Vortragsreihe – "Die Kunst des Barock"
des Fachgebiets Kunstgeschichte an der Burg Giebichenstein,
Kunsthochschule Halle
jeweils Montag, 18 Uhr (s.t.)
Burg Giebichenstein, Kunsthochschule Halle, Hörsaal 008, Campus
Neuwerk, Neuwerk 7, 06108 Halle
Konzeption und Organisation: Nike Bätzner
Der Begriff „Barock“ leitet sich von „barucca“ her, einer
Bezeichnung der portugiesischen Juweliere für eine schiefrunde Perle.
Jacob Burckhardt beschrieb den Barock in seinem „Cicerone“ (1855) als
einen „verwilderten Dialekt der Renaissance“. Der Barock wird
assoziiert mit Opulenz, Pomp, Prunk, der Lust am Illusionistischen
und Überschäumenden. Zeitlich vom Ende des 16. bis in die Mitte des
18. Jahrhunderts reichend, ist die Kunst dieser Epoche durch die
Feudalordnung des Absolutismus gekennzeichnet und dient – weniger
bürgerlich als päpstlich und höfisch – der Propaganda der
Gegenreformation und der Repräsentation der Macht.
Doch wenn man das Barocke eher als Geisteshaltung denn als
Stilbegriff auffasst, dann geht es in diesem großen „Welttheater“ um
das Spiel mit der Wirklichkeit und die Frage nach der Beziehung
zwischen dem Faktischen und der Fiktion, zwischen dem materiell
Greifbaren und der ephemeren Illusion – also um die Verschiebungen
zwischen Virtualität und Realität. Insofern haben wir es hier mit
äußerst aktuellen Fragestellungen zu tun.
Die Vortragsreihe lädt Experten der Barockforschung nach Halle ein.
11.10.2010 Nike Bätzner (Halle)
Lust, Tod, Schein. Zur Aktualität des Barock.
Heutige Künstler greifen barocke Motive und Strategien auf, die unter
anderem der Dynamisierung der Wahrnehmung dienen. Wie werden barocke
Konzepte für die heutige Kunst fruchtbar gemacht?
18.10.2010 Film: Peter Greenaway, Drawning by numbers (Die
Verschwörung der Frauen, 1988). Einführung: Nike Bätzner.
Greenaways Film ist angefüllt mit Vanitassymbolik und postmodernen
Bildzitaten vornehmlich aus dem Barock. Wie baut sich daraus ein
Spiel um Mimesis und Illusion auf?
1.11.2010 Philipp Zitzlsperger (Berlin)
Gianlorenzo Bernini zwischen Kunst, Religion und Papsttum.
Bernini, der „zweite Michelangelo“, prägte die barocke
Skulpturenkunst wie kein anderer. Worin bestehen seine Neuerungen?
Wie wurden seine Skulpturen in den „Gebrauch“ überführt?
8.11.2010 Victoria von Flemming (Braunschweig)
Holländische Stillleben und ihr Bezug zu Moderne.
Stillleben gelten als variierbare aber dennoch tradierte Form. Wie
können sie zum Feld einer bildnerischen Modernisierung werden?
22.11.2010 Jürgen Harten (Berlin)
Caravaggio – Blickkontakte.
Michelangelo Merisi da Caravaggio steht für eine provokante
Inszenierung lebensnaher Bilder. Wie werden diese auf die Betrachter
hin konzipiert?
29.11.2010 Joseph Imorde (Siegen)
Carlo Dolcis „Süßigkeit“. Zur Entwertung eines religiösen Konzepts.
Dolcis Werk ist bestimmt durch eine von Süßlichkeit durchtränkte
Sentimentalität. Im 17. Jahrhundert galt dies unbedingt als positiv.
Weshalb und wie hat dieses Konzept eine Umwertung erhalten?
13.12.2010 Bernhard Kerber (Berlin)
Andrea Pozzos Deckenausmalung von San Ignazio in Rom.
Pozzos Gestaltung von San Ignazio ist ein Lehrbeispiel
illusionistischer Kunst, die in den Dienst der jesuitischen
Propaganda gestellt wird. Auf welche Weise wird die Architektur hier
zum Himmlischen geöffnet und wie werden die Betrachter einbezogen?
20.12.2010 Ana María Rabe (Madrid)
Die Umkehrung des Blicks: Diego Velazquez’ „Las Meninas“.
Velazquez’ Meisterwerk ist ein Gefüge von Blick- und
Raumverschränkungen. Wie bestimmt das Werk das Verhältnis von
Künstler, Modell, Bild und Publikum?
17.01.2011 Bettina Uppenkamp (Hamburg)
„Donne famose“ – starke Frauen im Barock.
Artemisia Gentileschi gilt als die Künstlerin des Barock – sie ist
Ausgangspunkt des Vortrags. Doch welchen kulturellen und
sozialpolitischen Einfluss hatten Frauen generell als Produzentinnen,
Auftraggeberinnen und Mäzeninnen im Barock?
24.1.2011 Axel Christoph Gampp (Basel)
Einprägsam verkündet! Peter Paul Rubens.
Rubens’ Werke sind Sinnbilder der Opulenz. Theoretisch werden sie
beispielsweise fundiert durch die Optik des Franciscus Aguilonius.
Wie lassen sich anhand von Rubens’ Gemälden die Umrisse einer
barocken Kognitionstheorie beschreiben?
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Prof. Dr. Nike Baetzner
Fachgebiet Kunstgeschichte
Burg Giebichenstein |||| Kunsthochschule Halle
University of Art and Design Halle, Germany
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Quellennachweis:
ANN: Vortragsreihe "Die Kunst des Barock" (Halle, Oct 10 - Jan 11). In: ArtHist.net, 05.10.2010. Letzter Zugriff 25.04.2025. <https://arthist.net/archive/33140>.