbungsschluss: 27.01.2021

Isabel Fischer

Das Brücke-Museum sucht für ein Pilotprojekt zur kritischen Aufarbeitung der Ethnografica-Sammlung von Karl Schmidt-Rottluff für den Zeitraum Februar bis Dezember 2021
eine/einen wissenschaftliche/n Mitarbeiter:in (m/w/d), auf Werkvertragsbasis
aus dem Bereich der Ethnografie o.ä. mit fundierten Kenntnissen zu dekolonialer Arbeit in Museen und entsprechenden Netzwerken

Das Brücke-Museum sammelt und erforscht Werke der expressionistischen Künstlergruppe Brücke. Zu dieser Gemeinschaft, die von 1905 bis 1913 bestand, gehörten unter anderem Karl Schmidt-Rottluff, Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel, Emil Nolde, Max Pechstein und Otto Mueller. Der Nachlass von Karl Schmidt-Rottluff, der sich im Besitz der Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung im Brücke-Museum befindet, enthält neben Kunstwerken und schriftlichen Dokumenten etwa 100 gesammelte, außereuropäische Skulpturen und Objekte. Schmidt-Rottluff erwarb diese nach bisherigem Kenntnisstand ab den 1910er-Jahren; bei einem Großteil kann von kolonialen Erwerbsumständen ausgegangen werden.

Die rund 100 außereuropäischen Objekte stammen vermutlich aus über 20 Regionen weltweit. Ethnografische Zuschreibungen, Angaben zur historischen sowie aktuellen Bedeutung der Objekte in den Herkunftsregionen und eine Zuordnung zu Kunst, Kunsthandwerk, Ritual- oder Alltagsgegenstand fehlen, ebenso wie Angaben zur Provenienz. Auch ist ungeklärt, auf welche Weise die Werke in Schmidt-Rottluffs Sammlung gelangten. Der Erforschung dieser Wissenslücken möchte sich das Brücke-Museum in einem Pilotprojekt zur kritischen Aufarbeitung und Digitalisierung der Ethnografica von Karl Schmidt-Rottluff widmen. Im Rahmen dieses Projekts wird die bisher fehlende Expertise im Museum gemeinsam mit dekolonialen Expert:innen erarbeitet.

Das Brücke-Museum möchte, als transparent und diskursiv arbeitende Institution, seinen Verpflichtungen nachkommen und sich intensiver mit dem Thema Kolonialismus und den kolonialen Provenienzen beschäftigen. Neben internen Fortbildungen soll nun auch die Auseinandersetzung mit den ethnografischen Objekten begonnen werden.

Durch Aufbau eines lokalen sowie internationalen Netzwerkes soll ein Austausch mit Expert:innen in den Herkunftsregionen der Objekte wie auch in Deutschland etabliert werden. Im Sinne einer kritischen Aufarbeitung der Sammlung sollen die historischen Hintergründe und Erwerbskontexte dieses Konvoluts erforscht, transparent gemacht und öffentlich zur Diskussion gestellt werden.

Der erste entscheidende Schritt hierfür ist die Digitalisierung dieser rund 100 Objekte. Das Projekt wählt als Pilotprojektt eine barrierearme digitale Bereitstellung der Ethnografica (über eine offene Plattform wie Wiki Commons). Formen hierarchisierender oder ausschließender Produktion, Erzählung und (digitaler) Bereitstellung musealen Wissens sollen problematisiert werden, indem der Austausch mit Wissenschaft, Zivilgesellschaft und dekolonialen Initiativen sowie Selbstorganisationen und BIPOC-Communities gesucht wird. Zugleich soll das Projekt einer größeren, internationalen Öffentlichkeit, Zugriff auf und Teilhabe an dieser Sammlung ermöglichen. Es handelt sich dabei primär um ein prozessual angelegtes Interaktions- und Vernetzungsprojekt, das auf der Grundlage der digitalisierten Ethnografica Sammlung entsteht.

Das Projekt wird von einem Team bearbeitet, neben der zu besetzenden Stelle einer/eines wissenschaftlichen Mitarbeiters:in (freie/r Mitarbeiter:in) für die inhaltliche, dekoloniale Projektkonzeption und die Netzwerkarbeit sollen sich ein/en Koordinator:in und eine/n Datenkurator:in um die Digitalisierung der Sammlung kümmern.

Aufgaben
• Aufbau eines Netzwerks von Wissenschaftler:innen, dekolonialen Initiativen sowie Selbstorganisationen und BIPOC-Communities aus Berlin
• Aufbau eines internationalen Netzwerkes mit Expert:innen in den Herkunftsregionen der Objekte
• gemeinsame inhaltliche Konzeption des Projekts mit verschiedenen dekolonialen Netzwerken und dem Projektteam
• Konzeption, Organisation, Durchführung von Veranstaltungen (online und analog), Citizen science, und Workshops gemeinsam mit in Berlin ansässigen Communities und weiteren interdisziplinären Expert:innen
• Aufarbeitung und Dokumentation der Erfahrungen aus dem Prozess der Netzwerkarbeit
• Zuarbeit zu Quartalsberichten, Projektabschlussbericht und zur Kommunikation mit dem Fördergeldgeber
Fachliche Anforderungen
• Studium und/oder vergleichbare berufliche Erfahrungen im Bereich Ethnografie/Ethnologie
• Kenntnisse der musealen Arbeit bzw. Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Kulturinstitutionen
• Erfahrung in dekolonialer Arbeit
• Erfahrungen in Netzwerkarbeit
• Bereits bestehende Kontakte zu und Vernetzungen mit dekolonialen Initiativen sowie Selbstorganisationen und BIPOC-Communities
• Erfahrungen in der Konzeption und Durchführung von analogen sowie digitalen diskursiven Veranstaltungen

Weitere Anforderungen
• Gute englische Sprachkenntnisse in Wort und Schrift sowie nach Möglichkeit gute französische Sprachkenntnisse

Die Dauer der Projektstelle beträgt 11 Monate (Februar-Dezember 2021). Der Zeitraum ist nicht verschiebbar. Die Tätigkeit erfolgt auf Basis eines Werkvertrages, mit einer Bruttovergütung von 20.000 € brutto.

Wenden Sie sich bei Fragen bitte per Email an die Projektkoordinatorin Isabel Fischer: fischerbruecke-museum.de
Bewerbungen bitte bis zum 27.01.2021 ausschließlich per Email an: bewerbungbruecke-museum.de

Quellennachweis:
JOB: Wiss. Mitarbeit, Brücke Museum, Berlin. In: ArtHist.net, 25.01.2021. Letzter Zugriff 28.03.2024. <https://arthist.net/archive/33255>.

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