15. Internationales Symposium fuer Architekturtheorie
Institut fuer Architekturgeschichte und -theorie, Prof. Frank R. Werner
25. und 26.11.2010,
Pauluskirche,
Pauluskirchstrasse 8,
Campus Haspel,
Wuppertal
Kraftakt Architektur: "jeu magnifique" oder/und "Medium des
Sozialen"?
Le Corbusier hat den Schoepfungsakt von Architektur im fruehen 20.
Jahrhundert als "gross-artiges Spiel" bezeichnet; als ein von nahezu
allen Zwaengen "befreites" Spiel mit urbanen Kontexten, Typologien,
Volumina, Texturen, Licht und Schatten, Formen und Bedeutungen. Die
Architektursoziologin Heike Delitz hingegen spricht im fruehen 21.
Jahrhundert die Be-deutung von "Architektur als Medium des Sozialen" an.
Sie geht davon aus, dass Architektur nichts kopieren koenne, was
unabhaengig von ihr bereits existiere. Weit davon entfernt, das Soziale
respektive ,die Gesellschaft' nur noch auszudruecken, konstituiere und
transformiere Architektur heute Gesellschaftliches auf andere Weise.
Das 15. Internationale Symposium fuer Architekturtheorie ist das letzte
Symposium des AGT (Institut fuer Architekturgeschichte und
Architekturtheorie der Universitaet Wuppertal), wel-ches unter der
Leitung von Prof. Frank R. Werner steht. Es wird sich mit
Fragestellungen zur kuenftigen Rolle von Architektur und Staedtebau
beschaeftigen. In diesem Kontext wird darueber zu diskutieren sein, ob
sich architektonischer Gestaltungswille in Zukunft vielleicht noch
weitaus staerker als bisher in skulptural angelegten Kraftakten
erschoepfen oder ob sich Archi-tektur wieder staerker auf Reflektion und
Transformation gesellschaftlicher Prozesse besinnen wird. Wobei ausser
Frage steht, dass die sozialutopische bzw. sozialhygienische, mehr oder
weniger naive "Besserwisserei, welche viele Vorhaben der klassischen
Moderne im Nachhinein geradezu konterkariert" hat, laengst der
Vergangenheit angehoert.
Architektinnen und Architekten sind heute nicht mehr in der Lage,
respektive nicht mehr willens, ihren Gebaeuden auch noch die dazu
gehoerigen Lebensentwuerfe fuer die jeweiligen Bewohner oder Nutzer
einzuschreiben. Wenn wir heute von Architektur als "Medium des Sozialen"
sprechen, dann interessiert uns vielmehr, wie Gebautes gesellschaftliche
Mecha-nismen und Prozesse konstituiert, kritisch infragestellt und
transformiert; ja auch in neue Bilder fasst. Dabei muessen "jeu
magnifique" und "Medium des Sozialen" nicht zwangs-laeufig in einem
dialektischen Verhaeltnis zueinander stehen. Auch in einem "jeu
magnifique" koennen durchaus gesellschaftskritische Prozesse oder
Denkanstoesse angelegt sein, so wie es bei Corbusier in nahezu allen
seiner Werkphasen immer wieder der Fall war. Und auch der Begriff des
"Kraftaktes" duerfte, insofern er nicht nur heroischen Phasen der
Architekturgeschichte angehoert, durchaus kritisch hinterfragt werden.
Wobei das "jeu magnifique" heute nicht nur fuer den internationalen
Jetset der Architektur beinahe schon so etwas wie eine
Selbstverstaendlichkeit geworden sein duerfte. Aber wie sieht es
ungeachtet dessen mit einer anderen Art des architektonischen Denkens
und Handelns aus? Mit einer Architektur, die sich als immer wieder neu
zu erfindendes Medium des Sozialen begreift? Machen es sich
Protagonisten, die nur auf das schnelle grosse Spiel abonniert sind,
nicht haeufig zu einfach? Was gibt es aber andererseits derzeit an
einpraegsamen, medialen Denk-, Bild- und 3D-Modellen fuer soziale
Transformations-prozesse? Zeichnen sich bereits Theorien, Modelle und
Bilder der Zukunft ab?
Wir sind gespannt, welche Antworten die Referentinnen und Referenten aus
unterschiedlichen Disziplinen (Architektur, Architektur-theorie,
Kunstgeschichte, Soziologie, Philosophie) uns geben werden. Wie hatte
die Fragestellung des 1. Symposiums gelautet? "Ende der Architektur --
Anfang der Architekturgeschichte." Mit dem Blick aus dem Jahre 2010 in
die Zukunft finden die Diskurse, die wir im Kontext unserer
Internationaler Symposien fuer Architekturtheorie engagiert gepflegt
haben, ihren vorlaeufigen Abschluss. Uns bleibt die Hoffnung, Lust auf
mehr geweckt zu haben.
Programm AGT-Symposium 2010
Donnerstag, 25. November 2010
10.00 Begruessung
Frank R. Werner,
Leiter AGT, Bergische Universitaet Wuppertal
Lambert T. Koch,
Rektor der Bergischen Universitaet Wuppertal
10.45 Le Corbusier, Architekt
11.00 Architektur als Medium des Sozialen
Heike Delitz
Architektursoziologin Universitaet Bamberg
12.00 Twilight Zone: Einhausung des Sozialen
Frank R. Werner
Architekturtheoretiker, BU Wuppertal
13.00 Pause
14.00 Architektonische Form -- fremdbestimmt oder autonom?
Wolfgang Sonne
Architekturhistoriker, TU Dortmund
15.00 Sind ArchitektInnen Odysseus oder Kalypso?
Peter L. Wilson
Architekt, Bolles + Wilson, Muenster
16.00 Pause
16.15 Lilly Reich, Designerin
16.30 "Stadtperspektiven: zwischen aesthetischer Aufwertung und sozialer
Verantwortung"
Christa Reicher
Stadtplanerin, TU Dortmund
17.30 Was ,evident' ist, was wir ab und zu gleichwohl vergessen und
woraus wir folgern muessten...: "Aedificia hominum esse causa constituta
in promptu est."
Werner Oechslin
Architekturhistoriker, ETH Zuerich
18.30 Wann hoert es endlich auf zu dauern. Die Moeglichkeit der
Unmoeglichkeit.
Wolf D. Prix
Architekt, COOP HIMMELB(L)AU, Wien
Freitag, 26. November 2010
09.30 "I have seen the future -- and it works"
Tobias Wallisser
Architekt, LAVA / AbK Stuttgart
10.30 West Arch -- A New Generation in Architecture
Brigitte Franzen, Direktorin des Ludwigforums
fuer Internationale Kunst, Aachen
11.30 Margarethe Schuette-Lihotzky
Architektin
12.00 Architektur: Zwischen Krise, Streik und Intervention
Elke Krasny
Kulturtheoretikerin, Akademie der bildenden Kuenste Wien
13.00 Pause
14.00 Hannes Meyer, Architekt
14.15 "Bauen ist mehr als Architektur!"
Peter Huebner
Architekt, plus+, Neckartenzlingen
15.15 Space Fighter Revisited, a /Jeu//Magnifique/
Arie Graafland
Architekturtheoretiker, TU Delft
16.15 N.N.
Sanford Kwinter
Architekturtheoretiker, Harvard University
17.15 Résumé
Frank R. Werner
18.00 Ende
Quellennachweis:
CONF: Kraftakt Architektur (Wuppertal, 25-26 Nov 11). In: ArtHist.net, 31.10.2010. Letzter Zugriff 07.07.2025. <https://arthist.net/archive/33063>.