CFP Feb 9, 2010

Produktion von Evidenz (Delmenhorst, 28-30 Oct 10)

Anja Zimmermann

Call for Papers

Produktion von Evidenz.
Biologische Metaphern und Geschlechterkonstruktionen zwischen Kunst und
Wissenschaft in Neuzeit und Moderne
28.-30. Oktober 2010

PD Dr. Anja Zimmermann (Kulturwissenschaftlliches Institut, Universität
Oldenburg) in Kooperation mit Prof. Dr. Ulrike Gehring (Universität
Trier) und dem Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und
Geschlechterforschung (Universität Oldenburg)
Veranstaltungsort: Hanse-Wissenschaftskolleg, Delmenhorst
Gefördert durch die DFG

Biologische Metaphern sind fester Bestandteil der tradierten
Beschreibung künstlerischer Arbeit. Ein Kunstwerk kann 'lebendig' sein,
es kann 'organischen' Gestaltungsprinzipien folgen oder gar als
'Schöpfung' bewundert werden. Die Beschreibung kreativer Prozesse durch
den Vergleich mit Vorgängen der Natur ist seit der frühen Neuzeit
kunsttheoretischer Topos und bis heute Bestandteil künstlerischer
Praxis. Als komplexes Verweissystem strukturiert es sowohl die
Produktion und Rezeption von Kunst als auch die Selbstentwürfe von
Künstlerinnen und Künstlern.

Angesichts der offensichtlichen Bedeutung der Kategorie Geschlecht für
die biologisierende Auslegung kreativer Produktion, wie sie etwa in der
Analogie biologischer und ästhetischer Reproduktion vorliegt, bildet der
Geschlechterdiskurs eine bislang zu wenig diskutierte Referenz im
Kontakt zwischen Kunst und Biologie. Die einschlägigen Metaphernfelder,
zu denen Begriffe wie Leben, Zeugung, Schöpfung, Generation,
Lebendigkeit, Kreislauf, Organik und Information gehören, erfahren in
ihrer Verwendung zwischen ästhetischen und biologischen Diskursen
konfliktreiche Um- und Neuschreibungen, die immer auch zeitgenössische
Geschlechterkonstruktionen reflektieren.

Ziel der interdisziplinären Tagung ist es deshalb, nach den Bedingungen,
Auswirkungen und Veränderungen dieser Übertragungen zwischen
Naturwissenschaft und Kunst zu fragen und sie als Teil unterschiedlicher
Geschlechterdiskurse zu deuten. Die formalen und strukturellen Analogien
zwischen ästhetischen und biologischen Diskursen sollen vor der Folie
biologisierender Kreativitätskonzepte situiert und unter
geschlechtertheoretischen wie bildwissenschaftlichen Gesichtspunkten
analysiert werden.

Beiträge können die künstlerische Rezeption naturwissenschaftlicher
Darstellungen und Kategorien analysieren (z.B. die 'organische Form' in
der Kunst der frühen Moderne oder die Nutzung molekulargenetischer
Verfahren in der zeitgenössischen Kunst) oder im Umkehrschluß
ästhetische Strategien in biologischen Visualisierungen zum Gegenstand
haben. Darüber hinaus sind Beiträge erwünscht, die den semantischen
Transfer biologischer Kategorien in den ästhetischen Kontext aufzeigen
(Entwicklungsidee, Generationenbegriff etc.). Welche
geschlechtsspezifischen Metaphern strukturieren den Austausch von Kunst
und Biologie? Wie beeinflussen wechselnde Geschlechterkonzepte die
ästhetischen wie biologischen Visualisierungen? Welche Veränderungen
erfahren biologische Motive in der künstlerischen Bearbeitung und wie
wirken diese neuen Bildformen ihrerseits auf die Naturwissenschaften
zurück? Auf welche Weise stellt sich die Evidenz des Künstlerischen oder
Wissenschaftlichen im gegenseitigen Verweis her?

Neben kunsthistorischen sind insbesondere auch Exposés angrenzender
Disziplinen wie der Literatur- oder Musikwissenschaft und der
Wissenschaftsgeschichte ausdrücklich erwünscht. Eine Veröffentlichung
der Beiträge ist im Anschluss an die Tagung vorgesehen.

Themenvorschläge für Vorträge von 30 Minuten werden in Form eines
Exposés (max. 1.500 Zeichen) unter Hinzufügung eines kurzen Lebenslaufs
(max. 1.500 Zeichen) bis zum 15.3.2010 erbeten an

Anja Zimmermann (anja.zimmermannuni-oldenburg.de) und
Ulrike Gehring (gehringuni-trier.de)

Reference:
CFP: Produktion von Evidenz (Delmenhorst, 28-30 Oct 10). In: ArtHist.net, Feb 9, 2010 (accessed Oct 20, 2025), <https://arthist.net/archive/32302>.

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