CONF Jul 8, 2010

Emotionen im Mittelalter (Frankfurt/M. 21-23 Oct 10)

Johanna Scheel

Gestaltete Gefühle. Strategie, Transformation und Rezeption von
Emotionen im Mittelalter

Internationale interdisziplinäre Tagung, 21. bis 23. Oktober 2010,
Frankfurt am Main

Die historische Emotionsforschung befindet sich in einem
fächerübergreifenden Diskurs zwischen Historikern,
Literaturwissenschaftlern, Philosophen und Theologen, an dem sich
gleichfalls die Frankfurter Kunstgeschichtliche Forschung seit mehreren
Jahren intensiv beteiligt. Den Begriff der historischen
Emotionsforschung gilt es nun in einem Kreis von Kolleginnen und
Kollegen der verschiedenen Disziplinen weiter zu entwickeln.
Es ist das Ziel der Tagung, gemeinsame Fragestellungen deutlich zu
machen und zugleich spezifische Problemfelder der Kunstgeschichte zu
erörtern. Der Zugriff der genannten Nachbardisziplinen auf das
Forschungsfeld erfolgt zumeist, indem Emotionen in historisch variablen,
soziokulturellen Bewertungssystemen verankert und aufgrund ihrer
Funktionen im sozialen, politischen und kulturellen Kontext bestimmt
werden.

Die Kunstgeschichte musste lernen, dem unmittelbaren Ausdruck von
Emotionen zu misstrauen. Die aktuelle, kunstgeschichtliche
Emotionsforschung hat gefühlsbelastete Psychologisierungen von
Bildwerken aus dem Weg zu räumen. Schnell ist man über die Beschreibung
einer Bildfigur oder Skulptur hinweg und kommt zur Beurteilung "ihres
Empfindens". So wird der Darstellung mit wenigen Worten ein Charakter
verliehen, der mitunter lebhaft, aber ergebnislos diskutiert werden
kann.

Analysiert man jedoch den visuell erfahrbaren Emotionsausdruck, dann
zeigt sich dieser als Endpunkt einer Darstellungsstrategie, die viele
Komponenten voraussetzt. Problematisch ist nicht nur die
charakterbezogene Interpretation, sondern auch schon die einfache
Zuordnung von visuellen Zeichen zu bestimmten Emotionen. Gesten und
Mimiken sind eingebunden in pseudo-realistische Darstellungsformen.
Diese kunsthistorischen Fragestellungen können nur in einer methodischen
Diskussion zur historischen Emotionsforschung mit den Nachbarfächern
geschärft werden. Fragen nach der historischen Größe und dem gewachsenen
Verständnis von Emotionen und ihrem Ausdruck sind an erste Stelle zu
setzen und somit Treffpunkt aller geisteswissenschaftlichen Disziplinen.

Im Mittelpunkt der Tagung stehen Emotionskonzeptionen in
mittelalterlichen Medien und ihre Rezeption. Ziel soll es unter anderem
sein, einer Bestimmung des Status spezifischer Emotionsdarstellungen und
ihrer Vermittlung in ästhetischen Konzepten näher zu kommen, indem ein
Dialog zwischen Kunst-, Literatur- und Geschichtswissenschaft sowie
Philosophie und Theologie eröffnet wird.
Weitere Informationen unter:
http://www.kunst.uni-frankfurt.de/gestaltete-gefuehle.htm

Programm

Donnerstag, 21.10.2010

14.00
Einführung
Martin Büchsel

14.30-15.30
Grade der Freiheit.
Zur moralischen Begründung mittelalterlicher Christusbilder
Tobias Frese

15.30-16.30
Emotionen in und durch Literatur: Produktion, Funktion, Rezeption
Rüdiger Schnell

17.00-18.00
Faszination und Trauer. Zum Potential ästhetischer Emotionen im
mittelalterlichen Roman
Jutta Eming

18.00-19.00
N.N.

Freitag, 22.10.2010

10.00-11.00
Emotions in Medieval Philosophical Psychology
Simo Knuuttila

11.00-12.00
Affektdarstellung und Affektübertragung durch das spätmittelalterliche
Bild
Heike Schlie

12.00-13.00
N.N.

14.30-15.30
Mittelalterliche Repräsentation von Freundschaft in Bild und Text
Klaus van Eickels

15.30-16.30
Vom Nominalismus zur Reformation. Emotionstheorien im späten Mittelalter
Alexander Brungs

17.00-18.00
Himmlische Ruhe in höllischem Trubel?
'Der Heilige Antonius in den Versuchungen' als ikonographisches
Schlüsselmotiv des 15. Jahrhunderts
Hubertus Lutterbach

18.00-19.00
N.N.
Martin Büchsel

Samstag, 23.10.2010

10.00-11.00
Die Kunst des Gebets: Emotion und Imagination
Niklaus Largier

11.00-12.00
N.N.

12.30-13.30
Das Lächeln der Madonna
Christine Kratzke

13.30
Abschlussdiskussion

Kunstgeschichtliches Institut
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Senckenberganlage 31
60325 Frankfurt
Prof. Dr. Martin Büchsel

Kontakt: gestaltetegefuehlekunst.uni-frankfurt.de
Weitere Informationen unter:
http://www.kunst.uni-frankfurt.de/gestaltete-gefuehle.htm

Reference:
CONF: Emotionen im Mittelalter (Frankfurt/M. 21-23 Oct 10). In: ArtHist.net, Jul 8, 2010 (accessed Oct 25, 2025), <https://arthist.net/archive/32858>.

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